Mit Fakten überzeugen
25.10.2024 WohlenMehrere Probleme lösen
Wohler Schulraum im Fokus
Im November wird über zwei Projektierungskredite für neuen Schulraum entschieden. Der Abstimmungskampf ist entfacht.
Mit rund 2450 Kindern und Jugendlichen sind die ...
Mehrere Probleme lösen
Wohler Schulraum im Fokus
Im November wird über zwei Projektierungskredite für neuen Schulraum entschieden. Der Abstimmungskampf ist entfacht.
Mit rund 2450 Kindern und Jugendlichen sind die Wohler Schulzentren bereits heute am Anschlag. Aber in Zukunft werden es noch mehr werden.
Darum will die Gemeinde neue Schulhäuser bauen. Sie will damit nicht nur das Problem des Schulraums lösen, sondern auch das der Kindergärten, die teilweise in sehr schlechtem Zustand sind. Und neuen Platz für die Tagesstrukturen schaffen. Am Infoabend wurde das Konzept vorgestellt. --chh
Erster von zwei Infoabenden der Gemeinde zu den beiden Referendumsabstimmungen vom 24. November
Wohlen wächst weiterhin stark. Und damit gehen auch die Schülerzahlen stetig nach oben. Bis 2039 wird mit rund 450 Kindern mehr gerechnet. Den dafür notwendigen Schulraum will der Gemeinderat frühzeitig realisieren. Zuerst muss er aber zwei Abstimmungen gewinnen.
Chregi Hansen
Es ist das passende Schlusswort. Und die Aussage geht den Vertretern von Gemeinde und Schule vermutlich runter wie warmer Honig. «Ich war bis anhin sehr skeptisch, darum bin ich heute gekommen. Aber was ich jetzt gehört habe, hat mich überzeugt», sagt einer der Anwesenden. Der Applaus nach den Worten beweist, dass er wohl nicht der Einzige war.
Zuvor haben der Gemeinderat, die Schulleitung und der Abteilungsleiter Liegenschaften & Anlagen während mehr als zwei Stunden informiert und Fragen beantwortet. Sie tun dies nüchtern, unterlegen ihre Aussagen mit Zahlen und Fakten und geben auch Fehler in der bisherigen Kommunikation zu. Dass bisher immer wieder von «Zyklus-1-Schulhäusern» und ihren Vorzügen die Rede war, das sei ein Fehler gewesen, gibt Ammann Arsène Perroud zu. «Heute würden wir vermutlich anders vorgehen.» Es gehe darum, dass Wohlen mehr Schulraum braucht – egal, wie man es nennt.
Kindergarten Litzibuech als wichtiger Puffer
Und noch ein Fehler der ursprünglichen Planung wurde korrigiert. Eigentlich sollten alle Kindergärten mit der Unterstufe zusammengelegt werden. Jetzt sollen die Kindergärten Schulweg, Pilatus und Litzibuech vorerst erhalten bleiben. «Gerade das Litzibuech ist wichtig als Puffer, weil sonst der Schulweg zu lange wird», sagt Gemeinderätin Ariane Gregor. Das ändere aber nichts daran, dass der Handlungsbedarf gross ist. Aktuell zählt die Schule Wohlen rund 2450 Kinder und Jugendliche. Laut Prognosen sollen es im Jahr 2039 bereits 2900 sein. Man müsse darum Schulraum für 30 weitere Klassen bauen, so die Ressortvorsteherin. «Wir wollen da bauen, wo die meisten Kinder sind. Im Bünzmatt, im Junkholz und später dann im Farn», so Gregor.
Handlungsbedarf gibt es aber auch, weil viele der jetzt genutzten Kindergärten in einem schlechten Zustand sind. Aktuell führt Wohlen 18 Abteilungen an 12 Standorten, davon sind nur zwei im eigenen Besitz. «An zehn Standorten wird das empfohlene Raumprogramm nicht erfüllt, an acht Standorten besteht akuter Sanierungsoder Ersatzbedarf», erklärte Gemeinderat Thomas Burkard. Zum Teil bezahle die Gemeinde hohe Mieten für die Nutzung der Räume. «Und Verhandlungen sind schwierig, wenn man keine anderen Optionen hat.» Zudem sorgen die dezentralen Kindergärten für Mehrkosten. So müssten beispielsweise überall Spielplätze und Aussenflächen realisiert werden. «Unser Ziel ist es, die Kindergärten in gemeindeeigenen Liegenschaften zu integrieren», macht Burkard deutlich.
Neue Schulhäuser schaffen auch Platz in den alten
Und so sieht der erste Schritt aus: Im Bünzmatt wird ein neues Schulhaus gebaut mit Platz für 13 Klassen des Kindergartens und der Unterstufe. Damit können bestehende Kindergärten aufgelöst werden und gibt es im bestehenden Schulzentrum Bünzmatt Platz für 7 neue Klassen. Ähnlich, aber eine Nummer kleiner wird im Junkholz geplant, hier soll der Neubau Platz bieten für vier Kindergarten- und fünf Unterstufenabteilungen. Im bestehenden Schulhaus finden so fünf neue Klassen Platz. Dazu kommen weitere Unterschiede. Im Junkholz sollen im Neubau auch Tagesstrukturen geschaffen werden, da die Nachfrage hier stetig steigt. Im Bünzmatt wiederum braucht es eine neue Einfachturnhalle – die dortigen Tagesstrukturen möchte die Gemeinde zusammen mit dem Gemeinnützigen Ortsverein in einem der bestehenden Kindergärten realisieren (Sorenbühl oder Aesch).
