Neue Lebensräume schaffen
25.10.2024 Region UnterfreiamtEinsatz für die Biodiversität: Im Reusspark werden neue Hecken gepflanzt
Neun Landwirte aus Niederwil besitzen neu Pachtland auf dem Gebiet des Reussparks. Sie mussten sich allerdings dazu verpflichten, einen Teil ihres Landes für die Förderung von ...
Einsatz für die Biodiversität: Im Reusspark werden neue Hecken gepflanzt
Neun Landwirte aus Niederwil besitzen neu Pachtland auf dem Gebiet des Reussparks. Sie mussten sich allerdings dazu verpflichten, einen Teil ihres Landes für die Förderung von Biodiversität zur Verfügung zu stellen. Mit Unterstützung der Schule wurden gestern ganz viele Pflanzen gesetzt.
Chregi Hansen
Irgendwie sind alle am Strahlen an diesem Morgen. Kurt Notter, der Präsident des Reussparks, weil das Land rund um die Institution noch attraktiver wird. Die Bauern, die einen Teil des Pachtlandes zur Verfügung stellen und so einen wertvollen Beitrag für die Natur leisten. Inès Röthele von Pro Natura, welche die Heckenpflanzaktion organisiert und vorbereitet hat. Und auch die Schüler und Schülerinnen, die, statt Mathematik und Deutsch zu büffeln, Hunderte von Sträuchern pflanzen. Alle haben ein Lachen im Gesicht. Und kurz vor Mittag strahlt auch noch die Sonne vom Himmel.
40 Hektaren Pachtland besitzt der Reusspark. Nachdem der Traum von einem Golfplatz ein jähes Ende gefunden hatte, wurde in den vergangenen Jahren ein Biodiversitätskonzept erarbeitet. Jetzt also geht es an die Umsetzung. «Wir freuen uns, dass es losgeht. Aber das Projekt wird uns noch einige Zeit beschäftigen», sagt Präsident Notter. «Es ist schön, dass wir gemeinsam mit den Bauern etwas Tolles erschaffen können. Es ist ein Projekt, in dem ganz viele Hand in Hand arbeiten», fährt er fort. Nicht nur werden mehr als 1000 Meter neue Hecken gepflanzt, auch ein neuer Amphibientümpel ist geplant. «In den nächsten Tagen werden wir das Baugesuch einreichen», erklärt Projektleiterin Röthele. Ebenfalls laufen die Vorbereitungen für den neuen Biodiversitätslehrpfad entlang des Weges Richtung Fischbach-Göslikon.
Bauern anfänglich skeptisch, jetzt aber überzeugt
Zuerst aber geht es um die neuen Hecken. Sie entstehen auf dem Pachtland von Mario Gebedinger und Lukas Vock. Beide stehen voll und ganz hinter dem Projekt. «Dieser Bereich war vorher schon Ökofläche. Jetzt kann ich hier zwar etwas weniger Futter produzieren, dafür leiste ich einen Beitrag für die Biodiversität», sagt Gebedinger. Auch Lukas Vock, neu auch Gemeinderat von Niederwil, hat Freude am Projekt. «Viele Landwirte waren zu Beginn skeptisch», gibt er zu. «Inzwischen aber sehen fast alle ein, dass wir auch etwas für die Natur tun müssen.» In Niederwil geht das Biodiversitätskonzept sogar weit über die Fläche des Reussparks hinaus. Überall auf dem Gemeindegebiet werden neue Kleinstrukturen geschaffen, etwa Totholzinseln, Tümpel oder offene Bodenstellen. So sollen Korridore entstehen für Amphibien und Wildtiere. «Ganz ehrlich, ich habe auch grosse Freude an einer schönen Wiese oder an den vielen Kleintieren, die wir beobachten können», sagt Vock.
Während die Erwachsenen das Projekt vorstellen, sind die Schüler und Schülerinnen der 5. und 6. Klasse eifrig am Pflanzen. Dabei wurden die Löcher vorgebohrt. «Allein in diesem Bereich werden 520 Sträucher gepflanzt, da braucht es diese Vorarbeit», erklärt Röthele. Dabei werden die Pflanzen wie Kreuzdorn, Wolliger Schneeball, Eingriffliger Weissdorn und einige weitere nicht einfach wild durcheinander gesetzt, sondern streng nach einem Plan.
Ganz viele Tiere profitieren
«Um die gewünschte Qualitätsstufe zu erhalten, müssen pro 10 Laufmeter mindestens fünf verschiedene Arten vorkommen. Davon wiederum müssen mindestens 20 Prozent Dornenbüsche sein», erklärt die Expertin von Pro Natura. Auch werden nicht einfach Hunderte von Metern Hecken durchgezogen, immer nach 80 Metern gibt es einen Abschnitt mit Kleinstrukturen wie Stein- oder Asthaufen. Diese dienen vielen Wildtieren als Lebensraum, während von den Hecken vor allem Vögel und Insekten profitieren. Und links und rechts der Hecke gibt es jeweils eine Pufferzone, auch diese ist wichtig für die Tiere. «Wir schaffen hier Lebensraum für viele», freut sich Röthele.
Kontakt zur Bevölkerung suchen
Dass die Pflanzaktion zusammen mit der Schule durchgeführt wird, ist kein Zufall. «Wir suchen bei solchen Projekten immer den direkten Kontakt mit der Bevölkerung. In Niederwil hat uns die Gemeinde den Kontakt mit der Schule vermittelt», freut sich Inès Röthele. Vor der praktischen Tätigkeit erhielten die Kinder auch noch eine theoretische Einführung. Auch wenn die Kids sichtlich Gas geben, allein werden sie die vielen Meter Hecken nicht schaffen. «Es sind weitere Pflanzaktionen geplant. Vielleicht auch noch mit Freiwilligen», sagt die Vertreterin von Pro Natura. Und der geplante Lehrpfad wird dafür sorgen, dass noch viele weitere Personen sich über das Thema informieren können. «Der Reusspark wird dadurch noch attraktiver», sagt Präsident Kurt Notter.
Vielleicht kommt nächstes Jahr endlich der Veloweg
Er blickt derweil bereits nach vorne. «Wir hoffen, dass nächstes Jahr auch der Veloweg vom Kreisel zum Reusspark realisiert wird. Dort werden wir dann für eine Baumallee sorgen und so noch mehr Natur schaffen», sagt er. Dem Golfplatz jedenfalls weint er keine Träne mehr nach. «Es wäre auch ein tolles Projekt gewesen und wir hätten es naturnah realisiert. Aber von diesen Biodiversitätsflächen profitieren eindeutig mehr Menschen.»