Mit positiver Anspannung
28.10.2025 Wohlen, KulturKeine One-Man-Show
Kulturwerk Bleichi ist erfolgreich gestartet
Es ist eine Punktlandung. Zwei Stunden vor der Eröffnung wurde noch emsig gearbeitet. Danach begrüsste Jonas Arnet, Präsident Verein für Kultur, die Gäste im ...
Keine One-Man-Show
Kulturwerk Bleichi ist erfolgreich gestartet
Es ist eine Punktlandung. Zwei Stunden vor der Eröffnung wurde noch emsig gearbeitet. Danach begrüsste Jonas Arnet, Präsident Verein für Kultur, die Gäste im Kulturwerk Bleichi zum ersten Event.
Monica Rast
Das Kulturwerk Bleichi ist seit über einem Jahr am Leben. «Gewisse Leute haben es bereits gesehen oder sogar mitgestaltet», meint Jonas Arnet, Präsident Verein für Kultur. Acht Ateliers sind an Kunstschaffende vermietet worden. Die Brauerei «Bünzwasser» ist am Herstellen ihres Bieres, und vor ein paar Monaten sind die Bandräume fertig geworden und bereits vermietet. «Vielleicht wird schon an einem neuen Konzertprogramm gefeilt, was eventuell sogar hier auf der Bühne stattfinden wird.»
Ein riesengrosses Dankeschön an all die vielen Helfer
In der letzten Woche wurde Arnet bewusst, dass hier ein Herzstück, ein Kraftakt mit der Konzertbühne vollendet wird. «Aber das Kulturwerk Bleichi ist mehr als diese Halle», ergänzt Arnet, «und sie lebt stärker, als mir eigentlich bewusst war. Da spazieren Leute mit Bildern zur Restauratorin Isabelle Rippmann. Thomi ist mit der Putzmaschine am Rumkurven und hält einen Schwatz mit Ateliernutzenden. Dann war die Göttigesellschaft kürzlich zu Besuch in der Brauerei, und lud die Umbaucrew im Anschluss auf ein Feierabendbier ein. Das ist der Geist, den wir uns gewünscht haben.» Das Foyer wurde bewusst hell gestaltet. Um eine gute
Konzertatmosphäre zu schaffen, ist der weitere Bereich dunkel gehalten. Zudem wurde sehr viel an der Akustik gemacht. «Wir konnten auf so viel Hilfe aus der Bevölkerung und aus dem Bekanntenkreis zählen. Und wir konnten auf den Freundeskreis und auf die Vereinsmitglieder zurückgreifen.» Nur wie soll man ihnen allen gebührend danken? «Es war extrem viel Hilfe, auf die wir zählen konnten. Mir ist es ein enormes Anliegen, dass ihr wisst, dass wir die Idee ohne euch nicht hätten umsetzen können. Ohne die vielen Leute, die hinter uns standen», so der Vereinspräsident.
Das Engagement hat vor fünf Jahren begonnen. Und erst in den letzten Wochen ist dem Präsidenten aufgefallen, das gewisse Leute jeden Dienstag vor Ort waren. Allein die rapportierten Stunden sind auf über 4500 Stunden angewachsen. Alles Freiwilligenarbeit. Häufig waren es auch Leute, die bereits das Pensionsalter erreicht haben. «Was wären wir ohne diese Unterstützung? Es war eine riesige Freude, ihnen zuzusehen.» Das zeigt auch, dass die Erschaffung des Kulturwerks alles andere als eine One-Man-Show war.
Jonas Arnet betonte, dass genau dieses Zusammenspiel von Freiwilligen und der Wille, etwas Grosses zu schaffen, typisch für Wohlen ist. Das Dankeschön fiel riesig aus. «Ohne euch hätten wir es nie zu dieser Punktlandung geschafft.»
Einweihung Kulturwerk Bleichi: Die Gäste feiern bis in den Morgen
Die Bleichi bekommt mit dem Kulturwerk eine ganz neue Bedeutung. Gefeiert wird mit zwei Konzerten und Musik bis in den Morgen hinein. Ein Projekt, das von Beginn weg für Zusammenhalt in der Gemeinschaft sorgt.
Monica Rast
«Mit einer positiven Anspannung sehe ich der Eröffnung entgegen», erzählt Patrick Grob vom Verein für Kultur, bevor die geladenen Gäste eintreffen. Er ist erleichtert, dass die erste grosse Etappe geschafft ist. Rund 100 Tickets sind bereits im Vorverkauf für das Eröffnungskonzert mit Marlin und La Nefera weg. «Eine schöne Zahl zum Starten», meint er erfreut.
Erleichterung ist nicht nur ihm ins Gesicht geschrieben. Anfang Woche war der Raum noch «pumpevoll», meint Bauchef Stefan Hegi schmunzelnd. «Ich bin total zufrieden und locker. Wir haben bis 15 Uhr noch gearbeitet. Konnte mich anschliessend kurz zu Hause ausruhen und bin happy, dass wir das mit einer Punktlandung geschafft haben.»
