NL-Bar ist bald Geschichte
24.01.2025 Mühlau, Region OberfreiamtNach 24 Jahren schliesst sie ihre Türen – für Manuela Spieler geht eine Ära zu Ende
Vor 24 Jahren startete die Erfolgsgeschichte. Manuela Spieler eröffnete die NL-Bar in Mühlau. Ende April nun ist Schluss. Wie es mit der Bar in Mühlau ...
Nach 24 Jahren schliesst sie ihre Türen – für Manuela Spieler geht eine Ära zu Ende
Vor 24 Jahren startete die Erfolgsgeschichte. Manuela Spieler eröffnete die NL-Bar in Mühlau. Ende April nun ist Schluss. Wie es mit der Bar in Mühlau weitergeht, ist noch nicht klar. Auch wenn sie überzeugt ist, dass der Entscheid richtig ist, ist der Abschied mit viel Wehmut verbunden.
Annemarie Keusch
«Die schönen, die lustigen und die geselligen Momente werden mir immer in Erinnerung bleiben», sagt Manuela Spieler. Es sind emotionale Wochen und Monate, die sie hinter und vor sich hat. Seit 24 Jahren ist sie Wirtin in der NL-Bar in Mühlau. Ende April ist Schluss. «24 Jahre voller Einsatz gehen nicht spurlos an einem vorbei», sagt Manuela Spieler.
So richtig gemerkt hat sie das diesen Sommer. An einem Spiel der holländischen Fussball-Nationalmannschaft an der EM. Alles war orange, holländische Fans reisten aus der halben Schweiz nach Mühlau. Es ist einer dieser Abende, die für immer in Erinnerung bleiben werden. Weil sie erstmals überhaupt an ihrem Geburtstag arbeitete. «Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Aber an diesem Tag ging es nicht anders.» Dass nach dem Spiel alle aufstanden, klatschten und ihr ein Ständchen sangen, berührte Manuela Spieler. Aber an diesem strengen und arbeitsreichen Tag merkt sie auch, dass gesundheitlich nicht mehr alles stimmt. «Ich hoffe, dass mich meine Beine noch vier Monate tragen.»
Von Mörlialp via Luzern nach Mühlau
Manuela Spieler ist Holländerin. Vor über 30 Jahren kam sie per Zufall in die Schweiz. Ein Inserat für eine Saisonstelle in der Gastronomie auf der Mörlialp stand am Anfang. Statt nach einem halben Jahr wieder nach Holland zu gehen, blieb sie in der Schweiz, arbeitete in verschiedenen Lokalen in Luzern und besuchte immer wieder eine Bar, in der sich Holländerinnen und Holländer trafen. «Da habe ich die Idee für das spätere Konzept hier in Mühlau her», sagt sie. Und in dieser Holländer-Bar hörte sie auch erstmals von Mühlau. Der dortige Chef betrieb neu das «Chicoloco» in Mühlau und suchte für zwei Tage eine stellvertretende Geschäftsführerin. Sie sagte zu, machte zwischenzeitlich das Wirtepatent und wurde nur wenige Monate später vor die Frage gestellt, ob sie das Lokal ganz übernehmen wolle. «Meine Eltern waren selbstständig, ich wusste, welchen Einsatz und Effort es dafür braucht.» Manuela Spieler sagte zu.
So authentisch wie möglich
Dass sie als Wirtin das «Chicoloco» einfach weiterführt, war für Manuela Spieler kein Thema. «Ich bin schliesslich keine Mexikanerin», sagt sie und lacht. «Ich wollte das verkörpern, was ich bin. Weil es authentischer schlicht nicht geht.» Die NL-Bar ist klassisch holländisch. Orange Farbe an den Wänden, Spezialitäten wie Bitterballen, gesprayte Windmühlen an der Wand, typische Häuserzeilen aus Amsterdam, Speise- und Getränkekarten sind auf Holzschuhen aufgeschrieben und die Wirtin war darum besorgt, dass sie nicht die einzige Mitarbeiterin ist, die Holländisch spricht. Ein Konzept, das funktionierte, das gebürtige Holländerinnen und Holländer aus der ganzen Schweiz anzog. Einen Namen machte sie sich aber nicht nur deswegen. Legendär wurden auch schnell ihre NL-Platten in verschiedenen Variationen. «Etwas, das schnell gemacht ist, vielen schmeckt und das sich die Gäste teilen können. Das war die Idee.» Die Platten mit allerlei Frittiertem haben mittlerweile auch andere Gastronomen übernommen. «Das Original gibt es nach wie vor bei uns», sagt sie augenzwinkernd.
Manuela Spieler ist mit Leib und Seele Gastgeberin. Viele ihrer Gäste wurden über die Jahre Freunde. Sie erlebte allerlei Geschichten mit, hörte sich zig Lebensgeschichten an. Und prägte einige auch entscheidend mit. «Ich habe immer gerne verkuppelt», sagt sie und lacht. Nicht immer habe es funktioniert. «Aber ja, es haben viele Leute geheiratet, die sich in der NL-Bar kennenlernten.» Seit sich herumspricht, dass Ende April Schluss ist, kommen viele der langjährigen Gäste wieder häufiger in die Bar. «Ich geniesse die letzten vier Monate noch.» Auch wenn Wehmut mit dem nahenden Ende verbunden ist. «Ich sehe Stammgäste, denen einen Träne die Wange hinunterrollt. Dann weine ich sofort mit. Es ist nicht einfach, aber es ist der richtige Entscheid.» Sie müsse nun auf sich, ihren Körper hören.
Noch unklar, ob und wie es weitergeht
Dass gerade in der letzten Woche noch die eine oder andere Überraschung wartet, das ahnt Manuela Spieler. «Ustrinkete» will sie es nicht nennen. «Ein schreckliches Wort.» Viel eher soll es ein gefeierter Abschluss werden. Ein legendärer Mittwoch mit DJs aus der Paintball-Farm, ehemalige Mitarbeitende, die wieder aushelfen. «Es ist alles sehr emotional. Und es wird wohl noch schlimmer.» Auch während des Gesprächs fliesst die eine oder andere Träne. Trotzdem sagt Manuela Spieler immer wieder: «Es ist gut, wie es jetzt ist.»
Wie es für sie nachher weitergeht, weiss die 52-Jährige noch nicht. «Zuerst werde ich mir eine Auszeit gönnen.» Ob ihr Weg nachher in der Gastronomie weitergeht oder in einer anderen Branche, das lässt sie offen. «Ich werde sicher versuchen, es etwas ruhiger zu nehmen und nicht mehr nachts bis 4 Uhr zu arbeiten.» Für ihre Gäste wünscht sie sich, dass es trotz Schluss der NL-Bar mit einer Bar in Mühlau weitergeht. Der Besitzer sei mit verschiedenen Interessenten im Gespräch. «Ich hoffe es sehr, dass es weitergeht, in welcher Form auch immer.» Denn nach 24 Jahren liege ihr viel an der Lokalität, an den Stammgästen. Manuela Spieler war es immer wichtig, dass ihre Gäste die Lokalität mit einem guten Gefühl verlassen. Im Hinblick auf Ende April wünschen ihr wohl ganz viele Leute dasselbe.