Ohne Kompromisse geht es nicht
24.10.2025 Besenbüren, Region OberfreiamtDas neue Abfallreglement beschäftigt in Besenbüren seit eineinhalb Jahren und wird es weiter tun
Ergebnisse aus dem Online-Dialog gibts. Zwei Varianten wollte der Gemeinderat als Folge ausarbeiten. Am Politapéro werden aber wieder viele Stimmen laut, die ...
Das neue Abfallreglement beschäftigt in Besenbüren seit eineinhalb Jahren und wird es weiter tun
Ergebnisse aus dem Online-Dialog gibts. Zwei Varianten wollte der Gemeinderat als Folge ausarbeiten. Am Politapéro werden aber wieder viele Stimmen laut, die mehr Veränderung wollen. Konkret geht es um eine wöchentliche Abholung des Kehrichts und darum, dass auch das Grüngut abgeholt wird.
Annemarie Keusch
Es sind Beispiele, die einleuchten. «Gerade im Sommer», sagt ein Besenbürer. Ferienabwesenheiten können schnell dazu führen, dass der Kehricht ganze vier Wochen nicht abgeholt wird. Wer eine Abfuhr verpasst, dem droht dieses Szenario. «Das ist einfach eklig.» Dass einem im Container Maden entgegenkommen, sei in solchen Fällen Realität. «Es braucht eine Variante, mit der die Dienstleistungsangebote erhöht werden», ist dieser Stimmbürger überzeugt. Und er meint nicht nur beispielsweise eine wöchentliche Abholung des Hauskehrichts, sondern auch die Einführung einer Grüngutabfuhr. «Ist es ökologisch, wenn alle mit ihren Autos zum Sammelplatz fahren, um das Grüngut zu leeren?»
Es sind solche Diskussionen, die in Besenbüren seit rund eineinhalb Jahren geführt werden. Solche Voten, die den Gemeinderat dazu brachten, das Abfallreglement genau anzuschauen, zu hinterfragen und mögliche Änderungen auszuarbeiten. Stimmen, die nach einer Verbesserung der Situation rufen, gibts. Aber es gibt auch jene, die zufrieden sind. «Andere beneiden uns darum, dass wir Grüngut quasi rund um die Uhr im Dorf abgeben können.» Die Bereitstellung des Kehrichts während Ferienabwesenheiten mit Nachbarn abzusprechen, sei auf dem Land ganz normal. «Wer auf dem Land leben will, muss gewisse Einschränkungen hinnehmen.»
Gegen 2000 Duelle ausgewertet
Der zuständige Gemeinderat Peter Ammann verglich die Situation mit einem Schiff auf hoher See. «Wir können in alle Richtungen steuern, wollen aber aus der Bevölkerung spüren, welche Richtung gefragt ist.» Der Gemeinderat tat dies mittels eines Onlinedialogs, bei dem verschiedene Möglichkeiten miteinander verglichen und neue eingegeben werden konnten. «Mit Erfolg», findet Ammann angesichts der gegen 2000 ausgewerteten Duelle und rund 100 Teilnehmenden aus der Bevölkerung. 152 Ideen, Meinungen und Äusserungen wurden platziert. Ammann hat diese Daten ausgewertet. Ein flexibles Grüngutsystem ist eine der Erkenntnisse, die er daraus zieht, eine bessere Kommunikation eine andere. Viele weitere kommen hinzu. Am Politapéro betont der Gemeinderat aber: «Wir könnten mitten im Dorf ein Perpetuum Mobile aufstellen, aber es wird nicht gelingen. Ohne Kompromisse kommen wir nicht weiter und drohen, uns im Kreis zu drehen.»
Anhand aller Antworten und Duelle lasse sich eine Tendenz lesen. Die Tendenz dazu, am aktuellen Reglement von 2017 nicht viel zu ändern. Das heisst bei den Themen, die am meisten Diskussionen auslösen: der Hauskehricht wird weiterhin alle zwei Wochen abgeholt und das Grüngut muss zur Sammelstelle im Dorf gebracht werden. Entsprechend präsentierte Peter Ammann zwei Varianten, die er möglichst auf die «Gmeind» nächsten Sommer detailliert ausarbeiten werde. Variante 1: keine grossen Anpassungen, Videoüberwachung bei der Sammelstelle prüfen. Variante 2: Grüngutcontainer und Asthaufen einzäunen, Areal videoüberwachen, Recycling-Angebot um Papier und Karton ergänzen.
Dritte Variante kommt hinzu
Grüngut ist nämlich auch deshalb in Besenbüren ein grosses Thema, weil die Menge quasi doppelt so gross ist wie im Durchschnitt bei den Aargauer Gemeinden. Dass Leute, die nicht in Besenbüren leben, es da entsorgen, ist eine der Folgerungen, die sich daraus ziehen liessen. Videoüberwachung soll hier Abhilfe schaffen. Eine Möglichkeit besteht auch darin, den Zugang zum Grüngutcontainer nur mit Badges zu ermöglichen.
Nun wurde am Politapéro deutlich, dass die Bevölkerung eine dritte Variante wünscht. Eine mit zusätzlichem Angebot, vor allem im Bereich Grüngut und regelmässigerer Kehrichtabfuhr. «Gerade in Mehrfamilienhäusern reichen die Container nicht, wenn der Abfall nur alle zwei Wochen gesammelt wird», hiess eines der Voten. Dass eine höhere Kadenz höhere Kosten verursache, dessen sei man sich bewusst. «Ich wäre aber bereit, dafür zu zahlen.» Der Gemeinderat wird nun also die entsprechenden Varianten ausarbeiten. «Samt Preisschild», sagt Gemeindeammann Mario Räber. Aber auch er betonte, dass am Schluss die Bevölkerung eine Lösung finden müsse, die für alle stimme und die für alle bezahlbar sei. Entschieden wird an der «Gmeind». Ob schon nächsten Sommer, ist angesichts der zusätzlichen Variante unsicher.
Lieber mehr Leute an der «Gmeind»
Anlass zu Diskussionen gab am Politapéro auch das Instrument des Onlinedialoges. Mitreden zu können, das werde begrüsst. Nur sei dieser Dialog mit verschiedenen Varianten, die verglichen werden, und immer neuen Inputs aus der Bevölkerung, die zu weiteren Duellen führen, zu kompliziert. «Wenn immer die gleichen Duelle kommen, dann schreckt einen das ab, weiterzumachen», betonte eine Einwohenrin. Der Onlinedialog sei zu komplex und verschlinge zu viel Zeit.
Peter Ammann und Mario Räber betonten indes, dass es ein wichtiges Instrument sei, um auf hoher See zu erfahren, in welche Richtung das Boot fahren soll. Aber Räber hielt fest: «Es ist aktuell kein weiterer Onlinedialog geplant.» Und es wäre im lieber, die Bevölkerung zahlreich an der «Gmeind» statt online anzutreffen. «Entschieden wird schliesslich da.» Auch über das neue Abfallreglement.

