Mitten in den Herzen gelandet
13.08.2024 WohlenFeierliche Premiere: Circus Monti steigt in die 40. Saison und erntet viel Begeisterung
«Weil wir fliegen können». Mit diesem gewagten Titel steigt der Circus Monti in seine 40. Saison. Und sie heben tatsächlich ab, die Artistinnen und Artisten. Sie ...
Feierliche Premiere: Circus Monti steigt in die 40. Saison und erntet viel Begeisterung
«Weil wir fliegen können». Mit diesem gewagten Titel steigt der Circus Monti in seine 40. Saison. Und sie heben tatsächlich ab, die Artistinnen und Artisten. Sie schweben durch die Manege, fliegen dem Publikum entgegen und landen in den Herzen der Menschen. Toll gemacht. Und mittendrin drei Montis.
Daniel Marti
Atemberaubende Akrobatik, berauschende Luftbilder, risikoreiche Sprünge, mal knapp unter der Zeltkuppel, mal einfach schwebend über der Manege. Aber auch besinnliche Momente wechseln sich mit Spektakel ab. «Weil wir fliegen können» ist tatsächlich das, was der Titel verspricht. Eine stimmungsvolle Inszenierung, ein unvergessliches Erlebnis, ein Gesamtkunstwerk. Und die Monti-Truppe schaffte vor allem eines: Sie fesselte das Premierenpublikum sofort. Diverse Begeisterungsstürme begleiteten die 15 Artistinnen und Artisten. Und bei den abschliessenden Standing Ovations war selbst die Artistentruppe über den tosenden Beifall ein wenig erstaunt. Die prächtige Stimmung war auf dem Gipfel angelangt, passend zum Flugprogramm, das zum Höhenflug wurde. Circus Monti, Ausgabe 40, weiss zu begeistern, zu verzaubern, zu überzeugen. «Weil wir fliegen können» hat bei der Premiere perfekt abgehoben.
Zwischen einmalig, mystisch und bestechend
Ob die Tagträumerin oder die exzentrischen Clown-Gastgeber: Sie sorgten für beste Unterhaltung. Oder die Lady (Nicole Martres), die sich an den Haaren bis unters Zirkuszeltdach ziehen lässt: einmalig. Die Wahnsinnsgruppe am Schleuderbrett oder der Kraftprotz bei der Hand-auf-Hand-Nummer: tief beeindruckend. Oder die leuchtenden Hula-Hoop-Ringe: mystisch. Und bei Sachsa Lindner am Vertikalseil merkte wohl niemand, dass sie für die verletzte Mandi Orozco kurzfristig einspringen musste: wunderbar und bestechend ihr Auftritt.
Und da waren noch diese drei Muntwylers in der Manege. Mario Muntwyler mit seiner Jonglage. Tobias Muntwyler mit dem Diabolo. Beide im Element, beide wurden vom Publikum gefeiert. Und der Chef persönlich, Johannes Muntwyler, wagte sich wieder einmal zusammen mit seinen Söhnen in die Manege. Die Tellerjonglage, ein Wettkampf mit nur einem Sieger, hatte viel Symbolkraft: die Montis verdientermassen im Mittelpunkt. Das Publikum feierte das Trio. Man muss die drei einfach mögen.
«Weil wir fliegen können» ist ja nicht «nur» ein Programm. Sondern damit wird auch das 40-Jahr-Jubiläum gefeiert. Am 12. März 1985 wurde in Wohlen die erste Premiere gefeiert, jetzt geht es zum 40. Mal auf die Tour. «Viele dachten vor 40 Jahren, das wird sich wohl in zwei Monaten erledigt haben …», blickte Johannes Muntwyler schmunzelnd zurück. Das Gegenteil hat sich eingestellt. Der Circus Monti erkämpfte und erspielte sich seine eigene Nische: Kleintheater im Zirkus, der Monti als Gesamtkunstwerk.
Und irgendwie sei da immer eine Sehnsucht gewesen, ein Traum, erklärte der Monti-Chef. Die Sehnsucht nach etwas Speziellem. Nun der grosse Traum vom Fliegen. Der in der Manege zum traumhaften Sonderflug wird.
So ein Flug braucht einen umsichtigen Piloten. Das ist Zirkusdirektor Johannes Muntwyler. Das Unternehmen könne sich seit 40 Jahren auf sein gutes Bauchgefühl verlassen, sagte Sohnemann Tobias Muntwyler über seinen Vater. Darum ist der Circus Monti bereits in der Vergangenheit auf manchem Höhenflug unterwegs gewesen.
Nicht nur fliegen, auch in der Luft bleiben
Zurück zur Premiere. Er habe nicht ganz alles mitbekommen, so Johannes Muntwyler, «aber praktisch alles hat geklappt. Das macht mich glücklich. Die Stimmung im Publikum war toll, ein volles Zelt. Das ist cool.» Und das sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche 40. Tournee. Der Circus Monti will diese Saison nicht nur abheben und fliegen. «Wir wollen auch in der Luft bleiben. Wir wollen nun mit diesem Programm durch die Schweiz fliegen.» Das Gefühl sei sehr gut, so der Zirkusdirektor.
Der Titel «Weil wir fliegen können» sei schon passend, sagt auch Mario Muntwyler. «Das braucht eben Überzeugung. Und man muss an sich glauben.» Genau das tut die Monti-Truppe. Seit 40 Jahren. Das Publikum ist dafür unendlich dankbar. Bei der Premiere erzeugte der schwebende und fliegende Circus Monti nur strahlende Gesichter.
«Haben Mut, abzuheben»
Regisseur Andreas Muntwyler vom Kreativteam
Eine stimmungsvolle Verschmelzung von Artistik, Musik, Licht und Kostümen hat das Kreativteam rund um Ulla Tikka, Gerardo Tetilla und Andreas Muntwyler versprochen. Lustvoll und berauschend soll es sein. Und die drei haben Wort gehalten.
«Wir sind happy»
Ein bisschen sei er schon angespannt gewesen, leicht nervös, gab Andreas Muntwyler zu. Logisch: Für seinen Bruder wollte er ein feines Programm in die Manege zaubern. Vor allem bei den Luft-Nummern stelle sich erst an der Premiere heraus, ob tatsächlich alles funktioniert. Und das tat es. «Und wir sind happy», so Andreas Muntwyler. «Es passte alles zusammen, visuell, das Bühnenbild, die Musik, die gute Truppe mit den so verschiedenen Persönlichkeiten.»
Der Regisseur gibt auch zu, dass nicht immer alles nur harmonisch verlaufe, bis ein solches Programm steht. «Wir haben hart gearbeitet, nur das bringt einen weiter.» Auch deshalb war die Premiere so etwas wie eine Erleichterung. Und die gute Stimmung hat das Kreativteam förmlich aufgesogen. «Die super Stimmung passte zum Programm», so Andreas Muntwyler. «Weil wir fliegen können.» Dieser Programmtitel verspricht schon einiges. Aber in den Augen des Kreativteams natürlich nicht zu viel. «Denn in Gedanken können wir tatsächlich fliegen. Und wir haben den Mut, um abzuheben.» Und er habe das «Möglichste getan», damit sein Circus Monti nun zu einem Höhenflug ansetzen werde.
Noch eine Weile wird das Kreativteam den Circus Monti begleiten, aber in drei Wochen heisst es dann ein wenig loslassen, dann locken eigene Auftritte in Deutschland. Aber auch danach werden Ulla Tikka und Andreas Muntwyler immer wieder zum Circus Monti zurückkehren und schauen, wie es um die kreierten Flugkünste genau steht. --dm