Mit Samantha um die Welt
13.10.2023 WohlenDie Geschichte eines erfüllten Traumes von Rudolf Zurkirchen in einem Buch zusammengefasst
Die Reise um die Welt begann am 3. Januar 2014 und endete am 13. August 2019 mit einem Gewittersturm kurz vor Port Napoléon. Nach rund 75 000 Seemeilen hat ein Lebenstraum ...
Die Geschichte eines erfüllten Traumes von Rudolf Zurkirchen in einem Buch zusammengefasst
Die Reise um die Welt begann am 3. Januar 2014 und endete am 13. August 2019 mit einem Gewittersturm kurz vor Port Napoléon. Nach rund 75 000 Seemeilen hat ein Lebenstraum sein Ende gefunden.
Monica Rast
«Schon 1968 wollte ich um die Welt segeln», erinnert sich Rudolf Zurkirchen, «doch dann kam mein Sohn.» Beim zweiten Anlauf, einige Jahre später, ging es beruflich nicht. Der ausgebildete Architekt bekam ein Jobangebot, das er nicht ausschlagen konnte. Als er dann viele Jahre später seine Loft in der alten Strohfabrik fertig ausgebaut hatte, sagte er zu sich: «Jetzt höre ich auf.» Gesagt, getan. Ihn überkommt wieder die Lust auf die Segelreise. Und dieses Mal ist der Zeitpunkt perfekt.
Schon als kleiner Junge hegte er eine Begeisterung für das Segeln. Aus Ölfässern, Latten und Bohnenstangen und dem besten Leintuch seiner Mutter bastelte Zurkirchen sein erstes Segelboot. Etwas klein, aber es reichte, um auf dem Vierwaldstättersee zu segeln. Nur Wasser, Wind und sein kleines Boot. «Das Segeln hat mich schon immer fasziniert», erklärt der inzwischen 77-Jährige. Er hat über 100 Länder bereist und als Leiter einer Grossbaustelle hat es ihn unter anderem nach Saudi-Arabien verschlagen, wo er sogar Segelkurse gab.
Schwimmendes Einfamilienhaus
Über die Meere um die Welt zu segeln, war nicht nur Faszination, sondern auch eine Herausforderung. Da seine Frau Rita leicht seekrank wird, zieht er allein los. Na ja, nicht ganz allein. Er hat ja noch Samantha. Sie ist eine klassische Schönheit. 16 Meter lang, 4,6 Meter breit und mit allem Luxus ausgestattet, was eine so lange Reise annehmlich macht. Zwei Masten mit einer Gesamtsegelfläche von rund 120 Quadratmetern (elektrisch betrieben), ein grosszügiger Frischwassertank, Warmwasserboiler, Wasserentsalzungsanlage, Autopilot, Kochherd, Tief kühler, Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler, Mikrowelle, Klimaanlagen und Nasszellen. Das erste Mal sah er die Segeljacht «Amel SM 2000» auf der Bootsmesse 2001 in Düsseldorf und hat sofort gewusst: Die muss es sein. «Ich musste zwei Jahre auf Samantha warten», erinnert sich Zurkirchen. Am 26. Mai 2003 wurde ihm dann die Jacht in La Rochelle, Frankreich, übergeben. «Von dort aus habe ich viele Monate das Mittelmeer befahren und die schönsten Plätze von den Balearen bis in die Süd-Türkei erkundet.»
Der grosse Moment
Am 3. Januar 2014 startet Rudolf Zurkirchen sein Abenteuer Weltumsegelung. Er schippert einmal mehr auf dem Mittelmeer herum, bis er im November mit seinem Sohn Patrick von Teneriffa aus über den Atlantik in die Karibik segelt. Die meiste Zeit ist er aber allein unterwegs. Was dank der modernen Samantha und einem Ortungsgerät kein Problem darstellt.
Im indonesischen Gewässer segelt er teilweise in der Nacht. Da dies vor allem in Küstennähe zu gefährlich ist, leistet ihm eine deutsche Seglerin Gesellschaft. Danach ist Zurkirchen wieder allein unterwegs Richtung Guatemala, Honduras und San-Blas-Inseln. «Für mich persönlich das schönste Gebiet», meint der passionierte Segler, «doch wie Indonesien total mit Plastik zugemüllt.»
