Nachfolge frühzeitig regeln
22.08.2025 Kirche, Region Unterfreiamt, DottikonKirchgemeinden fusionieren?
Ende 2026 tritt Marc Staubli als Präsident der Dottiker Kirchenpflege zurück. Er sucht jetzt einen Nachfolger. Und kann sich vorstellen, dass die Kirchgemeinden des Pastoralraums sich später zusammenschliessen.
...
Kirchgemeinden fusionieren?
Ende 2026 tritt Marc Staubli als Präsident der Dottiker Kirchenpflege zurück. Er sucht jetzt einen Nachfolger. Und kann sich vorstellen, dass die Kirchgemeinden des Pastoralraums sich später zusammenschliessen.
Marc Staubli tritt Ende 2026 als Präsident der Kirchenpflege zurück
Er stand an der Spitze der Dottiker Katholiken, als sich sechs Pfarreien der Region zu einem Pastoralraum zusammenschlossen. Er ist überzeugt, dass dieser Schritt richtig war. Aber Marc Staubli möchte noch einen Schritt weiter gehen. Und auch die Kirchgemeinden vereinen.
Chregi Hansen
«Irgendwann ist genug. Ich möchte jetzt mehr Zeit haben für mich und meine Familie», sagt Marc Staubli mit einem Schmunzeln im Gesicht. Während Jahrzehnten hat er sich für die Öffentlichkeit eingesetzt. Erst 20 Jahre als Gemeinderat und Gemeindeammann und später nochmals 12 Jahre als Stimmenzähler für die politische Gemeinde. Und weitere 15 Jahre als Mitglied und Präsident der Kirchenpflege. Mehr als ein halbes Leben stand er im Dienst der Allgemeinheit.
Nun aber soll Schluss sein. Ende 2026 tritt Staubli als Präsident der Kirchenpflege zurück. Diese Nachricht ist nicht neu – Staubli hat diesen Schritt bereits an der letzten Kirchgemeindeversammlung angekündigt. «Aber da war die Beteiligung eher gering», sagt er. Darum hat er im «Generalanzeiger» seine Ankündigung wiederholt. Staubli hofft, dass sich frühzeitig jemand findet, der seine Nachfolge antreten will. «Schön wäre es, wenn es ein Vertreter oder eine Vertreterin der jüngeren Generation ist. Ich bin auch bereit, diese Person in ihr Amt einzuführen», macht er deutlich.
Schwierig, neue Kandidaten zu finden
Noch bleiben anderthalb Jahre bis zur Neubesetzung. Dass Marc Staubli so früh nach Kandidaten sucht, hat aber einen Grund. Die Kirchenpflege Dottikon tat sich zuletzt schwer, ihre Sitze zu besetzen. Eigentlich sollte sie aus fünf Personen bestehen, aktuell sind es nur vier. Und es gab schon Zeiten, in denen sie nur zu dritt waren. Die Arbeit aber bleibt die gleiche, sie werde einfach auf weniger Schultern verteilt, so der Präsident. Schon bei den letzten Wahlen 2022 suchte man händeringend nach Kandidaten. Darum startet man jetzt noch früher. Wobei noch nicht einmal bekannt ist, wer denn alles Ende nächstes Jahr aufhört. «Wir haben intern noch nicht darüber diskutiert», sagt Staubli. Seine frühe Ankündigung mache es aber jetzt möglich, dass sich die verbleibenden Mitglieder überlegen können, ob jemand das Präsidium übernehmen will.
Dass sich Kirchenpflegen schwertun bei der Suche nach Mitgliedern, das sei aber kein Dottiker Problem. Auch darum macht sich Marc Staubli generelle Überlegungen. Seit 2017 gehört die Kirchgemeinde Dottikon zum Pastoralraum Unteres Freiamt. Dieser umfasst sechs Pfarreien – neben Dottikon sind dies Hägglingen, Niederwil, Fischbach-Göslikon, Waltenschwil und Wohlen. Staubli war bei der Gründung des Pastoralraums aktiv dabei, stand diesem als Präsident eine Zeit lang vor und ist noch immer Mitglied des Vorstands. «Auf der pastoralen Ebene funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Vielleicht sollte man auch auf der organisatorischen Ebene eine Einheit bilden», schaut Staubli jetzt voraus.
