Sabrina Salm, Redaktorin.
Früher war das Mofa das Symbol jugendlicher Freiheit. Ein bisschen Benzin im Blut, den Wind im Gesicht und herumcruisen – das war das Lebensgefühl auf zwei Rädern. Heute brummen keine Mofas mehr, ...
Sabrina Salm, Redaktorin.
Früher war das Mofa das Symbol jugendlicher Freiheit. Ein bisschen Benzin im Blut, den Wind im Gesicht und herumcruisen – das war das Lebensgefühl auf zwei Rädern. Heute brummen keine Mofas mehr, sondern surren E-Roller durchs Quartier. Leise, elektrisch und scheinbar überall. Jugendliche (und ehrlich gesagt auch genug Erwachsene) flitzen auf diesen «Leichtmotorfahrrädern» durch die Gegend, als gäbe es kein Morgen.
Klar, E-Roller sind praktisch. Schnell, unkompliziert, klimafreundlich. Das neue Must-have. Doch so angenehm E-Roller sein mögen – sie sind längst nicht nur eine Freude. Sie sind auch Nervensägen auf zwei Rädern. Wer sich mal in einer belebten Innenstadt bewegt hat, weiss: Da wird nicht ausgewichen, da wird gezirkelt – im Slalom um Kinderwagen, Hundeleinen und Menschen mit Rollatoren. Rücksicht? Wenn überhaupt, dann höchstens aus Versehen.
Und dann das Tempo. Volle Pulle durch Spielplätze, Schulwege und verkehrsberuhigte Zonen. Helm? Trägt kaum jemand. Ist ja nicht Pflicht. Die Freiheit, sich beim nächsten Sturz elegant die Frontzähne rauszufräsen, bleibt in der Schweiz unangetastet.
Ab Juli gelten zwar neue Regeln. Strenger werden die aber nicht wirklich. So bleiben die Alterslimiten gleich: Ohne Führerausweis darf man sie ab 16 Jahren fahren und ab 14 Jahren, wenn man einen Töffli-Ausweis hat. Neu darf man auf den E-Rollern zu zweit sitzen. Sie dürfen zukünftig sogar mit 25 Stundenkilometern (bisher 20 km/h) noch schneller fahren. Helmobligatorium wird ebenfalls nicht eingeführt. Viel Verantwortung bleibt also bei den Fahrerinnen und Fahrern – also bei denen, die eben noch fast eine Oma umgenietet haben, weil sie aufs Handy starrten.
Es geht nicht darum, den E-Roller zu verteufeln. Natürlich sind nicht alle E-Roller-Fahrer Rowdys. Aber es reicht, wenns ein paar sind. Es braucht klare Regeln. Und Kontrollen. Sonst ist der nächste Crash keine Frage des Ob, sondern des Wann. Freiheit endet da, wo andere gefährdet werden. Wer das nicht begreift, sollte vielleicht doch wieder Velo fahren – mit Stützrädern. Und Helm. Vor allem mit Helm.