Neue Strategie soll Zukunft sichern
31.10.2023 WohlenDie Zukunft planen
Reformierte Kirchgemeinde Wohlen-Villmergen
Die reformierte Kirchgemeinde verfügt über mehrere Liegenschaften, darunter auch zwei Kirchen. Die meisten von ihnen sind aber sanierungsbedürftig und energetisch schlecht ...
Die Zukunft planen
Reformierte Kirchgemeinde Wohlen-Villmergen
Die reformierte Kirchgemeinde verfügt über mehrere Liegenschaften, darunter auch zwei Kirchen. Die meisten von ihnen sind aber sanierungsbedürftig und energetisch schlecht aufgestellt. Das macht sie im Betrieb sehr aufwendig, gleichzeitig gehen aber die Steuereinnahmen zurück. Eine Arbeitsgruppe hat darum eine Immobilienstrategie erarbeitet und präsentiert. Dafür gab es mehrheitlich gute Noten. --red
Reformierte Kirche Wohlen-Villmergen informierte über den Vorschlag des Strategieteams zu den Immobilien
Welche Immobilien können und sollen mittel- bis langfristig im Portefeuille der Reformierten Kirche Wohlen-Villmergen behalten, welche müssen verkauft oder umgenutzt werden? Eine auch emotional schwierige Fragestellung, die am Infoanlass in der Kirche Wohlen im Mittelpunkt stand.
Walter Minder
Die Reformierte Kirche Wohlen-Villmergen ist wie viele andere Kirchgemeinden auch mit dem Problem sinkender Mitgliederzahlen und damit sinkender Steuereinnahmen konfrontiert. Kirchenpflegepräsident Michael Stalder: «Es gibt im Freiamt sogar eine Kirchgemeinde, die ihre Gottesdienste im Winterhalbjahr im Kirchgemeindehaus durchführt, weil die Beheizung der Kirche finanziell nicht mehr tragbar ist.» Er zeigte sich etwas enttäuscht, dass sich nur rund 25 Besucher für die «Immobilienstrategie 2050» interessierten.
Klare Zielsetzungen
Edwin Hübscher, Koordinator für die Erarbeitung der Immobilienstrategie, präsentierte dann die Arbeit des Strategieteams «Immostra-2050». Er fasste nochmals kurz die Ausgangslage zusammen: «Bei den meisten Gebäuden sind insbesondere Sanitärund Elektroinstallationen, aber auch Dächer und Fassaden am Ende ihrer Lebenszeit angekommen.»
Die Kosten für die Instandsetzung betragen rund 1,65 und für die energetischen Sanierungen 2,2 Millionen Franken. «Da sich zudem die Bedürfnisse bezüglich Gebäudenutzung ändern, sind auch Umbauten und zusätzliche Ausstattungen erforderlich, wofür wir in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren mit einem Finanzbedarf von rund 5 Millionen rechnen, sodass für die Aufwertung des bestehenden Portfolios letztlich fast 9 Millionen Franken notwendig wären.»
Aus Sicht des Strategieteams besteht darum zwingend Handlungsbedarf. So soll bis 2030 der Gebäudebestand reduziert, den energetischen Anforderungen angepasst und vielseitig genutzt werden. «Die Kirchen Wohlen und Villmergen sind unser Gesicht gegen aussen, bilden unsere kulturellen Zentren und bleiben mindestens für die nächsten 15 Jahre erhalten.»
Begleitet durch Joël Buntschu von BDO Immobilien entwickelte die Arbeitsgruppe verschiedene Strategien, vom Status quo bis hin zur eigenverantwortlichen Portfolioentwicklung und -vermarktung. «Unsere Bewertung ergab zwei Favoriten: Zwei-Kirchen-Strategie und übrige Nutzungen am Standort Wohlen sowie eigene Portfolioentwicklung.» An der Kirchgemeindeversammlung vom 24. Januar wird aber nur die Zwei-Kirchen-Strategie zur Umsetzung beantragt.
Viele Fragen, sachliche Antworten
Dann eröffnete Stalder die gut benutzte Fragerunde. Wie realistisch ist die Umzonung der Parzelle mit Pfarrhaus und Garage in Villmergen? Gemäss Stalder befürwortet heute die Gemeinde dieses Vorhaben – so, wie ein Teilnehmer aus Villmergen: «Wir stehen hinter der vorgeschlagenen Immobilienstrategie.»
Auch der Einfluss vom Ortsbildschutz bei der Kirche Wohlen kam zur Sprache, da ein Votant bemängelte, das Land östlich der Kirche sei vergessen worden. «Wir haben das Thema Ortsbildschutz mit dem Gemeinderat besprochen, dort haben wir keinen Spielraum.»
Für das Kirchgemeindehaus Wohlen besteht Kaufinteresse und es soll verkauft werden, was von einem Besucher kritisiert wurde: «Warum verkauft man das schöne Kirchgemeindehaus und nicht das Pfarrhaus?» «Leider verursacht das Kirchgemeindehaus grosse Kosten und kann nicht wesentlich verändert werden.»
Zuerst Entscheid an der Kirchgemeindeversammlung
Die Landeskirche Aargau hat ihre Zustimmung zur geplanten Umzonung in Villmergen gegeben – wie sieht das in Wohlen aus? Stalder versicherte, dass diese Gespräche unmittelbar nach der Kirchgemeindeversammlung aufgenommen werden, ebenso werde die ins Auge gefasste Umzonung in Angriff genommen. Auf welchen Grundlagen basieren die erwähnten fünf Millionen Franken für die Aufwertung des bestehenden Portfolios? Stalder: «Vor einigen Jahren ist durch die Firma Xaver Meyer AG eine entsprechende Kostenanalyse gemacht worden.» Begrüsst wurde, dass das Strategieteam verschiedene Szenarien geprüft hat.
«Warum aber steht nicht auch eine Mischform der beiden favorisierten Strategien zur Diskussion?» Die Kirchgemeinde sei kein Immobilienentwickler, das erfordere Arbeitskapazitäten und Know-how. Auch warum die geplanten Immobilienverkäufe in Villmergen und Wohlen nicht gleichzeitig erfolgen, wurde gefragt. Stalder: «Villmergen ist in dieser Frage Wohlen einen deutlichen Schritt voraus.»
Geht es um möglichst viel Geld?
Betont wurde, dass die Kirchgemeinde bei der Nutzung der Verkaufsflächen mitreden will. Darum wird von potenziellen Käufern ein entsprechendes Konzept verlangt, «sonst kommt ein Verkauf nicht infrage». Das Stichwort heisst also nicht höchstmöglich, sondern bestmöglich.
Aber klar ist: Ohne greifende Massnahmen steht die Reformierte Kirche Wohlen-Villmergen in absehbarer Zeit finanziell mit dem Rücken zur Wand. Spürbar war, dass die ins Auge gefasste Strategie viel Goodwill geniesst. Stalder abschliessend: «Das Ziel des Infoanlasses ist in meinen Augen erreicht, wir haben uns ausgetauscht, Inputs erhalten und das erfreulicherweise in guter Diskussionskultur.» Auf die nächsten Schritte darf man gespannt sein.