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22.11.2024 WohlenWohlen vor einem Umbruch
Gleich drei bisherige Gemeinderäte treten im Herbst 2025 nicht mehr an
Noch sind die Wahlen in weiter Ferne. In Wohlen gibt es schon viel Bewegung. Thomas Burkard, Ariane Gregor und Denise Strasser treten nicht mehr ...
Wohlen vor einem Umbruch
Gleich drei bisherige Gemeinderäte treten im Herbst 2025 nicht mehr an
Noch sind die Wahlen in weiter Ferne. In Wohlen gibt es schon viel Bewegung. Thomas Burkard, Ariane Gregor und Denise Strasser treten nicht mehr an.
Daniel Marti, Chregi Hansen
Die Meldung kommt frühzeitig. Und sie kommt überraschend. Gestern gab der Gemeinderat Wohlen in einer offiziellen Mitteilung bekannt, dass von den fünf aktuellen Mitgliedern drei im kommenden Herbst nicht mehr antreten. Vizeammann Thomas Burkard und Gemeinderätin Ariane Gregor scheiden Ende 2025 nach acht Jahren aus dem Amt aus. Denise Strasser zieht sich bereits nach nur einer Amtsperiode zurück. Mit Ammann Arsène Perroud (seit 2013 im Amt) und Roland Vogt (seit 2015) sind ausgerechnet die beiden Dienstältesten bereit, eine weitere Amtsperiode anzutreten. Wenn sie denn gewählt werden.
Die Gründe für die Rücktritte sind unterschiedlich. Burkard und Gregor machen das Alter geltend. Der Vizeammann wird nächstes Jahr 68 Jahre alt und möchte kürzertreten. Gregor wird in zweieinhalb Jahren pensioniert und möchte dann kein Amt mehr ausüben. «Und ein Rücktritt während der Amtsperiode ist nicht optimal», sagt sie. Denise Strasser hingegen macht die hohe Belastung geltend. «Letztlich wurde es mir mit Beruf, Privatleben und Politik einfach zu viel», erklärt sie auf Nachfrage. Auch die schwierige Finanzlage der Gemeinde hinterlässt Spuren bei ihr.
Dass gleich drei Mitglieder zurücktreten, sei sicher nicht optimal, sagt Gemeindeammann Arsène Perroud. Wichtig sei, dass die Entscheide frühzeitig gefallen sind und auch früh kommuniziert wurden. Nun hätten die Parteien Zeit, allfällige Nachfolger und Nachfolgerinnen zu suchen.
Bei den Gesamterneuerungswahlen im kommenden Herbst treten gleich drei Bisherige nicht mehr an
Im kommenden Jahr finden die kommunalen Gesamterneuerungswahlen statt. Der Gemeinderat Wohlen orientiert frühzeitig über die Wahlabsichten der einzelnen Gemeinderatsmitglieder für die nächste Legislatur. Auf die nächste Amtsperiode wird es zu einem grossen Wechsel kommen.
Daniel Marti, Chregi Hansen
Im September 2021 traten alle fünf Bisherigen zur Wiederwahl an. Vier von ihnen schafften dann den Sprung in den Gemeinderat. Wenn in knapp einem Jahr wieder gewählt wird, präsentiert sich die Ausgangslage völlig anders. Von den fünf Bisherigen wollen nur zwei ihr Amt weiter ausüben. Mit Ammann Arsène Perroud und Gemeinderat Roland Vogt treten die beiden Amtältesten nochmals an. Ihren Rücktritt auf Ende 2025 kündigten hingegen Vizeammann Thomas Burkard und die beiden Frauen im Rat, Ariane Gregor und Denise Strasser, an.
Thomas Burkard: «Meine Energie lässt nach»
Vizeammann Thomas Burkard wirkt seit 2018 im Gemeinderat als Ressortvorsteher Liegenschaften und Anlagen. Vor drei Jahren wurde er zudem zum Vizeammann gewählt. Burkard verantwortet in seiner Amtszeit verschiedene grössere und kleinere Bauprojekte – vor allem der Schulraum beschäftigt ihn stark. Burkard hat inzwischen sein Pensionsalter überschritten und möchte kürzertreten. Darum verzichtet er auf eine Kandidatur für eine dritte Legislatur. «Ja, es ist wirklich das Alter», sagt Burkard, «ich bin bald acht Jahre dabei und werde nächstes Jahr 68 Jahre alt.» Es machen sich bei ihm Ermüdungserscheinungen bemerkbar «und meine Energie lässt nach». Darum sei nun der richtige Zeitpunkt, um seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bekannt zu geben.
Auch die Gesamtsituation beschäftigt ihn, gleich drei Gemeinderatsmitglieder werden im nächsten Jahr nicht zur Wiederwahl antreten. «Das wird wohl ein grosses Echo auslösen.» Und Burkard hat sich den Entscheid nicht einfach gemacht. Er steckt mitten im Grossprojekt Schulzentrum Halde, die Erneuerung wird noch bis Mitte 2026 dauern. Dieses Projekt müsse er dann abgeben, «und das schmerzt», gibt er sich ganz ehrlich. Mit Abschluss und Kreditabrechnung dauert es, bis das Halde-Projekt definitiv beendet sein wird. «Das ist zu lange für mich. Darum ist die nächste Legislatur kein Thema mehr.» Er wolle damit ehrlich sein – gegenüber der eigenen Grünen-Partei und gegenüber dem Stimmvolk. Zudem habe er beim Thema Schulraum stark mitgearbeitet – von der neuen Sporthalle Hofmatten bis zu den anstehenden Erweiterungsbauten im Junkholz und im Bünzmatt. Er sei zuversichtlich, «dass neue Kräfte diese Arbeit gut fortsetzen und auch neue Ideen einbringen werden».
Dass allerdings gleich ein Trio den Gemeinderat in knapp einem Jahr verlassen wird, das stimmt ihn nachdenklich. «Das zeigt, dass die Belastung für ein Gemeinderatsmitglied extrem geworden ist.» Burkard weiss, wovon er spricht, gilt doch sein Betätigungsfeld mit Liegenschaften und Anlagen als Monster-Ressort. Diese Arbeit werde herausfordernd bleiben, so Thomas Burkard. Er selber ist noch voller Tatendrang für ein Jahr, danach freut er sich auf viel Freizeit.
Ariane Gregor: «Habe in beiden Ressorts gern gearbeitet»
Ariane Gregor ist zwar seit 2018 Mitglied, hat aber erst vor drei Jahren ihr «Wunschressort» übernommen und kümmert sich seitdem um die Schule. Dass sie nun aufhört, kommt daher für viele überraschend. Sie aber relativiert. «Es wäre falsch, nur die Zeit des Schul-Ressorts zu betrachten. Wenn ich aufhöre, habe ich zwei Legislaturperioden hinter mir», erklärt sie auf Anfrage. Sie sei jetzt 62 Jahre alt und werde in zweieinhalb Jahren pensioniert. «Danach will ich kein politisches Amt mehr ausüben. Ein Rücktritt während der Legislaturperiode halte ich nicht für sinnvoll», führt sie weiter aus.
Im Herbst 2017 gewählt, hat sie sich erst vier Jahre um die Finanzen gekümmert. Seit dem Jahr 2022 amtet sie als Ressortvorsteherin der Volksschule und war verantwortlich für den guten Start nach der Überführung der Volksschule von der Schulpflege in den Zuständigkeitsbereich des Gemeinderates. Als Lehrerin lag ihr dieser Bereich näher als die Finanzen, auch wenn sie dieses Amt ebenfalls spannend fand. «Ich habe beides gern gemacht. Und ich habe und hatte in beiden Ressorts gute Leute, auf die ich mich verlassen konnte.» Sie ist überzeugt, dass die Schule Wohlen auf Kurs ist. «Mit der Schulleitungskonferenz sind wir gut aufgestellt. Ich kann das Amt darum mit ruhigem Gewissen weitergeben.» Die Doppelrolle – Gregor arbeitet neben dem Gemeinderatsamt noch als Lehrerin in Villmergen – gefällt ihr. «Ich erhalte unterschiedliche Einblicke, das ist bereichernd. Wichtig ist, dass ich mir immer der unterschiedlichen Rollen bewusst bin», sagt sie.
