Mit viel Herzblut und Schweiss
27.10.2023 Meisterschwanden, Region UnterfreiamtAm Samstag wird in Meisterschwanden die Erweiterung der Militärsammlung Laib eingeweiht
Was lange währt, wird endlich gut. Nach zwei Jahren der Planung und des Baus kann jetzt die Erweiterung der Militärsammlung gefeiert werden. Dank der neuen Halle ...
Am Samstag wird in Meisterschwanden die Erweiterung der Militärsammlung Laib eingeweiht
Was lange währt, wird endlich gut. Nach zwei Jahren der Planung und des Baus kann jetzt die Erweiterung der Militärsammlung gefeiert werden. Dank der neuen Halle können noch mehr Exponate ausgestellt werden. Darunter wertvolle Stücke aus der «Diamant-Ausstellung» von 1989.
Chregi Hansen
«Wir sind kein Museum im eigentlichen Sinn», macht Stiftungsrat This Hagmann gleich zu Beginn der Führung klar. «Wir präsentieren hier eine Sammlung.» Der Unterschied: In Meisterschwanden geht es nicht um einzelne Exponate. Sondern um ganze Reihen und damit das Aufzeigen von Entwicklungen.
So sind hier in Meisterschwanden beispielsweise sämtliche Kopfbedeckungen der Schweizer Armee seit 1869 zu sehen. Inklusive der Mütze von General Guisan. «Wir präsentieren, wie sich die Gestaltung, die Technik, aber auch das Material im Lauf der Zeit verändert haben», macht Hagmann deutlich. Teilweise werden sogar verschiedene Prototypen gezeigt, so etwa bei den Rucksäcken. «Damit kann man sehen, welche Überlegungen bei der Entwicklung mitgespielt haben.»
Jeder ein Experte auf seinem Gebiet
Die Hüte sind nur eine von vielen (fast) vollständigen Sammlungen, welche in den historischen Liegenschaften auf dem Dubler-Areal präsentiert werden. Auch die Armeesäbel, die verschiedenen Liegestellen, die Zelte oder auch die Uniformen umfassen viele Jahrzehnte. Die Lücken zu füllen und die Exponate richtig auszustellen, darum kümmert sich der Verein Freunde der Militärsammlung. «Alle von uns sind Experten für gewisse Gebiete. Jeder kümmert sich um seinen Teilbereich», erklärt Hagmann.
Stiftung und Verein, sie sind eng verbunden miteinander. Beide werden durch Stefan Laib präsidiert. Die Stiftung Militär und Kunstsammlung Laib ist Besitzerin der Sammlung. Der Verein hat die Aufgabe, die Sammlung den Interessensgruppen zu präsentieren. Eigentliche Öffnungszeiten gibt es nicht. «Aber wir haben im Schnitt zwei Führungen pro Woche, die wir jeweils nach den Wünschen der Gruppe gestalten», erklärt Stiftungsrat Hagmann. Zudem öffne man die Sammlung viermal pro Jahr für die Öffentlichkeit. Dazu steht die Hämmerli-Stube im umgebauten Stämpf li-Haus für Versammlungen und Feste zur Verfügung. Das Angebot wird rege genutzt, inklusive der angebotenen Verpflegung. «Je nach Vorliebe können wir in einer modernen Küche kochen oder in einer alten mobilen Feldküche», lacht Hagmann.
Zahlreiche Unikate
Natürlich ist auch dem Thema Essen ein ganzer Raum gewidmet in der Sammlung. Inklusive einer Feldschlachterei. Zahlreiche Unikate sind zusammen mit ihrer persönlichen Geschichte ausgestellt. Ein Weltunikat stellt beispielsweise ein «Saurer»-Lastwagen, Jahrgang 1925, dar, der über mehrere technische Systeme verfügt, die später weltweit patentiert wurden. Und alles, was hier ausgestellt wird, wäre im Prinzip auch einsatzbereit.
