«Natürlich wäre die Stadt interessiert»
14.03.2025 BremgartenKuzeb steht zum Verkauf
Die Besitzer der ehemaligen Kleiderfabrik wollen die Liegenschaft verkaufen
Das älteste autonome Kulturzentrum der Schweiz bangt um seine Zukunft. Das Kuzeb sucht nach Lösungen.
Stefan ...
Kuzeb steht zum Verkauf
Die Besitzer der ehemaligen Kleiderfabrik wollen die Liegenschaft verkaufen
Das älteste autonome Kulturzentrum der Schweiz bangt um seine Zukunft. Das Kuzeb sucht nach Lösungen.
Stefan Sprenger
Die Nachricht verbreitete sich in den vergangenen Wochen wie ein Lauffeuer. Die Eigentümer der Liegenschaft, in der sich das Kuzeb befindet, wollen das Grundstück verkaufen. Für das autonome Kulturzentrum Bremgarten und ihre Mitglieder, Sympathisanten und Besucher war diese Nachricht ein Schock.
Max Meyer: «Bevor ich sterbe»
«Für uns ist klar: Wir wollen das Kuzeb weiter betreiben. Wir wollen eine Chance auf eine Zukunft. Wir wollen bleiben», schreibt der Verein Kuzeb in einer Mitteilung auf der Homepage. Die Liegenschaft gehört der Familie Meyer. Über drei Jahrzehnte hat man das Kuzeb gewähren lassen. Max Meyer erklärt: «Ich bin jetzt 92 Jahre alt. Ich möchte die Zukunft der Liegenschaft geregelt haben, bevor ich sterbe.»
Es gibt verschiedene Interessenten – allerdings bislang ohne Einigung. Meyer rechnet damit, dass es «noch eine Weile» dauern dürfte, bis geregelt ist, wie es mit der bekannten Liegenschaft an der Ecke Zürcher-/Zugerstrasse in Bremgarten weitergeht.
Was sicher ist: Das Kulturzentrum Bremgarten will um sein Zuhause kämpfen. An diesem Wochenende wird eine Kampagne gestartet. Der Titel gibt die Marschrichtung vor: «Das Kuzeb bleibt!»
Ein möglicher Kuzeb-Verkauf ist auch ein Politikum
Der Kuzeb-Gebäudekomplex liegt mitten in Bremgarten an einer zentralen Verkehrsader. Sein Potenzial ist gross. Entsprechend auch das Interesse der Stadt. Man beschäftigt sich im Rathaus seit Längerem mit einem möglichen Erwerb – und sorgt sich um die Zukunft.
Marco Huwyler
«Wir haben keinerlei Interesse daran, die Liegenschaften zu verkaufen.» So lautete jahrelang die Standardantwort der Besitzerfamilie Meyer in Bezug auf das Kuzeb. Eine Antwort, welche auch Vertreter der Stadt Bremgarten in den vergangenen Jahrzehnten des Öfteren zu hören bekamen. «Während meiner Amtszeit haben wir mehrere Anläufe unternommen», sagt Raymond Tellenbach, der dem Bremgarter Stadtrat seit 2007 angehört. So habe es einst Pläne gegeben, die Bibliothek dorthin zu verlegen – in Kombination mit einem Café und einem Kulturzentrum.
Aber eben – da war stets die Standardantwort der Meyers. Eine Haltung, welche sich erst im vergangenen Jahr langsam änderte. Als der Stadt zugetragen wurde, dass das Kuzeb zum Verkauf steht, wurde man im Rathaus erneut von sich aus aktiv und hat im Namen der Ortsbürgergemeinde ein entsprechendes Angebot eingereicht. Bislang wurde man sich aber mit den Verkäufern nicht einig, obwohl man das Startangebot gemäss Tellenbach überarbeitete. «Bisher scheitert es am Geld», sagt der Stadtammann unverblümt. Man werde als öffentliche Hand keine Fantasiesummen bezahlen.
Vertreter der Ortsbürger-FiKo waren gemäss Tellenbach in den Prozess involviert – wenngleich es für einen Erwerb der Liegenschaft keine Genehmigung des Souveräns bedarf, solange sich der Kaufbetrag innerhalb der Kompetenzsumme des Stadtrats von 5 Millionen Franken bewegt. Und das tut er offenbar bislang.
Es soll auf keinen Fall zu Gewaltszenen kommen
Ein Erwerb des Kuzeb wäre für Bremgarten auch deshalb interessant und strategisch sinnvoll, da es sich unmittelbar an der zentralen Verkehrsader befindet, die im Städtli in den kommenden Jahren eine umfassende Umgestaltung erfahren soll. Sowohl der Obertorplatz als auch die Zürcherstrasse und der Bahnhof sollen bekanntlich komplett umgestaltet werden – und das Kuzeb liegt mittendrin. Ein Erwerb würde den Handlungsspielraum erweitern und allenfalls Synergien bei künftigen Nutzungsmöglichkeiten ermöglichen.
Deshalb scheint klar zu sein, dass sich die Stadt weiterhin um die Liegenschaft bemühen wird und darauf hofft, dass die bisherigen Besitzer der öffentlichen Hand entgegenkommen. Wie die Ortsbürgergemeinde das Kuzeb künftig nutzen bzw. umgestalten würde, stünde indes in den Sternen. «Da ist ganz vieles denkbar», sagt Tellenbach. Fest steht für den Stadtammann aber, dass sich die Stadt Bremgarten um einen Konsens mit den bisherigen «Besetzern» bzw. Nutzern des Kuzeb bemühen würde und eine für alle gangbare Lösung anstrebte. Dafür würde man gegebenenfalls einen längeren Prozess in Kauf nehmen. «Ein Räumenlassen mit Polizei und unschönen Szenen ist für den Stadtrat jedenfalls keine Option», betont Tellenbach.
Ein Kulturzentrum könnte vieles sein
So ist man auch im Rathaus überaus gespannt, wie sich die Geschichte rund um den angestrebten Kuzeb-Verkauf in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt. Man verharrt in einer aktiven Beobachterrolle. Und hofft für den Fall, dass ein externer Dritter den Zuschlag erhält, auf dessen gute Absichten. «Es wäre ausgesprochen schade, wenn beim künftigen Besitzer ausschliesslich kommerzielle Interessen im Vordergrund stünden», sagt Tellenbach. Idealerweise soll das Kulturzentrum ein Kulturzentrum bleiben – was auch immer dies in Zukunft heissen mag.
Soll das Kuzeb so bleiben?
Das Kuzeb bewegt Bremgarten seit Jahrzehnten. Die Meinungen sind geteilt und kontrovers. Was meinen Sie? Soll das Kuzeb bleiben, wie es ist? Scannen Sie den QR-Code oder beteiligen Sie sich an der Umfrage unter www.bbawa.ch/umfrage:


