«Mit Geist und Spiritus»
10.01.2025 WohlenChor- und Orchesterkonzert der Kanti Wohlen am Dienstag, 14. Januar, 19.30 Uhr in der reformierten Kirche
Mozart – nicht gerade die Musik, die Jugendliche hören. Doch das hindert den Musiklehrer Walter Siegel nicht daran, mit seiner Schulklasse die ...
Chor- und Orchesterkonzert der Kanti Wohlen am Dienstag, 14. Januar, 19.30 Uhr in der reformierten Kirche
Mozart – nicht gerade die Musik, die Jugendliche hören. Doch das hindert den Musiklehrer Walter Siegel nicht daran, mit seiner Schulklasse die Krönugsmesse einzustudieren und sie in einem Konzert in der reformierten Kirche vorzutragen.
Monica Rast
Die Krönungsmesse von Mozart ist ein etwas unüblicher Start für Schülerinnen und Schüler, die das Fach Musik belegen. «Mit dem Konzert werfe ich die Schüler ins kalte Wasser», erklärt Walter Siegel schmunzelnd. Seine Idee dahinter ist eigentlich simpel. «Sie sollen wissen, womit sie sich in den nächsten drei Jahren beschäftigen.»
Bereits zum dritten Mal beginnt er das Schuljahr mit dem Einstudieren eines Konzerts mit rund 60 Schülerinnen und Schülern in drei Kursgruppen. Nicht irgendeine arrangierte Version von Mozart. Nein er geht gleich aufs Ganze. «Mozart versteht jeder, wenn er oder sie sich drauf einlässt.»
«Keep calm and sing Mozart» heisst es auf dem Konzertflyer. Ein klassisches Stück, vierstimmig und dann noch ein Originalwerk. Welche Musikschulklasse kann von sich behaupten, mit einem Konzert von Mozart den Schulstoff zu beginnen. «Keine Theorie, keine Geschichte, keine schriftlichen Prüfungen – nur Praxis und Vorsingen. Alles auf eine Karte», meint der sehr engagierte Lehrer, «Tonleiter und Lehrbuch folgen später». Unterstützt wird der Chor am Konzert von Julia Frischknecht, Sopran; Susanne Wiesner, Alt; Stefan Vock, Bass; Alex Lutz am Klavier und dem Kanti-Orchester.
Ein neuer First Class Choir an der Kanti Wohlen
Es ist kurz nach neun. Einige Jungs stossen zu dem bereits probenden Chor dazu. Alle sind auf die Noten fokussiert und hören den Anweisungen von Siegel zu. «Gleich nochmals das Gloria, das liefert Energie», meint der Musiklehrer und schlägt die Töne auf dem Klavier an. Die Musikklasse steht kurz vor ihrem grossen Konzert. Es wird an den letzten Feinheiten gearbeitet. Aussprache, Ton halten, der richtige Einsatz. Auf eine Bemerkung von Siegel hin wird ein Stift hervorgeholt und einen Vermerk bei den Noten platziert. Er soll die Sänger auf die Wichtigkeit des Tons aufmerksam machen.
Sein Gehör ist geschult, schnell merkt er, wenn etwas nicht so klingt, wie es sollte. «Jetzt nur die Männerstimmen», meint er und lässt die Jugendlichen den Abschnitt wiederholen, bis es passt. «Beim Bass ein wenig posen», meint er und zeigt, wie er es meint. «Mit Geist und Spiritus» lässt er den Chor den Abschnitt wiederholen. «Das wars», lobt er die Sänger zufrieden.
«Musik ist unser Ding»
Die Schüler sind aufmerksam bei der Sache. Schliesslich ist Musik ihr Ding. «Zeichnen ist nicht meins. Deshalb habe ich mich für die Musik entschieden», erklärt Elias König. Neben dem Singen spielt er noch E-Gitarre. Gleich wie Basil Burger: «Ich spiele auch ein Instrument und singe gerne.» Musik begleitet die Jugendlichen in ihrem Leben. Elodie Parvex sang schon früher in einem Chor und nutzt nun das Wahlfach, um sich in dem Metier zu vertiefen. Dem schliesst sich Vera Rottenschweiler an: «Ich habe in der Freizeit fast keine Zeit mehr dafür und kompensiere dies nun in der Schule.»
Für die Jugendlichen war es zu Beginn des Semesters sehr ungewohnt, gleich loszusingen. «Es war ein wenig unangenehm», meint Elias König. «Ich musste raus aus meiner Komfortzone. Doch jetzt macht es Spass, weil es sich auch gut anhört.» Vera Rottenschweiler ergänzt: «Ich habe mich unterschätzt und bin selbst erstaunt, wie gut wir zusammen klingen.»
Nach der anfänglichen Skepsis finden es die Jugendlichen cool, Mozart vierstimmig zu singen. Sie haben auch lange dafür geübt. «Wir haben in den Stimmgruppen viel selbst erarbeitet», erklären die Schüler unisono. «Aber es hat sich gelohnt. Es macht Spass und das Resultat ist gut», meint Basil Burger.
Im Chor gemeinsam stark
Neben den gemeinsamen Chorproben liess Walter Siegel die Schülerinnen und Schüler immer wieder einzeln vorsingen, damit er sah, auf welchem Stand sie waren. Eine Woche vor dem Auftritt hält sich die Nervosität noch in Grenzen. «Dass man in einem Chor singt, nimmt den Druck ein wenig weg», erklären die Sängerinnen und Sänger. «Links oder rechts von einem singt immer jemand.» Hilfreich ist auch, dass Walter Siegel für die Musik lebt und nicht nur Musiklehrer, sondern auch Sänger ist. «Auch Julia Frischknecht hat uns schon mal unterrichtet», bemerkt Elodie Parvex, «das war vor allem für den Sopran cool.»
Nach einer kurzen Pause wird weiter geprobt. «Nutzt den Chorklang zum Atmen», kam schon der nächste Tipp von Siegel. Es ist erstaunlich, mit welcher Intensität geprobt wird. «Inzwischen wissen sie, womit sie sich beschäftigen. Dabei kommen Theorie und Praxis zusammen.» Für ihn ist das Projekt auch menschlich ein Erlebnis. «Als Musiker und nicht nur als Bewerter», meint der Profi, «die drei Jahre bringen uns auf eine ganz andere Position».
Dass der Musiklehrer dabei auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich immer wieder am Feedback ehemaliger Schülerinnen und Schüler: «Das Erarbeiten der Krönungsmesse von Mozart hat sie nachhaltig geprägt und war jeweils das Highlight des Unterrichts.»
Chor- und Orchesterkonzert am Dienstag, 14. Januar, 19.30 Uhr in der reformierten Kirche.