Nicht bloss aufs Geld achten
29.09.2023 WohlenZum 9. Mal fanden die Berufsinfotage Berufe Wohlen+ statt
423 Schüler und Schülerinnen aus Wohlen, Villmergen und Niederwil haben in dieser Woche 72 Betriebe besucht und dabei erste Erfahrungen mit der Berufswelt gemacht. Dabei konnten sie verschiedenste ...
Zum 9. Mal fanden die Berufsinfotage Berufe Wohlen+ statt
423 Schüler und Schülerinnen aus Wohlen, Villmergen und Niederwil haben in dieser Woche 72 Betriebe besucht und dabei erste Erfahrungen mit der Berufswelt gemacht. Dabei konnten sie verschiedenste Tätigkeiten kennenlernen.
Chregi Hansen
Wer in die 8. Klasse kommt, der oder die muss sich allmählich mit dem Thema Berufswahl beschäftigen. In diesem Schuljahr sollten die Weichen gestellt werden, damit dann im Laufe der 9. Klasse die passende Lehrstelle gefunden wird. Doch viele Jugendliche wissen in diesem Alter noch nicht genau, was sie später werden wollen. Dank der Berufsinfotage Berufe Wohlen+ können sie an zwei Tagen in bis zu sechs Betriebe hineinschauen. Und erhalten dort jeweils Infos aus erster Hand.
72 Betriebe machen in diesem Jahr mit. Darunter beispielsweise auch das Bifang Wohlen. Und dieses gleich doppelt. Einblicke gab es in die Berufe Fachfrau/Fachmann Gesundheit oder auch als Koch/Köchin. Fünf Teilnehmende kann Noemi Köpfli an diesem Morgen in ihrer Küche empfangen. Sie hat ihre Kochlehre einst im Bifang gemacht und ist vor drei Jahren hierher zurückgekehrt. «Es gibt schon Unterschiede zwischen der Arbeit in einem Restaurant und hier im Altersheim», erklärt sie. «Darum schicken wir die Auszubildenden auch für einige Zeit in ein Restaurant.» Aktuell bildet das Bifang zwei junge Köche aus – einen im ersten und einen im dritten Lehrjahr. Zudem sei man nicht nur am Kochen, sondern helfe, wenn die Zeit reicht, auch beim Abwasch mit. «In der Küche gibt es immer viel zu tun», sagt die junge Köchin.
Aktiv anpacken
Noemi Köpfli nimmt sich viel Zeit für die Jugendlichen. Sie zeigt ihnen die Küche und die Lagerräume. Erklärt, worauf bei der Lagerung zu achten ist. Oder wie man Essen püriert und dann wieder in eine Form bringt, sodass es aussieht wie echt. «Einige Bewohner haben Schwierigkeiten beim Schlucken. Wir wollen ihnen aber nicht nur einen Brei servieren, darum nehmen wir den Aufwand auf uns», sagt sie. Auf die Essgewohnheiten und allfällige Allergien der Bewohner und Bewohnerinnen nehme man natürlich Rücksicht. «Aber das sind zum Glück nur wenige Fälle.»
Aber die Schüler und Schülerinnen sollen nicht nur zuhören, sondern auch selbst aktiv werden. Sie helfen beim Belegen des Toast Hawaii mit sowie beim Schneiden der Zucchetti. «Es ist wichtig, dass die Stücke gleich gross sind. Nicht, dass nachher einzelne fast roh und andere verkocht sind», mahnt sie. Und demonstriert gleich noch, wie man das Messer am besten hält, um sich nicht zu schneiden. «Es passiert trotzdem immer mal, und nicht nur in der Lehre», lacht sie. Und während die Jugendlichen weiter schnipseln, erklärt sie den Verlauf der dreijährigen Lehre. Inklusive den Schulfächern an der Berufsschule.
Sich nicht abbringen lassen von seinen Träumen
Von solchen kann Pirmin Breu seinen Besuchern nicht berichten. «Den Beruf des Künstlers kann man nicht lernen. Künstler sein ist eine Lebensphilosophie», macht er gleich zu Beginn deutlich. Der Wohler macht nach einer längeren Pause wieder bei Berufe Wohlen+ mit. Und will die Teilnehmenden ermuntern, kreativ zu sein und sich bei der Berufswahl nicht zu fest von aussen beeinflussen zu lassen. «Ich wollte eigentlich Grafiker werden, doch der Berufsberater hat mir davon abgeraten. Auch von meinem Zweitwunsch Dekorateur hat er nichts gehalten. Ich hoffe, ihr macht heute bessere Erfahrungen», sagt er.
Breu hat schliesslich Schriftenmaler gelernt – den Beruf gibt es heute nicht mehr. «Wir haben damals noch alles von Hand gemacht. Das Beschriften eines Autos mit dem Coca-Cola-Logo hat schon mal zwei Tage gedauert», schaut er auf diese Zeit zurück. Heute werde viel kreative Arbeit mit dem Computer verrichtet. Er freut sich, dass viele der angemeldeten Schüler und Schülerinnen in der Freizeit gerne zeichnen. Und gibt ihnen gerne Tipps, mit welchen Stiften sie am meisten Erfolg haben. «Probiert möglichst viel aus, nur so werdet ihr besser. Und könnt einen eigenen Stil entwickeln», so sein Ratschlag. Und: Man solle keinen Beruf des Geldes wegen aussuchen, sondern etwas tun, was einem Freude bereitet. «Denn euer Beruf macht nachher einen Grossteil eures Lebens aus. Also sollte man es gern tun.»
Besuch mit Smileys beenden
Viel Geld verdienen könne man zwar auch als Künstler. Als Beispiel nennt Breu den britischen Streetart-Künstler Banksy. Er hat wie einst Breu mit illegalen Sprayereien angefangen, heute erzielen seine Werke Millionen. Das aber sind seltene Ausnahmen. Die meisten Künstler müssten bescheiden leben, denn Kunst sei ein Luxus, den sich Leute nur leisten, wenn es ihnen gut geht. «Darum lernt zuerst einen ‹richtigen› Beruf, das gibt Sicherheit. Und lebt das Kreative in der Freizeit aus.» Wie das geht, können die Schülerinnen und Schüler selbst mit der Spraydose erleben, sie dürfen ein kleines Graffiti an die Wand sprayen, die meisten wählen ein Smiley. Auch hier kann das Theoretische gleich mit der Praxis verbunden werden. Und genau das macht diese Tage so wertvoll.