Die alte Garde im Einsatz
Kulturwerk Bleichi ist offiziell gestartet und unter den geladenen Gästen sieht man viele bekannte Gesichter. Nicht wenige haben fleissig am Umbau mitgewirkt. Da ist die «Alte Garde», unter anderem mit Stefan Hegi und Hans Melliger.
Keine Unbekannten, wenn es um die Umsetzung von Ideen geht. Sie durften sich in der Bleichi so richtig austoben. Betonieren, spitzen, oder Wände durchbrechen. «Ich hätte nicht gedacht, dass es fertig wird», bemerkt Melliger. Gemeinsam mit Georg Merki und Christian Aerne geniessen sie den Moment und geben denjenigen immer wieder Auskunft, welche beim Umbau nicht anwesend waren.
Wie beispielsweise die Geschichte, wie das Leuchtelement von Thomas Marbach den Weg hinter die Bar fand. Marbach hat neben seinem Beruf schon immer gerne «Sachen gemacht, wo niemand danach gefragt hat», wann er fertig sei. So kam es, dass er in der Coronazeit eine Leuchttafel aus LED-Bändern herstellte und sie dementsprechend programmierte. Rund eineinhalb Jahre hat er daran gearbeitet, nur um einen Countdown zum neuen Jahr laufen zu lassen. Dann verschwand das Werk im Keller, bis Hans Melliger meinte, man könne die Anzeige für das Theaterstück «Grabenstorf» nutzen. «Doch es kam nie dazu. Nun hat sie aber ihren Platz gefunden», meint Melliger lachend. «Die Tafel passt perfekt in eine urbane Fabrik.»
Jetzt wird sie als Anzeigetafel hinter der Bar genutzt. Marbach hat sie so programmiert, dass alle Namen der Helfer bis zum Konzert gezeigt werden. Danach wird sie für den aktuellen Musikact gebraucht. «Zuerst wusste Jonas Arnet nicht, ob die Tafel etwas für die Bleichi ist», meint Thomas Marbach schmunzelnd, «doch als er sie sah, kam die Freude.» Arnet ist Präsident des Vereins für Kultur Wohlen.
So wie diese Anzeigetafel haben viele Sachen eine neue Bestimmung erhalten. So stehen ein olivgrünes Sofa und ein Flügel im Foyer und eine grosse Bar samt zwei Stuhlreihen aus dem Stadion Brügglifeld in Aarau im Raum nebenan.
Erinnerungen an frühere Zeiten
Neugierig werden die Räume von den Gästen inspiziert. Die Freude über das Kulturwerk Bleichi ist bei allen Anwesenden gross. Über Jahre hinweg war die Bleichi ein wichtiger Standort in Wohlen. «Sie wurde im Jugendstil gebaut, mit einem Sichtmauerwerk und einem Toblerone-Dach», erzählt Corina Haller, der neue Stern am Historikerhimmel, wie Arnet sie angekündigt hat.
«Damals war die Bünz schon mal von der Färberei rot oder blau gefärbt», erzählt sie. Nach der Schliessung kaufte die Gemeinde die Bleichi und nutzte sie als Werkhof. Nun ist sie wieder eine Produktionsstätte und erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
So lässt es sich auch Gemeindeammann Arsène Perroud nicht nehmen, ein paar Worte an die Gäste zu richten. «Früher gab es Klagen über die Farbe in der Bünz. Heute könnte es der Konzertlärm sein», meint er schmunzelnd. «Die Nutzung durch den Verein für Kultur ist still und heimlich gestartet. Ich habe grosse Demut vor den Organisatoren und was sie mit zahlreichen Freiwilligen auf die Beine gestellt haben. Es ist kein Werk, das bombastisch eröffnet wird, und trotzdem sehr wichtig ist für die Kultur.»
Gemeinsam etwas Grosses geschaffen
Viele haben das Kulturwerk Bleichi unterstützt. Mit einem Sponsoring, Sachspende oder als Helfer. «Es gab auch Unterstützer aus dem Gewerbe, die uns mit Lernenden zur Hand gingen», erzählt Jonas Arnet.
Besonders stolz ist er auf die Akustik im Konzertraum. Aus Zeitnot fragte Arnet Stefan Hafen an, ob er das Bühnenlicht übernehmen könnte. «Er bot den kleinen Finger und ich nahm die ganze Hand», meint er lachend.
Jetzt übernehmen Jüngere den riesigen Betrieb, der nun aufgefahren wird. Die Mieterschaft unterstützt und gestaltet das Zentrum mit ihrer Miete mit. «Es ist keine One Man Show», betont Vereinspräsident Arnet und lobt insbesondere Stefan Hegi, «erst, als Stefan aufgesprungen ist, bekam das Projekt Hand und Fuss. Er war für uns ein Riesenglücksgriff.»
Dieser Meinung schlossen sich alle Anwesenden mit einem lang anhaltenden Applaus an. Alle sind gespannt auf die Konzerte von Marlin und La Nefera und wie es mit dem Kulturwerk Bleichi weitergeht.
Infos: www.vfkwohlen.ch.