Mehrere Probleme auf einmal lösen
Für Arsène Perroud ist die Strategie die einmalige Chance, verschiedene Probleme auf einen Schlag zu lösen: die steigenden Schülerzahlen, den schlechten Zustand der Kindergärten und den vermehrten Bedarf an Tagesstrukturen. «Wir sind verpflichtet, den notwendigen Schulraum zur Verfügung zu stellen. Wenn nicht so, dann eben in teureren Provisorien. Denn die jetzigen Schulhäuser sind am Anschlag», so der Gemeindeammann weiter. Das bestätigen auch die beiden Co-Präsidenten der Schulleitungskonferenz. «Wir können vereinzelt noch Schüler aufnehmen, aber keine neuen Klassen mehr bilden», macht Franziska Walti deutlich. Und auch um eine neue Turnhalle komme man nicht herum. «Die jetzigen reichen schon nicht mehr, es können nicht alle Kindergärten die benötigten Turnstunden anbieten», berichtet der Gemeindeammann.
Raumprogramm optimieren und günstig bauen
Im Bünzmatt wird mit Kosten von 14,3 Millionen plus 4 Millionen für die Turnhalle gerechnet. Im Junkholz mit 9,9 Millionen plus 1,5 Millionen für die Tagesstrukturen. «Das heisst, wir rechnen an beiden Orten mit 1,1 Millionen Franken pro neue Klasse. Das ist im Vergleich wenig, im Schnitt sind es zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Franken», erklärt Andreas Jauch, Abteilungsleiter Liegenschaften & Anlagen. Erreichen will man diese tiefere Zahl mit einer Optimierung des Raumprogramms, einer günstigen Bauweise und Verzicht auf zu viel Hightech. Dass dies möglich sei, beweise ein aktuelles Beispiel aus Winterthur, wo ein neues Schulhaus für 28 Klassen für 28 Millionen Franken gebaut wurde. Es sei ein ehrgeiziges Ziel, geben die Verantwortlichen zu. «Aber es darf nicht teurer werden, sonst können wir das finanziell nicht stemmen», macht der Gemeindeammann deutlich.
Die Verantwortlichen bekommen viel Zuspruch für ihre Überlegungen. Einer der Anwesenden mahnt, man solle nicht zu günstig bauen, das könne sich sonst rächen. Ein anderer findet, man solle besser gleich eine Zweifachturnhalle bauen, um Reserven zu haben. «Das können wir uns nicht leisten, wir bauen nur das, was wir wirklich brauchen», entgegnet Perroud. Diskutiert wurde auch über die Länge des Schulwegs für Kindergärtner und die Zukunft des Provisoriums am Oberdorfweg. «Das gehört der Gemeinde. Und wenn es geht, möchten wir es weiter da stehen lassen und als Puffer nutzen, wenn im Junkholz die Sanierung ansteht», erklärt Burkard.
Getrennte Bereiche schaffen für die Kleinsten
Auch wenn die neuen Schulhäuser zu einer Annäherung von Kindergärten und Unterstufe führen, so sollen Erstere ihre eigenen, geschützten Bereiche haben. «Das fliesst in die Planung ein», versichert Jauch. Wobei die Sorge um die Kleinsten unnötig ist, wie Franziska Walti betont. «In Anglikon und auch im Junkholz erleben wir, dass sich Klein und Gross gut vertragen und sich teilweise sogar guttun», sagt sie. Aktuell nichts tun kann die Gemeinde hingegen gegen das starke Bevölkerungswachstum. «Wenn jemand bauen will und sich an alle Vorschriften hält, können wir ihm das nicht verbieten», so Perroud.
Der Gemeinderat tut alles, um die beiden Abstimmungen im November zu gewinnen. Da geht es noch nicht um die konkreten Bauprojekte, sondern erst um die Projektierungskredite in der Höhe von 2 respektive 1,38 Millionen Franken. Neben der Abstimmungszeitung, die in Kürze an die Stimmbürger verschickt wird, hat die Gemeinde auch einen Animationsfilm produziert, der die wichtigsten Fakten in zwei Minuten zusammenfasst. Am ersten von zwei Infoabenden (der zweite findet am 6. November statt) haben die Verantwortlichen leichtes Spiel, gibt es kaum Kritik oder Fragen. Die SVP, die das Referendum ergriffen hat, ist zwar mit mehreren Vertretern vor Ort, bleibt aber stumm an diesem Abend. Im Abstimmungskampf selber wird das dann aber sicher anders sein.
Der Zeitplan
Damit der Schulraum rechtzeitig bereitsteht, muss es jetzt schnell gehen. Sagen die Wohler am 24. November Ja zum Projektierungskredit, soll die Abstimmung über den Baukredit im Juni 2026 erfolgen. Die Inbetriebnahme der neuen Anlagen soll zum Schuljahr 2029/2030 erfolgen. Damit das klappt, darf es bei Planung, Ausschreibung, Submission und Baugesuch möglichst keine Verzögerungen geben. «Der Zeitplan ist eng», sagt Gemeinderat Thomas Burkard. --chh