Nicht im Regen stehen lassen
30.07.2024 Wohlen«Potz Millione!» – eine Sommerserie: Heini Stäger, ehemaliger Lehrer und Dorfhistoriker
Nur wenige wissen so gut Bescheid über das alte Wohlen wie er. Mit dem Geld würde Heini Stäger unter anderem dafür sorgen, dass die ...
«Potz Millione!» – eine Sommerserie: Heini Stäger, ehemaliger Lehrer und Dorfhistoriker
Nur wenige wissen so gut Bescheid über das alte Wohlen wie er. Mit dem Geld würde Heini Stäger unter anderem dafür sorgen, dass die Vergangenheit nicht vergessen geht. Aber er spart auch nicht mit Spitzen gegen Politiker. «Ich kann eben nicht anders», sagt er.
Vor Kurzem in Soglio im Bergell – wunderschönes Dorf auf Bergterrasse, viele alte echte Bündner Häuser. Und plötzlich entdeckte ich an vielen Mauern ebendieser Häuser grossformatige Fotos, die das Leben und die Häuser von früher zeigten, also so, wie es mal ausgesehen hatte genau an ebendiesen Stellen.
Mit einem Teil des Geldes würde ich genau dies in Wohlen auch machen lassen – grossformatige Bilder der Gebäude von früher in die Wand der neuen Gebäude einfügen lassen. Natürlich ganz gross! Also zum Beispiel dort, beim Postplatz, wo der Neubau «Alte Post» steht, da würde ich ein Bild der alten Post, die ja abgerissen wurde, einfügen. Genauso beim Wohlerhof – dort käme das Bild der 1972 verschwundenen Isler-Villa hin. Beim City-Haus das Bild vom Haus Traugott Frey am Bärenplatz, beim Schulhaus Halde nähme ich die Klasse von Anna Donat anno 1895, die mit 74 Schulkindern … die alte AKB, der «Chäber» als Beiz, die «Flora» als ehemaliges Bad Wohlen – es gäbe eine Menge alter Bilder, da ja auch eine Menge schöner Häuser hier in Wohlen verschwunden sind.
Die Liste liesse sich natürlich erweitern – aber die Ausführung, die sähe ich eher in der Hand von Privaten, nicht der Gemeinde, da sonst der halbe Betrag bereits durch externe Berater und spezielle Vorplanungen verbraucht wäre …
«WA» wird obligatorisch für alle Haushaltungen
Noch bleibt fast alles Geld übrig. Also werden bei allen Stellen, wo der Ortsbus hält, endlich kleine Bushäuschen erstellt, damit die Wartenden nicht in Wind und Regen auf den Bus warten müssen – und ein alt(er) Nationalrat könnte nicht immer wieder antönen, man lasse die Stimmberechtigten in Wohlen quasi im Regen stehen …
Wenn noch so viel Geld vorhanden ist, dann kann man ja ein wenig klotzen, zumindest für Wohler Verhältnisse (einige sagen, das tue die Gemeinde schon heute, aber halt über ihre Verhältnisse hinaus). Also erkläre ich, für alle Haushalte sei das Abonnement des «Wohler Anzeigers» obligatorisch, aber natürlich bezahlt aus dem Millionen-Fonds. Und viele Wohlerinnen und Wohler würden wohl bald Wetten abschliessen, ob Harry Lütolf oder Manfi Breitschmid wohl als Erster den hundertsten Leserbrief veröffentlichen würde …
Ein grösserer Brocken wäre die Erstellung eines öffentlichen Archivs in Wohlen. Mehr Leute, als man denkt, haben einen kleinen oder grösseren Nachlass an Texten, Objekten, alten Dokumenten zu Hause, die man eigentlich der Nachwelt erhalten müsste. Und man weiss schlicht nicht, wohin damit, wenn mal geräumt werden muss. Ich denke da natürlich vor allem auch an den literarischen und historischen Nachlass von meinem Vater Robert Stäger – zwei grosse Stahlschränke voller Ordner!
Möglich wäre dies vielleicht in einem der von der Gemeinde nicht mehr erwünschten Kindergärten des GOV – wieso eigentlich nicht? Und mit einer Stiftung oder so von etwa drei, vier Millionen könnte man wohl problemlos Leute, die Geschichte studieren, stundenweise für Digitalisierung und Aktualisierung einstellen.
Alte Wärmepumpen ersetzen, dem Klima zuliebe
Der Rest des Geldes? Schnell erzählt! Den erhalten alle in Wohlen, die bereits eine alte Wärmepumpe in ihrem Garten durch eine neue ersetzt haben. Dem Klima zuliebe. Das aber dürften nicht allzu viele sein und dürfte daher einen rechten Batzen abwerfen. Danke. Ich wäre natürlich auch einer von denen.
Heini Stäger
«Potz Millione!»
«Angenommen, Ihnen werden zehn Millionen Franken für die Erfüllung einer oder zwei, drei Aufgaben zur Verfügung gestellt. Welche Aufgaben sollten mit den zehn Millionen in der schönen Region Freiamt oder in Ihrem Wirkungskreis oder Wohnort mit dem Geld gelöst werden? Was tun Sie mit dem vielen Geld?» Diese Frage ging Anfang Sommer an verschiedene Personen im Freiamt. In dieser Sommerserie stellen wir die Antworten auf diese Fragen vor. Heute ist die Reihe an Lokalhistoriker und Dorfführer Heini Stäger.