Rohrdorferberg als Vorbild
Heute habe jede der sechs Pfarreien eine eigene Kirchenpflege. Und jede Pfarrei einen eigenen Satz, was die Kirchensteuer betrifft. Der Dottiker könnte sich vorstellen, dass es in Zukunft nur noch eine Kirchgemeinde ist. Die Pfarreien am Rohrdorferberg haben vorgemacht, wie es geht. Hier haben letztes Jahr die vier katholischen Kirchgemeinden Bellikon, Künten, Rohrdorf und Stetten einem Zusammenschluss zugestimmt. Seit Anfang Jahr gibt es nur noch eine Kirchenpflege für den ganzen Pastoralraum. «Was dort möglich war, sollte auch bei uns machbar sein», glaubt Staubli. Natürlich sei die Situation nicht ganz vergleichbar. Im Unteren Freiamt sind es sechs und nicht vier Pfarreien. Und davon ist eine (Wohlen) fast so gross wie alle anderen zusammen. «Da muss man die Strukturen so anlegen, dass nicht eine Gemeinde zu mächtig wird», sagt der abtretende Präsident. Er glaubt aber, dass dies machbar ist.
Selbst handeln und nicht warten, bis man muss
Noch ist das Ganze eine Vision. Und Marc Staubli ist sich bewusst, dass nicht alle im Pastoralraum diese Vision teilen. Kürzlich waren die Vertreter der sechs Pfarreien zu einem Austausch mit einem Vertreter des Rohrdorferbergs geladen, bei welchem dieser das ganze Projekt von der Idee bis zur Umsetzung vorgestellt hat. «Die Ausführungen waren sehr interessant. Leider war das Interesse eher gering. Es gab sogar Kirchgemeinden, die nicht vertreten waren», bedauert Staubli. Er glaubt aber, dass ein solcher Zusammenschluss längerfristig nötig sein wird. Und er findet, man solle dies lieber aus freien Stücken tun, als zu warten, bis einen die äusseren Umstände dazu zwingen. Letztlich müssen das aber andere entscheiden, er wird dann nicht mehr dabei sein. Aber besteht bei einer so grossen Organisation nicht die Gefahr, dass die Kirche zu weit weg ist von der Basis und der Bezug dazu fehlt? Das glaubt Staubli nicht. Das beweise doch gerade der neue Pastoralraum. Auch wenn nicht mehr jede Pfarrei einen eigenen Seelsorger hat, so bleibe doch gewährleistet, dass das bestehende Team in allen Gemeinden präsent sei. «Das funktioniert gut», stellt Staubli fest. Und sowieso: Es brauche auch in Zukunft in jeder Gemeinde eine Kontaktperson für alle organisatorischen Fragen. Daran würde sich mit einer neuen Struktur nichts ändern.
Dottikon ist gut aufgestellt
Die Kirchgemeinde Dottikon sei, abgesehen von der Unterbesetzung der Kirchenpflege, gut aufgestellt. Auch wenn die Mitgliederzahlen wie überall rückläufig sind, schliesst die Rechnung jeweils mit einem kleinen Plus. Der Gewinn wird für die nötigen Investitionen verwendet. So soll das Pfarrhaus wärmetechnisch saniert und mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Die Räume im Gebäude werden alle genutzt, neu mietet die reformierte Kirchgemeinde ein Zimmer im katholischen Pfarrhaus. «Wir arbeiten gut mit den Reformierten zusammen», so Staubli. Die Kirche sei in einem guten baulichen Zustand, das ehemalige Pfarrhaus sei an einen Kinderhort vermietet. Freude hat der Präsident auch an der grossen Aktivität von Jungwacht und Blauring oder an den regelmässigen Gottesdiensten im Altersheim. «Die stehen allen offen, nicht nur den Heimbewohnern», macht er deutlich.
Es ist spürbar: Wenn Marc Staubli Ende nächsten Jahres zurücktritt, kann er den Nachfolgern eine gut funktionierende Kirchgemeinde überlassen. Er selbst freut sich, mehr Zeit für sich zu haben. Wobei er sich neben Gemeinde und Kirche auch noch als Wanderleiter der Pro Senectute engagiert. Einfach nichts machen, das ist eben nicht seine Art. «Aber mit 70 Jahren darf ich es jetzt etwas langsamer angehen», sagt er zum Schluss.