Nostalgie mit ganz viel Charme
01.03.2024 WohlenAlles auf Kurs
Sanierung Domherr-Meyer-Haus
Es ist 125 Jahre alt und gehört der katholischen Kirchgemeinde. Nun steht das Domherr-Meyer-Haus mitten in der Sanierung.
Wenn dieses Trio vor dem Domherr-Meyer-Haus steht, dann ...
Alles auf Kurs
Sanierung Domherr-Meyer-Haus
Es ist 125 Jahre alt und gehört der katholischen Kirchgemeinde. Nun steht das Domherr-Meyer-Haus mitten in der Sanierung.
Wenn dieses Trio vor dem Domherr-Meyer-Haus steht, dann strahlen alle drei Männer. Denn die Verantwortlichen sind mit dem Stand der umfassenden Sanierungsarbeiten sehr zufrieden. Kirchenpflegepräsident Josef Brunner, Markus Loher von der Baukommission und Architekt Urs Häfliger sehen bereits dem Finish entgegen. Ende Juni sollen die Arbeiten am Haus fertig sein. Auch bei den Finanzen ist man auf Kurs.
Domherr-Meyer-Haus: Sanierung steht vor dem Finish – Bauherrschaft rundum zufrieden
Die katholische Kirchgemeinde lässt sich die Sanierung des Domherr-Meyer-Hauses knapp 3,5 Millionen Franken kosten. Eine Investition, die sich lohnt. Am Chilegässli entsteht ein Schmuckstück mit vier modernen Wohnungen, Platz für Gewerbe und für ein Ladenlokal.
Daniel Marti
«Wir stehen vor einer echten Herausforderung», erklärte Architekt Urs Häfliger beim Baustart. Die Sanierung des Domherr-Meyer-Hauses ist eine umfassende und komplexe Arbeit. Was Häfliger im vergangenen April sagte, das hat sich inzwischen bewahrheitet. Etliche Probleme mussten gelöst und Entscheidungen getroffen werden. Das Domherr-Meyer-Haus steht unter Denkmalschutz und so musste die Besitzerin, die katholische Kirchgemeinde, auf manches achtgeben. «Aber», sagt Häfliger heute, «wir sind auf Kurs, und wenn die Bauherrschaft zufrieden ist, dann bin auch ich zufrieden.»
Und das ist so. «Wir sind mit dem Stand der Arbeiten tatsächlich zufrieden», betont Josef Brunner, Präsident der Kirchenpflege. «Auch die Kosten haben wir im Griff», fügt er gleich an. Man habe die Bauarbeiten eben erst nach einer sehr guten und gewissenhaften Vorbereitung in Angriff genommen. Bauphysikalische Abklärungen wurden getätigt, die Böden wurden angeschaut, Bohrungen vorgenommen, das Dach ganz genau betrachtet. «Und dann gab es noch eine stetige Kostenkontrolle.»
Das Haus soll sich abheben
Die Baustelle Domherr-Meyer-Haus macht rundum Freude – trotz den vielen Herausforderungen. Sogar die Stimmung bei den Handwerkern sei super, sagt Brunner noch. «Viele sind begeistert, dass sie bei der Sanierung dieses Hauses mitarbeiten dürfen.»
Auch die Fassade trägt zum sympathischen Erscheinungsbild bei. Eine Art Lila-Farbe (Fachbezeichnung: NCS S 4502-R) strahlt von den Gemäuern. Fachmännisch «soft reddish gray», sagt der Architekt.
Früher war das Haus in einem hellgelben Ton gehalten. «Die neue Farbe wurde mit der Denkmalpflege und der Bauverwaltung abgesprochen», erklärt Markus Loher von der Baukommission der Kirchgemeinde. Sogar der Sockel des Gemäuers und die Fenstereinfassungen wurden mit dem kantonalen Denkmalschutz besprochen. «Wir wollten bewusst ein neues Erscheinungsbild. Und wir wollen dieses Haus herausheben.» Das ist jedenfalls gelungen.
Ein weiser Entscheid
Auch die Gestaltung hinter dem Haus darf sich künftig zeigen lassen. Das Gesellenhaus wurde zurückgebaut, damit Platz für Parkplätze entstanden ist. «Das ergibt einen klaren Mehrwert», sagt Loher. «Der Abriss des Gesellenhauses war ein weiser Entscheid», erklärt auch Brunner.
Früher gab es fast keine Parkiermöglichkeiten, künftig gibt es total elf Plätze, davon neun gedeckte. Parkplätze sind in der Kernzone nun mal notwendig. Das Dach der Parkplätze wird übrigens begrünt, auch für den Einbahnverkehr ist genügend Raum vorhanden.
Zum Innern des Hauses. Die grösste Herausforderung stellte die Neuverlegung der Leitungen dar, vom Keller bis hinauf ins Dachgeschoss. Für Wasser, Heizung und das Elektrische brauchte es eine neue Führung. Eine heikle Aufgabe, weiss Brunner, «aber es gab überall Lösungen». Dies gilt auch für die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die Solarpanels sind im Dach eingebaut, wie beim Schlössli, und nur zur Zentrumsseite hin. Zur Kirche hin werden keine PV-Anlagen geduldet. «Aber die Anlage rechnet sich», sagt der Architekt. «Aufwand und Nutzen stimmen.»
Bald auf Mietersuche
Der Kern des Domherr-Meyer-Hauses sind die vier neuen Wohnungen (davon zwei Maisonettes), der Laden im Erdgeschoss und der Sitz der Werbeagentur Küttel, die bald an ihrem bisherigen Standort wieder einziehen kann. «Bis Ende Juni sollten alle Wohnungen bezugsbereit sein», so Markus Loher. «Bald werden wir gezielt auf Mietersuche gehen. Wir haben schon Anfragen für die Wohnungen erhalten.»
Das Baukommissionsmitglied platziert gleich noch einen Werbespruch. «Die Wohnungen sind wahnsinnig schön, haben einen hohen Standard, sind an idealer Lage im Zentrum und von ganz oben hat man erst noch eine wunderschöne Aussicht.» Stimmt so alles. «Die Maisonette-Wohnung ganz oben ist ein wahres Bijou», nennt der Kirchenpflegepräsident noch eine Steigerungsform.
Sämtliche vier Wohnungen verfügen neuerdings über eine grosszügige Veranda oder dann über eine Terrasse. Speziell ist auch die Raumhöhe mit 2,55 Metern.
Und das Domherr-Meyer-Haus hat einen Personenlift. Es ist der viertälteste Lift dieser Art in der ganzen Schweiz. Deshalb reisten von der Firma Schindler Spezialisten ins Domherr-Meyer-Haus, um die Rarität fachmännisch zu renovieren. Die grüne Farbe musste jedoch bleiben, dies forderte der Denkmalschutz. Die Liegenschaft wurde in den Jahren 1899 und 1900 erbaut. Fassade, Treppenhaus und Lift stehen unter kantonalem Denkmalschutz.
Vielleicht ein Bistro?
Nicht nur der Lift ist eine Besonderheit im 125-jährigen Haus am Chilegässli. Auch der Gewerberaum im Erdgeschoss ist speziell. Jahrzehntelang war dort ein Goldschmied samt Bijouterie einquartiert. Dieser Raum wurde nun ausgehöhlt – und da kamen plötzlich alte Durchgänge und Verbindungen zum Vorschein. Diese sollen natürlich erhalten bleiben. Total misst der ehemalige Verkaufsladen samt Werkstatt rund 130 Quadratmeter.
Und die Bauherrschaft ist begeistert, denn der Raum bietet vielfältige Möglichkeiten. Er hat riesige Schaufenster und Parkplätze vor dem Eingang. «Wir können uns vieles vorstellen, vieles ist möglich», so Markus Loher. Man könne daraus Büros machen, aber auch einen Laden oder sogar ein Bistro. Auch das an sehr guter Lage, nur 50 Meter von der oberen Zentralstrasse entfernt.
Kredite von total 3,47 Millionen – und alles im Griff
Ob der gehobene Ausbau der Maisonette-Wohnungen, die Grosszügigkeit des ehemaligen Ladens, die Aufwände wegen des Denkmalschutzes – es sind dennoch keinerlei Mehrkosten in Sicht. Die Kirchgemeindeversammlung bewilligte einen Baukredit in der Höhe von 3,35 Millionen Franken. Sowie Nachtragskredite für Photovoltaikanlage und Kanalisation (80 000 beziehungsweise 40 000 Franken). Total also 3,47 Millionen Franken.
«Dank den guten Vorbereitungsarbeiten konnten wir eine relativ genaue Schätzung der Kosten vornehmen, und so gab es auch keine Überraschungen», erklärt Markus Loher. Insgesamt gab es bisher 35 Sitzungen, 15 davon vor dem Baustart. «Und es wurden keine Arbeiten vergeben, die über unserem Budget lagen», fügt Josef Brunner an.
Mit viel Leben füllen
Letztlich hat die Liegenschaftsstrategie der katholischen Kirchgemeinde dazu beigetragen, dass die Ausgangslage vor der Sanierung des Domherr-Meyer-Hauses gut war. «Alle unsere Liegenschaften sind schuldenfrei», sagt Josef Brunner. Das Domherr-Meyer-Haus ist nach der Sanierung nun die einzige Ausnahme. «Der Mietertrag ist dann auch wichtig für die Finanzierung der Sanierung und das Budget der Kirchgemeinde.»
Nun freuen sich Josef Brunner und Markus Loher zusammen mit Architekt Urs Häfliger auf einen guten Finish. Denn in vier Monaten soll das geschichtsträchtige Haus wieder mit viel Leben gefüllt sein. Und das in einer Liegenschaft, die mitten im Zentrum einen gesamthaft sehr guten Eindruck macht. «Das Domherr-Meyer-Haus ist ein klassischer Altbau, aber einer mit ganz viel Charme», sagt Kirchenpflegepräsident Josef Brunner abschliessend.