Neue Lösungen sind gefragt
25.04.2025 Region UnterfreiamtJahresbericht Gemeindewerke Villmergen – Bau eines Batterieenergiespeichersystems geplant
Vor wenigen Wochen fand der Spatenstich statt für den neuen Wärmeverbund. Und schon präsentieren die Gemeindewerke ein neues Grossprojekt: den Bau eines eigenen ...
Jahresbericht Gemeindewerke Villmergen – Bau eines Batterieenergiespeichersystems geplant
Vor wenigen Wochen fand der Spatenstich statt für den neuen Wärmeverbund. Und schon präsentieren die Gemeindewerke ein neues Grossprojekt: den Bau eines eigenen Batterieenergiespeichersystems. Warum dies nötig ist, zeigt ein Blick in den Geschäftsbericht.
Chregi Hansen
Solarstrom boomt in Villmergen. Die Zahlen dazu sind imposant. Gingen 2023 53 neue Anlagen in Betrieb, waren es letztes Jahr deren 75 – eine klare Steigerung um 44,9 Prozent. Per Ende 2024 zählte man in Villmergen, Hilfikon und dem Ortsteil Bally 242 Anlagen. Und in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wurden bereits wieder 17 Neuanlagen am Netz angeschlossen.
In Villmergen setzen nicht nur Private auf den Strom vom Dach, sondern auch viele Industrie- und Gewerbebetriebe. Alle Photovoltaikanlagen zusammen produzierten im vergangenen Jahr ohne Berücksichtigung des Eigenverbrauchs 5,443 Millionen kWh Strom. Und das wird je länger je mehr zum Problem. Dadurch, dass viel mehr Produzenten ihren Strom einspeisen und dieser abhängig ist vom Wetter, Tages- und Jahreszeit, wird das gesamte Netz instabiler. Ganz einfach ausgedrückt: Zeitweise ist zu viel Strom im Netz, dann wieder zu wenig. Industriebetriebe beispielsweise nutzen unter der Woche den selbst produzierten Strom für ihre Anlagen selbst, an den Wochenenden wird dieser aber ins Netz eingespiesen.
Private Speicher können Problem nicht lösen
«Die Energiewende gehört zu unseren Kernaufgaben. Aber es reicht nicht, nur Strom zu produzieren, er muss auch verteilt werden», sagt Martin Hössli, Geschäftsleiter der GWV. Villmergen nützt aktuell bereits 17 Prozent des vorhandenen Potenzials beim Solarstrom aus. Zum Vergleich: In Wohlen sind es 13,4 Prozent, in Bremgarten gar nur 9,5. Und die Menge wird in Zukunft weiter zunehmen. Und damit die Herausforderungen, den Strom zu verteilen oder zu speichern. «Das ist kein lokales Problem, halb Europa ist mit diesen Fragen konfrontiert», betont Hössli. Am besten wäre es, wenn die Stromproduzenten ihre Energie selber verbrauchen. Doch das funktioniert nicht. Zwar bauen immer mehr Private jetzt auch Batteriespeicher ein, doch die vermögen die produzierte Menge nicht zu fassen. Vereinfacht gesagt: Die Batterien laden sich im Verlauf des Vormittags auf – dann sind mehr oder weniger alle gleichzeitig voll und geben den weiteren Strom ins Netz ab. Noch gibt es dafür etwas Geld – aber das könnte sich schon bald ändern.
«Gmeind» muss über
Millionenkredit entscheiden
In Villmergen reagiert man darum. Die Gemeinde plant in Zusammenarbeit mit den Gemeindewerken die Realisation eines Batterieenergiespeichersystems. Kostenpunkt: 3,58 Millionen Franken. «Die effiziente Speicherung von überschüssiger Energie ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Durch die Fähigkeit, die Produktion von elektrischer Energie kurzfristig an die aktuelle Nachfrage anzupassen, wird das lokale Netz stabilisiert und die Zuverlässigkeit der Villmerger Energieversorgung entscheidend verbessert», betont Hössli. Finanziert werde das Ganze aus eigenen Mitteln.
Seit zwei Jahren ist man bereits in der Planung. Realisiert wird die «Superbatterie» auf einer Parzelle der Behr Bircher Cellpack AG. Über das Projekt wird an der kommenden «Gmeind» abgestimmt. Neben dem Kredit für das Energiespeichersystem geht es auch um einen Baurechtsvertrag über 25 Jahre mit der Cellpack. Hier hat es auch noch genügend Platz für weitere Grossbatterien. Für den Geschäftsleiter lohnt sich die Realisation. Ansonsten wären grosse Investitionen in den Netzausbau nötig. Und es droht die Gefahr, dass die Gemeindewerke gezwungen sind, das Einspeisen von Solarstrom zu untersagen. So weit soll es aber nicht kommen.
Strom- und Wasserverbrauch waren rückläufig
Zu den Stromproduzenten gehören auch die Gemeindewerke selber. Die betriebseigenen Photovoltaikanlagen Schulzentrum Mühlematten und GE- LOG II produzierten im vergangenen Jahr 460 000 kWh Sonnenstrom. Die letztes Jahr in Betrieb genommenen Anlagen bei den Kombibauten, beim Garderobengebäude Sportanlage Badmatte sowie auf dem Pumpwerk Kreuzester produzierten zusammen weitere 37 000 kWh Strom. Die Mengen dieser gemeindeeigenen Anlagen decken den Energiebedarf von gesamthaft 66 Einfamilienhäusern oder 111 Wohnungen.
Insgesamt ging der Stromverbrauch im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent zurück. Auch der Trinkwasserabsatz verzeichnet als Folge des durchzogenen Wetters ein Minus von 16,6 Prozent. Mit 799 000 Kubikmeter wurde der hohe Wert von 2023 (958 000 Kubik) bei Weitem nicht erreicht. Dafür konnten sich dank der vielen Niederschläge die Quellen normalisieren. Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit investierte die Elektrizitäts- und Wasserversorgung zusammen 2,4 Millionen Franken. Fast abgeschlossen ist inzwischen der Einbau der intelligenten Stromzähler, den sogenannten Smartmetern. Ende Jahr waren diese bereits zu 98 Prozent installiert. Abgeschlossen und zünftig gefeiert wurde der Ausbau des Reservoirs Bergmättli.
Finanziell ein gutes Jahr
Auch finanziell können die Gemeindewerke auf ein gutes Jahr zurückblicken. In einem dynamischen Marktumfeld erzielten die Gemeindewerke einen Gewinn von 1,791 Millionen Franken, damit liegt das Ergebnis 35,1 Prozent über Budget und 39,2 Prozent über dem Vorjahr. Der konsolidierte Umsatz konnte um 21,1 Prozent auf 24,6 Millionen Franken gesteigert werden, wobei die Steigerung hauptsächlich auf die hohen Energiepreise zurückzuführen ist. Hier gibt es aber Entwarnung. Die Lage an den Energiemärkten hat sich entschärft – ab 2025 sinken die Energiepreise. Ob dies dazu führt, dass weniger Solaranlagen gebaut werden, bleibt offen.