Mit gesunder Distanz zum Amt
09.12.2025 Buttwil, Region OberfreiamtThomas Huwiler beendet nach 24 Jahren Gemeinderat sein Wirken für Buttwil
Er war 24 Jahre Gemeinderat in Buttwil. Auch seine siebte Wahl gelang, doch fünf andere Kandidaten hatten mehr Stimmen als er. Der Langzeit-Gemeinderat blickt auf seine Arbeit zurück ...
Thomas Huwiler beendet nach 24 Jahren Gemeinderat sein Wirken für Buttwil
Er war 24 Jahre Gemeinderat in Buttwil. Auch seine siebte Wahl gelang, doch fünf andere Kandidaten hatten mehr Stimmen als er. Der Langzeit-Gemeinderat blickt auf seine Arbeit zurück und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
Verena Anna Wigger
Bereits beim ersten Telefonat nach der (Ab-)Wahl Ende September gibt der eigentlich gewählte, aber überzählige Lokalpolitiker Auskunft und ordnet sein Ergebnis sachlich ein. Diese sachliche Analyse macht er auch im Interview und man nimmt sie ihm ab. Mit einer bewundernswerten Nüchternheit und Distanz zu den Ereignissen betrachtet er seine Arbeit und den Umstand, nach 24 Jahren aus seinem Amt auszuscheiden.
«Ich habe fast damit gerechnet», sagt er heute. Er habe immer etwas gleichviel Stimmen erhalten. Da es nun mehrere neue Kandidaten gegeben hat, war durchaus zu erwarten, dass es diesmal nicht klappt. «Aber nichtsdestotrotz: Wenn ich mich zur Wahl stelle, dann möchte ich gewählt werden», bekennt er offen.
Huwiler hat in seiner Zeit im Gemeinderat die Ressorts Hoch- und Tiefbau, Raumordnung, Ortsbürgergemeinde, Forstwirtschaft und Gemeindeliegenschaften betreut. Obwohl er diese gesunde Distanz zu seinem Amt über die Jahre bewahrte, sagt er: «Das war ein Teil von mir.» Er erklärt: «Ich war fast mein halbes bisheriges Leben Gemeinderat.» So kommt es, dass seine Kinder (15 und 19 Jahre) ihn nur als Gemeinderat kennen. Ganz gerührt ist er, dass seine Tochter und sein Sohn zusammen mit seiner Frau Vesna bei seiner Verabschiedung aus dem Gemeinderat dabei waren. Das bedeutet ihm viel. «Ich bin sehr dankbar für das Verständnis und die Unterstützung meiner Familie in den vergangenen 24 Jahren», betont Huwiler.
Als Vermittler mit Spielraum
Er sieht die Arbeit als Gemeinderat darin zu vermitteln. Dank seines Berufs als Gartengestalter und Firmeninhaber konnte er wertvolle Erfahrungen und Fachwissen mit einbringen, wie er sagt. Dies vor allem im Ressort Bau. «Man hat vielfach die Möglichkeit, einem Geschäft die Spitze zu brechen, damit es grossmehrheitlich angenommen wird», ist Huwiler überzeugt. Und das hat er in seiner langen Amtszeit praktiziert. Immer dann, wenn es bei Baubewilligungen Probleme gab und er eine Möglichkeit sah, auszugleichen und nicht «paragrafenreiterisch» zu sein. Die Bauverwaltung müsse strikt nach Gesetz prüfen. Er als Gemeinderat hatte aber da die Möglichkeit, den einen oder anderen Kompromiss herbeizuführen, sodass das Projekt realisiert werden konnte.
Er ist froh, dass er seine Geschäfte während seiner Amtszeit grossmehrheitlich durchgebracht hat und keine «komischen» Diskussionen daraus erwuchsen. Damit spricht er an, dass er es spannend findet, wann welche Diskussionen geführt werden und wann ein Traktandum zur Überraschung vieler einfach durchgewunken wird. Dies ohne Wertung, einfach mit dem Blick auf die Geschäfte und deren Gang.
Wichtigste Bauprojekte und Planungen
Viel bedeutet ihm, dass zum Ende seiner Amtszeit Tempo 30 auf den Gemeindestrassen eingeführt wird. «Wir scheinen etwas richtig gemacht zu haben», sagt Huwiler. Sowohl an der Gemeindeversammlung als auch bei der Urnenabstimmung sagte der Souverän Ja zu Tempo 30 auf den Gemeindestrassen.
