Kulturpreis: Filmklub Wohlen zeigt «Die stillen Trabanten» – Kaya Inan hält Laudatio
Der Kulturpreis der Gemeinde Wohlen geht an den Filmklub. Das freut die Verantwortlichen riesig. Die Kulturpreisverleihung am Freitag, 29. September, 20.15 Uhr, im ...
Kulturpreis: Filmklub Wohlen zeigt «Die stillen Trabanten» – Kaya Inan hält Laudatio
Der Kulturpreis der Gemeinde Wohlen geht an den Filmklub. Das freut die Verantwortlichen riesig. Die Kulturpreisverleihung am Freitag, 29. September, 20.15 Uhr, im Winterquartier des Circus Monti ist öffentlich. Ebenso die anschliessende Filmvorführung.
Erstmalig in der Schweiz wird der Film «Die stillen Trabanten» nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer gezeigt. Zu Gast wird zudem Kaya Inan sein. Der in Wohlen aufgewachsene und heute in Berlin beheimatete und vielfach ausgezeichnete Cutter hat diesen Film geschnitten – oder «montiert», wie es heute heisst. Er wird nicht nur die Laudatio zur Preisverleihung halten, sondern auch gerne etwas zu «seinem» Film erzählen. Noch hat es freie Plätze für die Veranstaltung. – Zum Film. Der 1977 in Halle/Saale geborene Schriftsteller Clemens Meyer zählt seit seinem 2006 veröffentlichten (und verfilmten) Debütroman «Als wir träumten» zu den viel beachteten und beachtenswerten Namen der deutschen Gegenwartsliteratur. Mit dem vier Jahre jüngeren Regisseur Thomas Stuber verbindet ihn eine längere Zusammenarbeit. So schrieben die beiden etwa gemeinsam die Drehbücher zu den Filmdramen «Herbert» (2015) und «In den Gängen» (2018). Dies setzt sich nun in «Die stillen Trabanten» fort. Abermals führte Stuber Regie; das Skript verfasste er zusammen mit Meyer, auf Basis dreier Texte aus dem gleichnamigen, 2017 erschienenen Erzählband des Autors. Wie üblich stehen Personen im Mittelpunkt, die am ostdeutschen Stadtrand leben beziehungsweise sich dort aufhalten.
Die stillen Trabanten liesse sich als grosses Schauspielkino bezeichnen, da sämtliche Mitglieder des Ensembles eindringliche Leistungen abliefern. Alle Beteiligten legen eine derart behutsam-zurückhaltende Spielweise an den Tag, die perfekt zu den Orten, Figuren und Situationen passt, die Meyer in seinen Erzählungen erschafft.
Da ist zum einen der Imbiss-Koch Jens (Albrecht Schuch), der mit seinem Kollegen Mario (Andreas Döhler) die Nächte totschlägt und sich in seine Nachbarin Jana (Lilith Stangenberg) verliebt, die sich seit Neuestem Aischa nennt und Kopftuch trägt, weil sie zum Islam konvertiert ist. Und zum anderen wird der Wachmann Erik (Charly Hübner) begleitet, der eine Verbindung zur jungen Migrantin Marika (Irinsa Starshenbaum) aufbaut, die in einer Unterkunft für Gef lüchtete wohnt. In diesen zwei Episoden kommt es zu einnehmenden Momenten, die das Gefühl der Verlorenheit stimmig vermitteln.
Die mit Abstand stärksten Passagen gehören indes der Reinigungskraft Christa (Martina Gedeck) und der Frisörin Birgitt (ganz fantastisch: Nastassja Kinski), die sich in einer verrauchten Kneipe in Bahnhofsnähe begegnen. Christa ist Teil des Trupps, der die eintreffenden Züge säubert; Birgitt arbeitet in einem Salon im Bahnhof. In der schummrigen Atmosphäre des Lokals fangen die beiden eine Konversation an – zunächst ziemlich unbeholfen, dann immer vertrauter. Ein Beisammensein folgt auf das nächste. Und aus Freundschaft wird vielleicht Liebe? --zg
Anmeldung für die Kulturpreisverleihung: Claudia Nick, Kultursekretariat, per E-Mail an kultursekretariat@wohlen.ch.