Sammlung wächst ständig weiter an
Die riesige Sammlung in Meisterschwanden wächst und wächst. «Wir nehmen alles», schmunzelt der Stiftungsrat während der Führung durch die verschiedenen Liegenschaften. Immer wieder werden hier alte militärische Fundstücke vorbeigebracht, manchmal ganze Paletten. «Sie stammen meist von anderen Sammlern, die verstorben sind oder keinen Verwendungszweck dafür haben. Wir prüfen alles und schauen, ob etwas darunter ist, was uns noch fehlt», erklärt This Hagmann. Was nicht gebraucht wird, kommt in Lager und kann eventuell später für einen Tausch verwendet werden. Gezeigt werden Exponate aus ganz vielen Jahrzehnten der Schweizer Militärgeschichte. Nur moderne Stücke fehlen. «Was heute noch in Gebrauch ist, dürfen wir nicht ausstellen», erklärt Hagmann.
Die Sammlung war bisher schon gross. Und auf mehrere, ebenfalls historische Gebäude verteilt. «Vieles in den Liegenschaften ist noch im Originalzustand», schwärmt Hagmann. So wie die Bodenbretter auf dem Estrich, die über 170 Jahre alt sind. Gebaut wurden die Häuser in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie sind Zeitzeugen der Strohindustrie. Doch trotz mehreren Liegenschaften reichte der Platz nicht mehr aus. Darum entstand die Idee eines Neubaus. Dafür wurde die bisherige kleine Fahrzeughalle abgebrochen und durch eine neue, viel grössere und mehrstöckige Halle ersetzt. Auch hier haben die Vereinsmitglieder selber ganz viel mitgeholfen beim Bau. «Jeder, der dem Verein beitreten will, muss sich bereit erklären, eine Woche pro Jahr für uns zu arbeiten», erklärt Hagmann. Das Mitmachen erfordert also nicht nur Herzblut, sondern auch Tatkraft und Schweiss.
Fläche fast verdoppelt
Jetzt aber ist es endlich so weit. Am kommenden Samstag wird die neue Halle offiziell eingeweiht. «Das ist für uns ein ganz besonderer Moment», gibt der Stiftungsrat zu. Zu den bisherigen rund 4000 Quadratmetern Ausstellungsf läche kommen jetzt nochmals rund 3000 dazu. Die Sammlung ist mit dem Ausbau die grösste authentische Sammlung der Schweiz. Das Schwergewicht der neuen Ausstellung bilden die über 100 Militärfahrzeuge.
Als besonderes Schmuckstück werden aber auch Teile der früheren Diamant-Ausstellung präsentiert, mit der die Armee 1989 an die Mobilmachung vor 50 Jahren erinnerte. Dazu kommen als Bereicherung historische Fundstücke der Luftwaffe, der Übermittlung und des Bevölkerungsschutzes. «Die Themen gehen uns nie aus», sagt This Hagmann.
Sammlung zugänglich machen
Die offizielle Einweihung findet am Samstagmorgen im Beisein von Vertretern aus Politik und Militär statt. Nachmittags feiern dann die Vereinsmitglieder den neuen Meilenstein der Sammlung. Die nächsten öffentlichen Museumstage finden am 18. November und 30. Dezember statt. Das kommende Jahr will der Verein etwas zum Durchatmen nutzen. Gleichzeitig bestehen Pläne, die Sammlung der Öffentlichkeit noch mehr zugänglich zu machen. Das Herzblut und der Schweiss der Mitglieder bleiben also weiter gefragt. «Darum würden wir uns über weitere Mitglieder sehr freuen», schmunzelt Stiftungsrat This Hagmann.
Militärsammlung Meisterschwanden: Nächste offene Museumstage: 18. November, 30. Dezember und 27. Januar, jeweils 10 bis 16 Uhr. Ansonsten sind Führungen für Gruppen zwischen 12 und 50 Personen auf Voranmeldung möglich. Infos: www.militaersammlung.ch.