Mit Konsequenz und Respekt
10.01.2025 WohlenDer Wohler Nationalrat Matthias Jauslin wechselt per sofort von der FDP zur GLP
Diese Nachricht hat hohe Welle geworfen in der gesamten nationalen Medienwelt. Matthias Jauslin wechselt die Partei, der Nationalrat aus Wohlen kehrt der FDP den Rücken und politisiert ...
Der Wohler Nationalrat Matthias Jauslin wechselt per sofort von der FDP zur GLP
Diese Nachricht hat hohe Welle geworfen in der gesamten nationalen Medienwelt. Matthias Jauslin wechselt die Partei, der Nationalrat aus Wohlen kehrt der FDP den Rücken und politisiert künftig für die Grünliberalen. Die FDP sei seine politische Heimat gewesen, blickt er mit Wehmut zurück.
Daniel Marti
Von «Transfer in der Politik» bis zu «Knall in Bundesbern» – so lauteten die Schlagzeilen in der digitalen Nachrichtenwelt gestern Donnerstagmorgen. Matthias Samuel Jauslin, seit 2015 Nationalrat der FDP, wechselt zur GLP. Das gab der 62-jährige Wohler gestern Donnerstagmorgen bekannt. Seine Entscheidung sei über eine lange Zeitspanne gereift, schreibt Jauslin in einer Medienmitteilung. Und er stelle den Gemeinsinn, also das Allgemeinwohl, ins Zentrum seines politischen Wirkens. Der Gemeinsinn sei ein zentraler Faktor für den Zusammenhalt der Schweiz.
«Natürlich», sagt er auf Anfrage, «ich habe mir den Entscheid nicht einfach gemacht. Ich bin in der FDP in Wohlen gross geworden, die FDP ist meine politische Heimat gewesen.»
Nach der erfolgreichen Wahl 2023 kam der Bruch
Spätestens nach der Wiederwahl im Oktober 2023 ist das Gefühl aufgekommen, dass die nationale FDP-Spitze nicht mehr an der Seite von Jauslin steht. «Oder auch umgekehrt», fügt er gleich an. Denn nach der Wahl 23 musste er seinen Sitz in der Umweltund Energiekommission unfreiwillig räumen. Er sei da der Leader gewesen in der Kommission, habe gute Arbeit geleistet und mitgestaltet, blickt er zurück. «Dann kam aber der Bruch», und die nationale FDP-Spitze wollte in dieser Kommission nicht mehr auf Jauslin setzen. Obwohl für Jauslin Umwelt, Klima, Raumplanung und erneuerbare Energien keine Modethemen sind. Aus seiner Sicht sollte man sie nicht auf der Links-rechts-Achse verorten, sondern progressiv anpacken. Den Willen, dies zu tun, erkennt er nun bei der FDP nicht mehr, heisst es in der Medienmitteilung. Sein Austritt sei deshalb konsequent, und er hoffe, dass dies in gegenseitigem Respekt erfolgt, schreibt Jauslin. Auf menschlicher Ebene sei der Austausch in der Fraktion freundschaftlich gewesen.
Die Fraktionsmitglieder und andere Schlüsselfiguren der Partei hat Jauslin übrigens postalisch über seinen Wechsel informiert.
Seiner Linie treu geblieben
Matthias Jauslin ist bekannt dafür, dass er seine eigene Meinung immer kundtut. Dies wurde bei der FDP im Bundeshaus wohl nicht immer gern gesehen. «Aber die FDP ist eine freiheitliche Partei. Sie hat wie ein Flugzeug einen linken und rechten Flügel», erklärt er. Da müsse die freie Meinungsäusserung schon genügend Platz haben. Und als Abweichler sieht er sich deswegen nicht. «Wir sind in Bundesbern auch bei der Stimmabgabe frei», betont er. Das habe er schon früher in Wohlen im Einwohnerrat und im Gemeinderat vorgelebt, stellt Jauslin klar.
Auf kommunaler Ebene war Matthias Jauslin über lange Zeit eine feste Grösse. Von 1998 bis 2006 war er Einwohnerrat, von 2007 bis 2013 war er Gemeinderat und von 2010 bis 2013 Vizeammann von Wohlen. Auch damals habe er nie die Faust im Sack gemacht, erklärt er. Das ist auch in Bundesbern so geblieben – vielleicht war und ist er auch ein unbequemer Politiker. Aber er ist seiner Linie treu geblieben – von Wohlen bis nach Bern.
Wahlen 2027 sind jetzt kein Thema
Matthias Jauslin ist zudem seit 35 Jahren Geschäftsführer und Inhaber eines 30-köpfigen Unternehmens in Wohlen, das im Bereich Elektroanlagen, Telematik und Automationen tätig ist. Mitte der Neunzigerjahre trat er der FDP bei, 2015 wurde er in den Nationalrat gewählt. Er war von 2019 bis 2023 Mitglied in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Seit 2019 hat er Einsitz in der Geschäftsprüfungskommission und seit Ende 2023 in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen.
Nun wird er all diese Erfahrungen in die GLP einfliessen lassen. Das ist auch sein Hauptziel für sein Wirken in der neuen Partei. Er biete gerne seine Dienste und Erfahrung an und er wolle sich jetzt gut integrieren in die GLP, sagt er noch. Alles andere komme später. Wie beispielsweise das Wahljahr 2027. «Das ist sehr weit weg und ist jetzt kein Thema», erklärt der Wohler Nationalrat.
Sein Parteiwechsel hat natürlich auch Auswirkungen hier in Wohlen. Gestern Donnerstag gab er den Austritt aus der FDP Wohlen bekannt. Und in den nächsten Tagen werde er sich bei der GLP Wohlen anmelden. Dort wird man sich auf die Verstärkung sicherlich freuen. Denn einen Nationalrat zu stellen, das ist für die Grünliberalen in Wohlen ganz bestimmt ein grosser Gewinn.
«Er ist eine Verstärkung»
Freude löst der Wechsel natürlich bei den Grünliberalen aus. GLP-Fraktionschefin Corina Gredig: «Matthias Jauslin zeigt mit seinem Engagement glaubwürdig auf, dass man ökologische Themen mit liberalen Ansätzen vorwärtsbringen kann. Mit seinem Know-how und seiner besonnen Art ist er eine Verstärkung für die GLP.»
In der Medienmitteilung wird auch festgehalten, dass Jauslin nicht der erste Nationalrat ist, der während einer laufenden Legislaturperiode die Partei wechselt. So schloss sich der Aargauer FDP-Mann Luzi Stamm im Jahr 2001 der SVP an. 2011 wechselte Thomas Müller (SG) von der CVP (heute: Die Mitte) zur SVP. Und im Frühling 2019 durften sich die Grünliberalen bereits über einen Zugang freuen. Damals wechselte Daniel Frei (Zürich) von der SP zur GLP-Fraktion und politisierte bis Ende 2019 für die Grünliberalen weiter.