Probleme, Gerüchte und Rücken
08.12.2023 Handball, SportHandball, 1. Liga: HC Mutschellen – TV Muri (Samstag, 18 Uhr, Kreisschule Mutschellen)
Der HC Mutschellen erlebt derzeit eine Niederlagenserie und kämpft gegen den Abstieg in die 2. Liga. Nebengeräusche wegen der Vereinsfinanzen und des Spielorts ...
Handball, 1. Liga: HC Mutschellen – TV Muri (Samstag, 18 Uhr, Kreisschule Mutschellen)
Der HC Mutschellen erlebt derzeit eine Niederlagenserie und kämpft gegen den Abstieg in die 2. Liga. Nebengeräusche wegen der Vereinsfinanzen und des Spielorts erschweren die Aufgabe genauso, ebenso wie die unklare Situation um den Teamcaptain. Ein Derbysieg wäre eine grosse Entlastung.
Josip Lasic
Fünf Spiele in Folge hat der HC Mutschellen zuletzt verloren und ist auf den 10. Platz abgerutscht. Einen Rang, mit dem die Mutscheller in die Abstiegs-Relegation müssten. Die Mannschaft steckt sportlich in einer Krise, was vor dem Freiämter Derby gegen den TV Muri denkbar ungünstig ist. Die Klosterdörfler gehören zu den stärkeren Teams der Liga. «Muri ist eindeutiger Favorit», bestätigt auch Mutschellen-Präsident Pitsch Müller. «Das wird richtig schwer für uns.»
Als gäbe es sportlich nicht genug Probleme, läuft auch neben dem Platz nicht alles rund. Das Spiel gegen Muri wird in der Kreisschule Mutschellen stattfinden und nicht in der Burkertsmatt. Es ist bereits die fünfte Partie dieser Saison, wo das der Fall ist. Im Februar wird man gegen Horgen/ Wädenswil ein sechstes Mal in die Kreisschule ausweichen. Gerüchte kursieren, dass das finanzielle Gründe hat. Der Präsident verneint das. «An den Wochenenden, wo wir in der Kreisschule spielen, ist die Burkertsmatt anderweitig besetzt. Wir haben diesmal weniger Aufwand betrieben, anderen Vereinen den Vortritt gelassen und auch nicht grossartig versucht, unsere Spiele zu verschieben. Stattdessen sind wir in die andere Halle gegangen.» Müller gibt zu, dass es in der Kreisschule einen Zustupf für den Verein gibt, da die Einnahmen aus der Beiz in der Kreisschule vollständig in die Clubkasse gehen. In der Burkertsmatt ist das «Burki Bistro» unabhängig. «Dabei handelt es sich aber um Beträge, die uns nicht helfen würden, wenn der Verein tatsächlich finanzielle Probleme hätte. Ausserdem haben wir in der Kreisschule insgesamt weniger Zuschauer. Das war ein Experiment, das misslungen ist. In der Rückrunde werden wir das nicht wiederholen.»
Ursachen sind im Kopf
Der Präsident stimmt aber zu, dass das Jahr für den Verein finanziell eher schlecht lief. Unter anderem wurde in ein Kamerasystem investiert, während budgetierte Einnahmen durch Sponsoren oder das Weihnachtsfest des Vereins geringer ausfielen. «Aber es hält sich alles im Rahmen. Um den Verein muss man sich keine Sorgen machen.» Ganz folgenlos ist die finanzielle Situation aber nicht geblieben. Aus diesem Grund hat man sich von Aufstiegstrainer Mario Obad getrennt. «Was aber auch daran liegt, dass er mehr wollte, als wir dafür erhalten haben», sagt Müller.
Der neue Trainer Jan Sedlacek soll jedenfalls nicht für die sportliche Talfahrt verantwortlich sein. «Niemand konnte die Fehler verhindern, die den Spielern gegen Dagmersellen passiert sind», sagt der Präsident. «Gegen die Topteams der Liga haben wir gute Leistungen gezeigt, knappe Niederlagen kassiert. Aber gegen die Mannschaften, wo wir hätten punkten müssen, ist wenig gelungen. Das ist eine mentale Sache.»
Wie geht es weiter für Baur?