Wirklich hervorheben möchte er kein Projekt. Seine Arbeit im Gemeinderat hätte grossmehrheitlich darin bestanden zu verwalten und instandzuhalten. Denn das Buttwil, wie es heute steht, habe schon vor seiner Zeit bestanden. Es sei darum gegangen, zu der bestehenden Substanz zu schauen und diese in einem guten Zustand weiterzugeben. Das sei gelungen. Dabei schliesst er das Dach der Turnhalle aus. Das müsse noch saniert werden.
Ein anderes Projekt, welches ihm auch in Erinnerung geblieben ist, sei eine Umzonung. Damals konnte Land der Einwohnergemeinde eingezont und damit das solide finanzielle Polster der Gemeinde weiter ausgebaut werden. So kann die Allgemeinheit weiterhin von einem moderaten Steuerfuss profitieren, erklärt Huwiler.
Aus seiner Sicht wird die Gemeinde in den kommenden Jahren ein Gesamtkonzept über die Gemeindestrassen an die Hand nehmen müssen. Das sei ein Projekt über zehn bis fünfzehn Jahre, rechnet er vor, doch dies eile nicht, es sei aktuell nirgends gefährlich. Über dieses Projekt dürfen nun die Nachfolger entscheiden und es bearbeiten, erzählt er schmunzelnd.
Der Gemeinderat ist ein homogenes Team
Wenn die Sprache auf den Gemeinderat kommt, wird Huwiler direkt. «Wir haben als Team hervorragend zusammengearbeitet», sagt er direkt. Sie hätten in den 24 Jahren, in denen er dabei war, kein einziges Mal gestritten. «Wir haben diskutiert», berichtet er. «Wir haben nur gute Gemeinderäte hier, die das Wohl der Bevölkerung im Fokus haben», fährt er fort. Nach der Sitzung habe man kameradschaftlich zusammengesessen.
Die gelebte Toleranz gefällt Huwiler. Für ihn ist auch klar: «Weder Ammann Stefan noch ich hätten das so lange gemacht, wenn es für uns nicht gepasst hätte.» Sie wären eine so homogene Gruppe gewesen, dass es auch vorkam, dass sie von aussen angefeindet wurden. «Das weckte Begehrlichkeiten von speziellen Leuten», erzählt Huwiler. Für ihn ist jedoch klar: Ganz so wichtig sei das Amt auch nicht, denn 80 bis 90 Prozent der Entscheide seien von Gesetzes wegen vorgegeben.
Ein Dorf mit intaktem Dorfleben
Huwiler erinnert sich auch an die Aussage eines Regierungsrats. Dieser meinte, er wolle für alle Leute die gleichen Voraussetzungen und Angebote schaffen. Huwiler sieht das anders. Er möchte nicht, dass es überall gleich ist. Er sagt: «Wir müssen uns nicht mit den Gemeinden am Sonnenhang vergleichen.» In Buttwil gibt es noch viele Vereine und Initiativen, die etwas für das Dorf tun, das findet er super. «Es ist noch ein bisschen heile Welt», sagt er. «Das heisst aber nicht, dass wir hinter dem Mond sind», bekräftigt Huwiler.
Ein Dorf wie Buttwil habe andere Vorteile. Da halte der Männerchor ein Konzert ab, und fast alle gehen hin.
Auch bei den Schützen oder am Gaufäscht, und nicht zu vergessen an der Fasnacht, sind die meisten dabei. Die Buttwiler nehmen am Dorfleben teil. Es sei doch schön, wie viele Leute sich im Dorf engagieren. Aber auch in Buttwil gebe es Einwohner, die darauf verzichten, am Dorfleben teilzunehmen.
Das grosse Interesse für das Dorfleben liege wohl auch daran, dass viele Alteingesessene in einem ländlichen Dorf ohne Fernseher und Internet gelebt haben. Diese Mentalität sei noch in den Vereinen verankert. Dies ist wahrscheinlich auch in der Familie Huwiler der Fall. Denn schon der Vater von Thomas Huwiler war im Gemeinderat. Alfred Huwiler war Gemeindeammann in Buttwil.
Mehr Zeit für Familie und Freunde
Und was macht er mit der Zeit, die wieder frei wird? Der Familie etwas zurückgeben. «Mit den Jungs unterwegs sein», sagt er. Und meint damit, dass er seine Freundschaften pflegen will. Dazu möchte er, wenn es die Gesundheit erlaubt, mehr Zeit in der Heimat seiner Frau Vesna in Kroatien verbringen. Vielleicht auf einem Segelboot von Insel zu Insel reisen oder das Dorfleben geniessen. Die dortige Gemeinschaft sei noch urchiger und heimatverbundener als in seinem Heimatdorf Buttwil. «Dort wird man mich in Zukunft mehr antreffen», sagt er und macht damit auch einen Ausblick auf die Zeit nach der Pensionierung.