Die längste Überfahrt dauerte drei Wochen. Drei Wochen allein zu sein, ist nicht jedermanns Sache. «Das kann man nur, wenn man mit sich selber im Reinen ist.» Sein Tagesablauf ist strukturiert: Um 9 Uhr aufstehen und ein ausgiebiges Frühstück mit Eiern, Speck und Brot geniessen. Anschliessend abwaschen, kleinere Reparaturen tätigen und Unterhaltsarbeiten leisten. Dann steht bis Mittag Lesen auf dem Programm.
«In jedem Hafen liegen Bücher auf, dort tausche ich die gelesenen aus.» Egal ob in Englisch, Französisch oder Deutsch. Eine kleine Mahlzeit und ein kurzer Mittagsschlaf runden den Morgen ab. Um 13 Uhr wird eine Stunde auf dem Deck geturnt. Kniebeugen, Liegestützen und Joggen an Ort und Stelle halten den Rentner fit. «Das habe ich knallhart jeden Tag durchgezogen.» Um 16 Uhr ist «Teatime», die er mit seinem Sohn eingeführt hat. Eine Stunde später gibt es einen Apéro und danach wird gekocht. Lesen oder DVD-Schauen runden den Tag ab. «Manchmal sitze ich mit einer Zigarre und einem Glas Whisky im Cockpit, schaue nach den Sternen und geniesse das Leben.»
Die Zeit vergeht so wie im Flug und langweilig wird es dem Rentner nie. Trotz eines Satellitentelefons sind die Gespräche mit seiner Frau eher kurz. Obwohl sie ihn auf seiner Seereise nicht begleitet, treffen sie sich immer wieder an Land. «Einmal traf ich eineinhalb Stunden vor ihr ein, denn das Boot lief wie der Teufel», erzählt er lachend. «Ich habe den Anker gesetzt, als der Flieger über mich drüberflog. Das war der absolute Hammer.»
Viel gesehen, erlebt und in einem Buch zusammengefasst
Auf der sogenannten «Barfussrute» hat Zurkirchen viel erlebt. Sei es mit dem Wetter, den Behörden, anderen Schiffsreisenden, mit den gelegentlichen Passagieren, die eine Teilstrecke mitsegelten. «Mit der Schweizer Flagge ist man dabei gut unterwegs.» Der Begriff Barfussroute stammt aus der Seefahrt. Aufgrund des Klimas ist es an Deck so warm, dass man barfuss umherlaufen kann.
Dabei umfährt ein Schiff die Erdkugel auf einem ganz bestimmten Seeweg, welcher vorwiegend durch tropische oder subtropische Gebiete führt. Die klassische Route führt entlang der bekanntesten Blauwasserrouten von Europa aus über die Kanaren, die Karibik, die Südsee, Australien und Neuseeland, Thailand und durch den Suezkanal zurück zum Anfangspunkt.
Während seiner Reise publiziert der Segler immer wieder Berichte und Gedanken über sein Erlebtes. Sei es, wie sein Boot gefilzt wurde, die Auswirkungen des Hurrikans Irma oder wie man mit Freundlichkeit und Respekt einfach weiter kommt.
Einschneidendes Erlebnis auf den letzten Seemeilen
Auf der letzten Etappe mit Sohn und Grosskind zog um sechs Uhr morgens ein Gewitter auf. «Die Blitze glichen einem Seenachtsfest.» Einer trifft die Samantha und zerstört die ganze Bootelektronik. «Zum Glück lief der Motor noch.» Nach der Seekarte auf dem iPad würden sie zwei Stunden später in den Hafen von Port Napoléon einlaufen. «Ich hatte nie Angst und habe Stürme und Unwetter auf meiner Reise erlebt. Doch seit diesem Gewitter habe ich keinen Fuss mehr auf ein Boot gesetzt.»
Die Samantha wird nun repariert und nach 75 000 zurückgelegten Seemeilen verkauft und zurück bleiben die Erinnerung, zahlreiche Bilder und zwei Bücher, in denen die Reise verewigt wurde. «Bücher, die einen alles miterleben lassen, ob Segler oder nicht.»
Die Bücher «Ein erfüllter Traum» sind auf www.novumverlag.com erhältlich.



