Mit Geduld und einem offenen Ohr
25.07.2025 WohlenEine Lücke füllen
Tanja Ruschke bietet eine neue Art der Hilfe an
Unterstützung im Alltag ist ein wachsendes Bedürfnis der Bevölkerung. Die Gesellschaft wird älter, digitaler und komplexer.
Laut ...
Eine Lücke füllen
Tanja Ruschke bietet eine neue Art der Hilfe an
Unterstützung im Alltag ist ein wachsendes Bedürfnis der Bevölkerung. Die Gesellschaft wird älter, digitaler und komplexer.
Laut Tanja Ruschke besteht zwischen Hilfe zur Selbsthilfe und institutioneller Betreuung eine Lücke. Institutionen wie Spitex, Beistände oder die Pro Senectute leisten wertvolle Arbeit, stossen aber an ihre Grenzen. Genau hier möchte die Gründerin von «Hilfe im Alltag» ansetzen. Ihre Firma bietet niederschwellige, alltagsnahe und professionelle Unterstützung. Kein Anliegen ist zu klein, um ernst genommen zu werden. Sie möchte helfen, bevor Probleme entstehen. --mo
Tanja Ruschke bietet unkompliziert Hilfe im Alltag an
Tanja Ruschke bietet mit ihrer Firma niederschwellige, alltagsnahe Unterstützung. Flexibel, schnell, menschlich und diskret. Eben – wie eine gute Nachbarin, bei der man einfach mal klingeln kann.
Monica Rast
Sie ist gelernte Köchin, Betriebsleiterin und hat lange in der Gastronomie als Betriebsassistentin gearbeitet. In Wohlen aufgewachsen, lebt sie inzwischen mit ihrer Familie in Stetten. Doch den Bezug zu Wohlen hat sie nie verloren.
Tanja Ruschke absolvierte ihre Kochlehre in einem Altersheim. «Ich habe mich schon da gerne mit den Menschen unterhalten. Ich finde das immer wieder spannend.» Sie war schon immer sehr kontaktfreudig und geht offen auf die Menschen zu. Auch in ihrem Job als Betriebsassistentin war sie für ihre Mitarbeiter da. «Ich war irgendwie die Mutter des Teams», erzählt Tanja Ruschke lachend. «Die Angestellten konnten Deutsch, aber nicht das Beamtendeutsch. Da habe ich ihnen weitergeholfen.» Sympathisch, nah und offen, sind die ersten Gedanken, wenn man sie trifft.
Zahlreiche Aus- und Weiterbildungen kann die 34-Jährige inzwischen vorweisen. Doch die ganzen Ausbildungen nützten ihr nichts, als ihr die Kraft gefehlt hat. «Ich war selber eine Betroffene», erzählt die Zweifachmutter. Viele Mütter kennen das – plötzlich ist man nicht mehr nur für sich verantwortlich. Alles dreht sich um das kleine Lebewesen, und wenn es dann noch Zwillinge sind, umso mehr. «Man muss mit der Krankenkasse telefonieren und kommt einfach nicht dazu», erzählt sie offen aus ihrer ersten Zeit als Mutter. «Das war belastend. Und ich bin sicher nicht die Einzige mit diesem Gefühl, nichts zu schaffen. Ich konnte nicht einfach jemand anrufen und sagen: Hey, ich bin überfordert, kannst du mir helfen?»
Unkompliziert Hilfe anbieten
Genau da möchte Tanja Ruschke ansetzen. Unkompliziert Hilfe anbieten. Dabei spielt es keine Rolle, um was es geht oder wie lange es dauert.
Sie erzählt, dass der Gedanke zur Hilfe schon immer da war. «Deshalb trat ich dem Frauenverein und Familieträff Stetten bei. Denn ich möchte als Vorstandsmitglied im Dorf etwas bewegen.» Sie überlegte sich, was es brauchen könnte, und bot im kleinen Kreis einfach ihre Hilfe an. Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Eine kleine Geste mit grosser Wirkung. So entstand ihr Geschäftsmodell «Hilfe im Alltag».