Das bestätigt auch Teamcaptain Pascal Baur. «Wir waren in den letzten Jahren erfolgsverwöhnt, haben kaum Spiele verloren. Jetzt müssen wir uns an die Situation gewöhnen, im unteren Teil der Tabelle zu sein.» Baur hat viel Erfahrung, die helfen könnte. Doch er fehlt aktuell wegen starker Rückenschmerzen. Auch im Freiämter Derby wird er nicht auflaufen können. «Es müsste schon ein Wunder passieren.» Der Teamcaptain leidet in den letzten Jahren immer wieder unter Bandscheibenvorfällen. «Ob ich spiele, hängt immer vom Schmerzpegel ab», erklärt der 31-Jährige. Die körperlichen Probleme sind so gross, dass Baur nach der Weihnachtspause eine Entscheidung treffen will, wie es für ihn weitergehen soll. Als wäre das nicht prekär genug, fehlt mit Duje Vukadin auch einer der Topskorer verletzt.
Über die NLB wird aktuell nicht gesprochen
Trübsal blasen wollen weder Präsident noch Teamcaptain. Müller: «Im Sport geht es schnell. Es reicht oft ein Erfolgserlebnis und die Kurve zeigt wieder aufwärts. Ich hoffe, dass die Spieler im Derby die Zähne zeigen und Muri das Leben so schwer wie möglich machen.» Baur: «Wenn wir glauben, dass Muri schon gewonnen hat, müssen wir nicht antreten. Sie sind schlagbar. Und ein Derbysieg kann zu einem Aufwärtstrend führen.» Eine Woche später trifft Mutschellen auf den Tabellenzweiten aus Pratteln, bevor es eine Pause über die Feiertage gibt. «Die kommt uns gelegen», sagt Müller. «Dann können wir uns sammeln und im neuen Jahr angreifen.» Vor sechs Jahren hat Müller davon gesprochen, dass der HC Mutschellen bis 2021 in der Nationalliga B spielen soll. Dieser Traum scheint nicht komplett ausgeträumt, aber darüber will er aktuell nicht reden. «Bei unserem ersten Auftritt in der 1. Liga sind wir gleich wieder abgestiegen. Jetzt wollen wir uns etablieren und länger in dieser Klasse bleiben. Gerade bei der aktuellen Situation wäre es Unsinn, an irgendwelche andere Dinge zu denken. Wir nehmen Schritt für Schritt.» Jetzt, wo vieles beim HC Mutschellen ungewiss ist, scheint das nicht die schlechteste Strategie zu sein.
Die Nummer 1 im Freiamt bleiben
TV-Muri-Trainer Mimmo Di Simone vor dem Derby
Der TV Muri ist momentan auf dem 4. Rang klassiert und hat mit zwölf Zählern doppelt so viele Punkte wie die Mutscheller. Die Klosterdörf ler sind Favorit und geben sich dementsprechend ehrgeizig. Trainer Mimmo Di Simone betont, dass Muotathal, Horgen / Wädenswil und Willisau ebenfalls zwölf Punkte haben. Dagmersellen hat auf das Quartett nur einen Punkt Rückstand, Kriens nur zwei. «Wir haben am vergangenen Wochenende knapp gegen Kriens verloren. Die Niederlage war unnötig und dadurch sind die Teams in der Tabelle so zusammengerückt. Das wurmt uns. Wir wollen Wiedergutmachung.»
Wiedersehen mit Müller
Die Wiedergutmachung ist aber nicht der einzige Grund, wieso die Murianer top motiviert sind. Ihnen ist bewusst, dass bei einer so engen Tabellenkonstellation jeder Punktverlust dazu führen kann, dass die Konkurrenz an ihnen vorbeizieht. «Das wollen wir verhindern. Wir wollen uns in der Tabelle vorne festbeissen und natürlich auch bestätigen, dass wir die Nummer 1 im Freiamt sind.» Di Simone freut sich besonders auf das Wiedersehen mit Mutschellen-Präsident Pitsch Müller. «Ich hatte schon als Spieler einige spannende Duelle. Besonders auch mit Pitsch Müller als direktem Gegenspieler. Jetzt haben wir andere Funktionen, aber dürfen uns wieder duellieren. Ich bin gespannt.» Nach dem Derby geht es für die Murianer auswärts zu den aktuell punktegleichen Muotathalern. Das Ziel ist, die letzten beiden Partien des Jahres siegreich zu gestalten. --spr/jl