Die Wintersaison gerettet

Hilfe für Blatten aus Dottikon

Der Bergsturz im Frühling dieses Jahres hat vielen Bewohnerinnen und Bewohnern von Blatten ihre Existenzgrundlage genommen. Esther Bellwald und Lukas Kalbermatten, die beide jeweils ein Hotel besessen hatten, nahmen all ihren Mut zusammen und haben einen Neustart gewagt. Auf der benachbarten Lauchernalp eröffnen sie dieses Wochenende ein in Rekordzeit gebautes Hotel, ganz aus Holz. Möglich machen dies unter anderem die Tatkraft und das Know-how der Schäfer Holzbautechnik in Dottikon. --red

Spezielles Projekt für die Schäfer Holzbautechnik zugunsten der Krisenregion Blatten

Der Bergsturz vom Frühling dieses Jahres hat in Blatten rund zwei Drittel aller Hotelbetten zerstört. Heute Freitag dürfen nun die ersten Gäste ins neue Hotel Momentum einchecken, welches auf der Lauchernalp gebaut wurde. Dies dank Freiämter Unterstützung.

Temporäre Bauten sind ideal, wenn es schnell gehen muss: bei Sporthallen und Schulhäusern, aber auch bei zeitlich limitierten Aufstockungen oder Anbauten. Die Schäfer Holzbautechnik aus Dottikon hat Erfahrung mit temporären Bauten. In den vergangenen vier Jahren hat sie für den Kanton Zürich einen Erweiterungsbau auf dem Annex-Gebäude des Opernhauses gebaut sowie mehrere wiederverwendbare Sporthallen und ein Schulhaus für die Stadt Zürich.

Dies war einer der Gründe, warum sich die Hotelkooperation «Die Lötschentaler» im Juni an die Holzbauer aus dem Aargau gewandt hat. Esther Bellwald und Lukas Kalbermatten haben beide ihre Hotels verloren beim Bergsturz. Das Projekt «Momentum – die Lauchernalp-Lodge» wird vom Kanton Wallis getragen und gefördert.

Mit viel Leidenschaft und Herz am Werk

Das Ziel, bis Weihnachten ein Hotel auf der Lauchernalp zu eröffnen und damit neue Übernachtungsmöglichkeiten, aber vor allem auch neue Arbeitsplätze zu schaffen, war mehr als ehrgeizig. Nur gerade 105 Arbeitstage waren es vom ersten Kontakt bis zur Fertigstellung am 19. Dezember. Die überaus engagierten Hoteliers trafen auf ebenso motivierte Holzbauer, mit welchen sie gemeinsam und mit viel Leidenschaft und Herz das Projekt vorantrieben und realisierten.

In der Produktionshalle der Schäfer Holzbautechnik in Dottikon wurden ab August die Decken- und Wandelemente hergestellt. Die Badezimmer wurden als Module fixfertig vorproduziert und konnten vor Ort nur noch durch den Sanitär angeschlossen werden. Die ersten Holzelemente wurden bereits im September auf die Lauchernalp transportiert, parallel starteten die Baumeisterarbeiten vor Ort. Neben der zeitlichen Herausforderung gab es auch beim Bau selbst einige Besonderheiten zu beachten. Wind, Schnee, Lawinen, Erdbeben: Das Lötschental hat es in sich. So musste der dreistöckige Bau statisch gesehen so gebaut werden, als hätte er sieben Stöcke.

Eindrückliche Zahlen

Das «Momentum – die Lauchernalp-Lodge» beeindruckt nicht nur hinsichtlich einer rekordverdächtigen Realisierungszeit, sondern auch mit weiteren Zahlen: 338 Quadratmeter Holz wurden verbaut, 266 Quadratmeter davon sind gelabeltes Schweizer Holz, das entspricht einem Anteil von rund 80 Prozent. Mit dem Bau konnten 305 Tonnen CO2 gebunden werden. 2200 Meter Netzwerkkabel und 8450 Meter weitere Kabel wurden verlegt, dazu 50 Kilogramm Blitzableiter in Kupfer verbaut sowie 22 500 Schrauben, Bolzen und Verbindungsmittel in Stahl montiert.

In den letzten neun Wochen waren ständig zwischen 6 und 20 Zimmerleute vor Ort, um das Hotel rechtzeitig fertigzustellen. Dazu viele weitere Fachleute wie Sanitäre, Maler, Elektriker usw. Nicht immer war klar, ob der geplante Start realisierbar ist, und doch hat am Ende, dank guter Planung und auch aufgrund von Wetterglück, alles gepasst und wurde das Hotel rechtzeitig vor Weihnachten fertig. Heute Freitag wird es zusammen mit den Familien, Freunden, Vertretern der umliegenden Gemeinden und des Kantons, den am Bau beteiligten Unternehmen sowie nationalen und internationalen Medienvertretern feierlich eröffnet.

In fünf Jahren neue Nutzung

Das Projekt war auch für die erfahrenen Holzbauer aus Dottikon eine spezielle Herausforderung. «Wir sind sehr stolz, dass wir als Totalunternehmerin massgeblich an diesem Bau beteiligt sind. Ein Gebäude in solch einer Dimension innerhalb so einer kurzen Zeit zu realisieren, und dies auf rund 2000 Metern über Meer, ist sicherlich einzigartig in der Schweiz», sagt Isabelle Schiess, Leiterin Marketing.

Das Hotel Momentum verfügt über 19 Zimmer und Platz für maximal 64 Gäste. Neben einer Rezeption und einem Aufenthaltsraum hat es auch Platz, um Ski, Snowboards oder Bikes zu verstauen. Mindestens fünf Jahre lang soll das Hotel Momentum auf der Lauchernalp stehen bleiben. Danach wird es abgebaut und kann in Blatten als Gruppenunterkunft, Mitarbeiterhaus für Hotelangestellte oder Jugendherberge wieder aufgebaut werden. Es ist der Start in ein neues Abenteuer für die Hoteliers Kalbermatten und Bellwald und ein Symbol für Hoffnung, Mut und Willenskraft und ein Sinnbild dafür, was man zusammen alles schaffen kann. --pd

Infos zum Hotel: www.momentum-lauchernalp.ch. Infos zum Unternehmen und zum Bauprojekt: www.sht.ch.