Geht nicht – gibts nicht
Tanja Ruschke möchte nicht nur beraten, sondern auch gleich erledigen. «Früher konnte man beim Nachbarn klopfen und erhielt Hilfe. Heute hat niemand mehr Zeit.» Manche brauchen nur punktuelle Hilfe. Sei es beim Ausfüllen eines Formulars für das Amt, ein kurzer Anruf beim Arzt, Erstellen eines Lebenslaufs für die Bewerbung, Einrichten eines E-Mail-Kontos oder einfach nur das Handy entsperren, wenn man dreimal den falschen Pin eingegeben hat. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um jemanden zu unterstützen. «Dies sehe ich als echte Hilfe», erklärt die junge Mutter, «und das, was ich nicht weiss, recherchiere ich.» Schnell, unkompliziert und unbürokratisch. «Viele sagen, es ist nicht so einfach. Doch es wäre einfach, wenn man jemanden hat, den man anrufen kann», ist sie überzeugt. Mit viel Geduld und einem offenen Ohr möchte sie ihre Hilfe all denjenigen anbieten, die sie brauchen.
Ihr ist es bewusst, dass es sich um sehr persönliche Dinge handelt. Und gerade deshalb sieht sie für ihre Geschäftsidee eine gute Chance. Das Bedürfnis sei da und ihr Angebot soll eine Ergänzung zum Sozialdienst, zur Spitex oder auch zum KESD sein. «Ich sehe mich nicht als Konkurrenz, eher als Unterstützung vorhandener Institutionen. Ich kann niederschwellig und schnell helfen.»
Für die Firmengründerin darf Hilfe kein Luxus sein, deshalb ist ihre Hilfe auch mit einem kleinen Budget bezahlbar. «Die Leute mögen es nicht, wenns gratis ist», bemerkt sie nebenbei, «und doch soll der Betrag die Menschen nicht davon abhalten, anzurufen.»
Hilfe zur Selbsthilfe
Als Ausgleich zu ihrem Muttersein arbeitet Tanja Ruschke in der Vinothek René Schmidli in Villmergen mit einem 40-Prozent-Pensum. «Ich liebe die Arbeit.» Sie weiss, wie schwierig für junge Mütter ein Wiedereinstieg in die Arbeitswelt sein kann. Gerade wenn man nur mit wenigen Prozent anfangen möchte. Mit ihrer Firma möchte sie auch Frauen helfen, eine passende Arbeit zu finden, welche sich mit Familie und Kindern vereinbaren lässt. «Viele Frauen denken, sie können nichts. Ich helfe beim Lebenslauf, bei der Vorstellung und motiviere sie.» Wenn man der Gründerin von «Hilfe im Alltag» zuhört, merkt man schnell: «Sie ist eine von uns.»
Und so einfach kann man auch ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Sei es beim Ausfüllen und Verstehen von Dokumenten, Unterstützung bei Handy, Computer und digitalen Fragen, als Fahrdienst oder Begleitung zu Terminen oder bei Bewerbungen oder Online-Auftritten. Ein Telefonanruf oder ein E-Mail reichen für eine Kontaktaufnahme. Eine Anfrage lohnt sich auf jeden Fall. Entweder kann Tanja Ruschke weiterhelfen oder sie kennt jemanden, der helfen kann.
Mit Firma eine Lücke füllen
Momentan besteht die Firma aus der Gründerin Tanja Ruschke und Co-Gründer Stephan Ruschke. «Mit Feingefühl, Kompetenz und Humor biete ich Alltags- und Seniorenhilfe an. Ob es sich um Handy, Dokumente oder einen Online-Auftritt handelt. Ich bin Ihre Ansprechperson», heisst es auf ihrer Website. Und weiter: «Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches und kostenloses Kennenlerngespräch.»
Mit ihrer Firma möchte Tanja Ruschke Menschen unterstützen, die im täglichen Leben an ihre Grenzen stossen. Sei es durch das Alter, fehlende Ressourcen oder psychische Belastung. Sie bietet Alltagshilfe, die nicht nur praktisch, sondern auch menschlich und auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Individuell, unkompliziert und diskret. Auch ausserhalb der Bürozeiten.