Mehr Verständnis nötig
28.05.2024 WohlenIm Dialog sein
Aktionstag Behindertenrechte in der Integra
«Inklusion im Alltag» hiess das Motto der Workshops im Rahmen der nationalen Aktionstage. In fünf Workshops wurden diverse Themen behandelt. Ein informativer, inspirierender und ...
Im Dialog sein
Aktionstag Behindertenrechte in der Integra
«Inklusion im Alltag» hiess das Motto der Workshops im Rahmen der nationalen Aktionstage. In fünf Workshops wurden diverse Themen behandelt. Ein informativer, inspirierender und eindrücklicher Nachmittag für alle Beteiligten, der, wie so oft in der Integra, mit einem fröhlichen und stimmungsvollen Fest sowie toller Musik der Integra-Band endete. --red
Die Integra beteiligte sich an den Aktionstagen für Behindertenrechte und Inklusion
«Die Integra setzt sich dafür ein, die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umzusetzen und echte Inklusion zu ermöglichen», sagt Geschäftsführer Jonas Meier. In insgesamt fünf Workshops wurde am Aktionstag auf bestehende Probleme aufmerksam gemacht und nach Lösungen gesucht.
Chregi Hansen
Vom 15. Mai bis 15. Juni finden in der ganzen Schweiz Aktionen statt, die einen Beitrag zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention leisten. Diese stehen dieses Jahr unter dem Motto «Zukunft Inklusion». Mit dabei auch die Integra Wohlen. Sie organisierte gleich einen eigenen Aktionstag und lud zu verschiedenen Workshops und einer gemeinsamen Feier zum Abschluss des Tages.
Knapp 70 Teilnehmende konnte die Integra begrüssen. Jonas Meier, der Geschäftsführer der Integra, spricht von einem erfolgreichen Tag. «Die gelungene Durchmischung der Teilnehmenden, darunter Fachleute, Betroffene, Angehörige und Integra-Personal, trug erheblich zur Vielfalt und dem gegenseitigen Austausch bei», sagt er. Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv. Ein besonderer Höhepunkt war für ihn das anschliessende Fest, das trotz Regenwetter etwa 150 Personen anzog. Die Integra-Hausband «Go Wanderer» sorgte für grossartige Stimmung und rockte das Publikum. Und störte sich nicht daran, dass die Instrumente und die Anlage von draussen kurzfristig in den Saal gezügelt werden mussten.
Cola statt Eis bekommen
Vor der Feier wurde das Thema Inklusion aber intensiv diskutiert. Die Integra stellt dabei die Herausforderungen im Alltag ins Zentrum. Denn Beeinträchtigte stossen auch heute noch auf teilweise grosse Hindernisse, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. Dies trotz Beitritt zur UNO-Behindertenrechtskonvention, die den gleichberechtigten Genuss der Menschenrechte und der Grundfreiheiten aller Menschen mit Behinderung fördern, schützen und gewährleisten soll und dabei Bund, Kantone Gemeinden in Pflicht nimmt.
Die Probleme beginnen schon bei der Verständigung, wie der Workshop «Unterstützte Kommunikation» unter Beweis stellte. Im so genannten «Plauderkafi» stellten Peter Aerni, Leiter Sozialdienst der Integra, und Jacqueline Stierli, Leiterin Wohnen, die Teilnehmenden auf die Probe. Erst mussten sie zufällig ausgewählte Sätze rein pantomimisch kommunizieren, denn nicht alle können sich mit Worten ausdrücken. Schnell wurde klar, dass dies gar nicht so einfach ist, wie das Gelächter an den Tischen bewies. «Im Spiel ist das lustig. Aber wer im richtige Leben von seinem Gegenüber nicht verstanden wird, findet es weniger witzig», machte Stierli deutlich. Da kann es schon passieren, dass man statt der bestellten Cola ein Eis kriegt, weil die Geste falsch verstanden wird.
Darum gibt es für Beeinträchtigte verschiedene Hilfsmittel, welche Aerni und Stierli im Workshop vorstellten. Sie reichen von einfachen Bildtafeln bis zu ausgeklügelten Apps. Letzteres zu bedienen, ist gar nicht so einfach, wie der Selbstversuch zeigt. «Doch gerade die Jüngeren beherrschen die Anwendung perfekt. Sie lernen bereits in der HPS den Umgang damit», weiss Stierli. Umgekehrt appellieren die beiden Kursleiter, in der Kommunikation mit Beeinträchtigten eine möglichst einfache und leist verständliche Sprache zu nutzen. Dass dies gar nicht so einfach ist, erfuhr Peter Aerni am eigenen Leib, als er die Resultate der Diskussion notieren wollte.
Stolperfallen eruieren
«Kommunikation ist sehr komplex. Es ist wichtig, dass wir uns in der Integra mit dem Thema beschäftigten», sagt der Leiter des Sozialdienstes. Die Einführung der Unterstützten Kommunikation in der Stiftung beinhaltet neben der Anschaffung von Hilfsmitteln auch die Schulung des Personals. «Das geht nicht von heute auf morgen, es handelt sich um ein grosses Projekt, mit dem wir nun gestartet sind und welches rund drei Jahre in Anspruch nimmt», so Aerni. Er ist froh, hat die Institution die dafür notwendigen Ressourcen gesprochen.
Ein weiterer Workshop dreht sich darum, inwieweit die Kirche Angebote für beeinträchtigte schaffen kann. Vorgestellt wurden auch die Möglichkeiten der Inklusion in Sportvereinen am Beispiel des Wohler Handballvereins. Auf zwei Rundgängen mit Vertretern der Gemeinde wurde auf mögliche Hindernisse und Barrieren aufmerksam gemacht. Zudem erhielt der Selbstvertretungsrat die Möglichkeit, sich und seine Arbeit vorzustellen. «Wir konnten so Werbung für uns machen. Aber die Feedbacks der Teilnehmenden helfen uns auch, unsere eigene Arbeit zu überdenken und anzupassen», freut sich Unterstützer Adriano Meyer über den gelungene Tag.
Am Thema dranbleiben
Es wurde an diesem Nachmittag deutlich, dass es noch viel zu tun gibt, bis die Konvention wirklich umgesetzt ist. «Mit dem erfolgreichen Abschluss des Aktionsnachmittags ist unsere Mission noch lange nicht beendet», ist denn auch Jonas Meier klar. Es braucht sicherlich Verständnis von beiden Seiten. Einerseits für die Schwierigkeiten, vor denen Betroffene teilweise stehen. Anderseits aber auch dafür, dass sich nicht alles von heute auf morgen umsetzen lässt. In dieser Hinsicht hat der Aktionstag der Integra wichtige Erkenntnisse geliefert.