Dass nun gleich drei Gemeinderäte auf einmal zurücktreten, das sei sicher nicht von Vorteil. «Aber die Konstellation ist nun mal so.» Und die Rücktritte lassen keine Rückschlüsse auf das Klima im Rat zu. «Wir haben gut zusammengearbeitet. Wir haben natürlich um Mehrheiten gekämpft, aber nie auf einer persönlichen Ebene gestritten», streicht sie heraus. Für sie war das jetzige Amt der Abschluss der politischen Karriere. Nach dem Einstieg als Mitglied der kantonalen Bildungskommission, der Zeit als Einwohnerrätin, den zwei Jahren als «höchste Wohlerin» kann sie nun auf bald acht Jahre als Gemeinderätin zurückschauen. «Politik ist zu meinem Steckenpferd geworden. Nun aber will ich meine Zeit wieder anders nutzen», sagt sie. Lehrerin hingegen wird sie vorerst weiterhin bleiben bis zur ordentlichen Pensionierung. Und bis Ende nächsten Jahres will sie sich auch Gemeinderätin noch voll einbringen.
Denise Strasser: «Das Ganze ist belastend»
Denise Strasser (FDP) wird nach nur einer Legislatur nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Als zuständige Gemeinderätin für die Finanzen und Ressourcen sowie die Sicherheit führte sie zwei Ressorts und ist Vorstandsmitglied des Gemeindeverbands Bevölkerungsschutz Aargau Ost. «Sie verantwortete mit den Finanzen ein schwieriges Dossier in einer anspruchsvollen Zeit», heisst es in der Medienmitteilung des Gemeinderates. Ihre starke berufliche Belastung und das zusätzliche politische Mandat, sprich Wahl in den Grossrat, führten zum Schritt, nicht nochmals zur Wahl in den Gemeinderat anzutreten.
«Ich wurde für vier Jahre gewählt», und diese Zeit erfülle sie auch im Gemeinderat, sagt Denise Strasser auf Anfrage. «Letztlich wurden Beruf, Privatleben und Politik einfach zu viel», betont sie. Während den ersten drei Jahren im Gemeinderat habe sie Vereinsleben und ihren geliebten Sport «auf Eis legen» müssen. Das beschäftigte sie immer mehr.
Und dann gibt es noch einen weiteren, sehr wesentlichen Punkt: «Die Diskussionen im Gemeinderat, im Einwohnerrat und mit der Kommission sind ermüdend», sagt sie ganz deutlich. «Und das Misstrauen des Einwohnerrates ist sehr belastend.» So werde einem vermittelt, dass man sowieso alles falsch mache … Denise Strasser geht also ganz ehrlich mit ihrer Gefühlswelt um. Kommt hinzu, dass sie mit den Finanzen ein schwieriges Ressort zu führen hat. Die Zahlen seien schlimmer, als ich vor dem Amtsantritt gedacht habe, gibt sie zu. Und viele Ausgaben der Gemeinde seien gebunden. «So kann man gar nicht so viel Einfluss nehmen.» Strasser weiss auch, dass sie viele ihrer Wählerinnen und Wähler mit ihrem Verzicht auf eine erneute Kandidatur enttäuschen wird. «Aber der Gemeinderatsjob tut mir nicht gut, ich muss nun für mich schauen.»
Die Wahl in den Grossrat freut sie dagegen sehr. So könne sie weiterhin politisieren. Und die politische Arbeit in einem Parlament «fällt mir sowieso einfacher. Da kann ich meine eigene Meinung sagen.» Ohne grosse Rücksicht auf ein anderes Gremium.