Mehr Kapazität für die Jugend
28.06.2024 WohlenFussballstadion Niedermatten: Einwohnerrat verlangt fast einstimmig den Einbau eines Kunstrasenfeldes
Mit einem Kunstrasen im Stadion Niedermatten könnte der FC Wohlen etliche Probleme lösen. Ein Kunstrasenspielfeld ist viel belastbarer und günstiger im ...
Fussballstadion Niedermatten: Einwohnerrat verlangt fast einstimmig den Einbau eines Kunstrasenfeldes
Mit einem Kunstrasen im Stadion Niedermatten könnte der FC Wohlen etliche Probleme lösen. Ein Kunstrasenspielfeld ist viel belastbarer und günstiger im Unterhalt als ein Rasenplatz. Dies anerkennt auch der Einwohnerrat. Das Dorfparlament setzt bei der Sanierung auf Kunstrasen – nun zum zweiten Mal.
Dass der FC Wohlen unter eher schlechten Platzverhältnissen leidet und dass der Verein mit den überlasteten Spielfeldern kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat, das ist längstens bekannt. Das war schon vor sieben, acht Jahren so. Damals wurde um den Einbau eines Kunstrasenfeldes im Stadion Niedermatten heftig debattiert. Letztlich sagte das Stimmvolk knapp Nein. Mit einer Differenz von 123 Stimmen.
Seitenhieb für die SVP – «keine Rote Karte …»
Mittlerweile hat sich die Situation weiter verschärft. Der Verein zählt mehr Mitglieder, vor allem im Juniorenbereich. Es müssen sogar interessierte Mädchen und Buben abgelehnt und Mannschaften gestrichen werden. Die Kapazitätsgrenze ist überschritten – vor allem weil der sanierungsbedürftige Platz nicht belastbar ist.
Und wachsen kann das Sportzentrum Niedermatten momentan nicht. «Vor ein paar Jahren hätte Gewerbeland und Land für zusätzliche Trainingsfelder eingezont werden sollen», blickte Einwohnerrat Dieter Stäger (FDP) zurück, «aber das scheiterte im Grossen Rat, insbesondere weil die damaligen Wohler SVP-Grossräte dagegen stimmten.» Leider gebe es für absichtliche Eigentore keine Rote Karte, so Stäger noch.
Auch aus dieser Sicht ist die Motion von Mitte-Einwohnerrat Ruedi Donat verständlich. Er fordert die Realisation eines Kunstrasenfeldes. Dabei bekam er im Rat Unterstützung aller Fraktionen. Auch die von Dieter Stäger attackierte SVP stand geschlossen für den Vorstoss ein, sie schloss sich in der Debatte vor allem den Vorrednern an.
«Gesellschaft profitiert vom Sport und von den Vereinen»
Die Mitte-Fraktion ging vorneweg bei der Zustimmung. Die Mitte setze sich grundsätzlich für Projekte ein, «die der Jugend- sowie der Integrationsförderung zugutekommen», so Co-Präsidentin Stefanie Dietrich. Bei einem Kunstrasen könne das Spielfeld viel öfter bespielt werden, «da er viel belastbarer ist als ein herkömmliches Spielfeld. Das heisst, es braucht keine zusätzlichen Spielfelder, und dies bedeutet, dass kein Landwirtschaftsland umgezont werden muss.» Zudem sei ein Kunstrasen aus heutiger Sicht ökologischer, auch der Nutzen/Kosten-Vergleich spreche für den Kunstrasen.
Die SP unterstützte die Motion, «da es für einen erfolgreichen Breitenund Leistungssport gute Rahmenbedingungen und eine gute Infrastruktur wie den Kunstrasen braucht», sagte SP-Präsidentin Laura Pascolin. «Die Gesellschaft profitiert vom Sport und von den Vereinen. Sozialkompetenzen wie Respekt lernt man im Sport.» Weiter sei es der SP ein Anliegen, «dass alle Vereine gleich und fair behandelt werden, wenn es Unterstützungsbeiträge betrifft». Auch andere Sportvereine, wie auch im Schüwo-Park, dürfen finanziell nicht benachteiligt werden.
250 000 Minuten Fussball für 600 Spielerinnen und Spieler
Mächtig ins Zeug legte sich Dennis Andermatt (Grünliberale). Er lobte den Verein: «Der FC Wohlen hat eine langjährige Tradition und hat mit dem Namen unserer Gemeinde in der Schweizer Fussballwelt für positive Werbung gesorgt.» Und Andermatt hat recherchiert: «Der FC Wohlen steht für 36 Teams, 5400 Minuten Training oder Spiele pro Woche, somit ein Total von 250 000 Minuten Fussball für knapp 600 Spielerinnen und Spieler.»
