Ode an die (Handwerks-)Kunst
31.05.2024 Dottikon, Region UnterfreiamtEröffnung der Freiluftausstellung «Bauwerk» von Fotograf Pierluigi Macor
700 Millionen Franken investiert die Dottikon ES derzeit in den Bau neuer Produktionsanlagen. Der Schweizer Fotograf Pierluigi Macor verfolgt die Arbeiten mit der Kamera. Nun wird ein ...
Eröffnung der Freiluftausstellung «Bauwerk» von Fotograf Pierluigi Macor
700 Millionen Franken investiert die Dottikon ES derzeit in den Bau neuer Produktionsanlagen. Der Schweizer Fotograf Pierluigi Macor verfolgt die Arbeiten mit der Kamera. Nun wird ein Teil der Bilder öffentlich präsentiert – auf einem Rundgang entlang des Firmengeländes.
Chregi Hansen
Der Weg entlang des Tiergeheges war schon immer beliebt bei Fussgängern und Velofahrern. In Zukunft dürfte er noch mehr Leute anziehen. Denn der Zaun um das Firmengelände wird für einige Wochen zur Galerie. Hier hängen – in regelmässigen Abständen – Werke des Fotografen Pierluigi Macor, aufgedruckt auf grosse Blachen.
Bekannt ist der Schweizer vor allem als Modefotograf. Meistens pendelt er zwischen Zürich und Paris. Doch in den letzten drei Jahren war er regelmässig zu Gast in Dottikon. Im Auftrag von Markus Blocher, CEO der Dottikon ES, dokumentiert er die Bauarbeiten auf dem Gelände. Und gebaut wird derzeit viel. Für ein neues Lösungsmittellager sowie für neue Produktions- und Trocknungsanlagen investiert das Grossunternehmen rund 700 Millionen Franken. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und alle Anlagen in Betrieb gehen.
Areal neu gedacht
Was hier neu entsteht, das erklärte Robert Dahinden, Leiter Produktion. Und er benutzte dazu ganz viele eindrückliche Zahlen. Vor allem die neue Produktionsanlage ist gewaltig. Wurden hier doch 70 000 Tonnen Beton und 5500 Tonnen Stahl verbaut. Dazu kommen 8,8 Kilometer Werkleitungen und 43 Kilometer Rohrleitungen, an die 14 500 Armaturen angeschlossen sind. «Bei solchen Projekten ist höchste Präzision verlangt», so Dahinden.
«Wir haben vor rund sieben Jahren mit der Planung begonnen. Das ganze Firmenareal wurde neu gedacht», erklärte Blocher an der Vernissage zur neuen Freiluftausstellung. Doch das Entwickeln von Ideen und Plänen sei das eine, letztlich müssten diese auch in die Realität umgesetzt werden. «Dazu sind gute Handwerker nötig. Vom Betongiesser bis zum Elektroinstallateur. Ohne sie funktioniert nichts», so der Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident. Dieses Handwerk wollte die Dottikon ES dokumentieren. Darum habe man dafür einen Fotografen engagiert.
Den Kontakt zu den Bauarbeitern gefunden
Und die Bilder, welche dieser liefert, überzeugten schnell. Was eigentlich nur für interne Zwecke gedacht war, etwa zur Illustration des Jahresberichts, soll darum auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. So entstand die Idee einer Freiluftausstellung. «Mit seinen Fotografien über die Bauarbeiten hat er selbst ein Bauwerk erschaffen», lobt Blocher den Künstler. Und so kann man jetzt auf einem Spaziergang rund um das grosse Firmengelände auf der einen Seite die Arbeiten verfolgen und auf der anderen die Bilder dazu bewundern.
Pierluigi Macor erhielt bei seinem Auftrag freie Hand. «Ich wurde zwar mit Schutzkleidung ausgerüstet und in Sachen Sicherheit instruiert. Aber ich durfte mich auf dem ganzen Gelände frei bewegen», erklärte er an der Vernissage. Die Arbeit hat ihm extrem gefallen. «Ich habe schon immer gerne Menschen fotografiert und finde auch schnell den Draht zu ihnen. Und was die Arbeiter hier leisten, hat mich zutiefst beeindruckt.» Er habe extrem grossen Respekt vor ihnen. «Sie waren mir gegenüber erst skeptisch, hielten mich vermutlich für einen Kontrolleur. Mit der Zeit haben sie mich in ihre Gemeinschaft aufgenommen, durfte ich bei den Pausen dabei sein und auch Porträtbilder von ihnen machen», berichtet der Fotograf.
Wie auf einem fremden Planeten
Macor besuchte die Baustelle über eine lange Zeitdauer immer und immer wieder. Dies zu unterschiedlichen Zeiten.
Und bei ganz verschiedenen Bedingungen. Mal war es so heiss, dass die vom Polier überbrachte Raketen-Glace nicht nur ein tolles Sujet, sondern fast schon Lebensretter war. Dann wieder fiel Schnee und wollte der Fotograf möglichst schnell auf das Areal – auch wenn es an einem Sonntag war. «Die harte Arbeit so nah zu verfolgen, war eindrücklich. Aber ebenso schön war die Zeit nach Feierabend, wenn plötzlich alles ruhig wird und sich die Bauten in einem ganz besonderen Licht präsentieren», erklärt der Künstler. «Da bekam ich ab und zu das Gefühl, auf einem fremden Planeten unterwegs zu sein.»
Der Kunst- und Modefotograf ist froh und dankbar, diesen Auftrag erhalten zu haben. Dass daraus nun gar eine Ausstellung entstanden ist, macht ihn besonders stolz. Er betont aber auch die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Dottikon ES, dem beauftragten Grafikbüro und auch mit der Villmerger Firma Richnerstutz, welche für den Druck der Blachen zuständig war. Nach den Ansprachen ging es dann auf den gemeinsamen Rundgang, der ab sofort allen Interessierten offen steht. Die Ausstellung dauert bis zum 20. August.