Der Verein stösst laut Andermatt an seine Grenzen, «und vieles hängt mit dem Hauptfeld zusammen». Der FCW führt zudem momentan eine Warteliste, auch darum brauche es diesen Kunstrasen, um das Angebot an Trainings und Spielen zu erhöhen.
Die Sanierung des Rasens sei sowieso längst nötig, darum ist es nun an der Zeit, «einen Kunstrasen einzubauen, um den Bedürfnissen des FCW gerecht zu werden», so Dennis Andermatt weiter.
Das Bedürfnis sei nun noch grösser, im Vergleich zum Jahr 2017 hat der Verein rund 200 Juniorinnen und Junioren mehr. Zudem droht die Auflösung des Rigacker-Rasenplatzes, wenn bei der Kanti Wohlen ein Neubau oder eine Erweiterung ansteht. «Dann verschwinden noch mehr Plätze, was das Problem des FC Wohlen unweigerlich erhöhen wird.»
Franziska Matter: «Haben viele tolle Vereine in Wohlen»
Auch die Grünen erachten grundsätzlich die Jugend- und Sportförderung als sinnvoll. «Für uns ist es wichtig, dass eine gewisse Gleichberechtigung unter den Vereinen besteht und dass die Förderung durch die Gemeinde nicht nur anhand des Prestiges einer Sportart bestimmt wird», räumte Franziska Matter ein. «Denn wir haben viele tolle Vereine in Wohlen, die alle Unterstützung verdient haben.»
Sie wies darauf hin, dass die Pfadi kürzlich einen Gratis-Baurechtsvertrag erhalten habe, das Pfadiheim jedoch auf eigene Kosten erstellen werde. «Uns ist es daher wichtig, dass die Eigenleistung, die der FCW an das Kunstrasenspielfeld zahlt, angemessen ist.» Die Grünen forderten zudem, dass die Umweltverträglichkeit eines Kunstrasens berücksichtigt wird.
Nochmals zur FDP und zu Dieter Stäger, der weiss aus eigener Erfahrung, dass Fussballer lieber echten Rasen haben. Aber Kunstrasen wurde in den letzten Jahren klar verbessert, das zeigt laut Stäger das Spielfeld in Villmergen. «Kunstrasen braucht deutlich weniger Unterhalt. Gleichzeitig lässt er eine viel höhere Nutzung zu, das heisst, viel mehr Mannschaften können darauf trainieren und spielen.» Zudem sei die Ausgangslage heute eine andere als im Jahr 2016. «Damals war der FC Wohlen ein Proficlub. Heute ist es ein Breitensportverein.»
Die Fraktion FDP und Dorfteil Anglikon betrachtet den Kunstrasen als eine «sehr sinnvolle Investition, die mittelfristig klar Kosten spart». Und die FDP wünscht sich eine grössere Kostenbeteiligung des FC Wohlen.
735 000 Franken im Finanzplan
Zu den Kosten. Bei der Volksabstimmung im März 2017 ging es um einen Kredit in der Höhe von 1,16 Millionen Franken. Ein Kunstrasen ist heute günstiger als noch vor sieben Jahren, auch die Unterhaltskosten für die Gemeinde würden sich deutlich reduzieren.
Inzwischen kann man beim Einbau eines Kunstrasenspielfeldes von kantonaler Unterstützung profitieren. Ein Schwerpunktprogramm für mehr Kunstrasenplätze, das der Regierungsrat lanciert hat, würde bis zu 400 000 Franken aus dem Sportfonds garantieren. Im aktuellen Finanzplan 2025 bis 2034 der Gemeinde Wohlen sind für die Sanierung des FCW-Hauptspielfelds total 735 000 Franken vorgesehen, allerdings erst in den Jahren 2028 (400 000 Franken) und 2029 (335 000 Franken).
Ob eine Realisation vorher möglich sein wird, liegt im Aufgabenbereich des Gemeinderats. Der muss nun eine Vorlage ausarbeiten. Dabei kann er auch die Kosten für eine Rasensanierung als Vergleich gegenüberstellen. Die Motion Kunstrasenfeld wurde jedenfalls bis auf eine Stimme, also fast einstimmig, überwiesen. Das ist sicherlich ein deutliches Zeichen an die Adresse des Gemeinderats. --dm