Lob vom grossen Vorbild
22.12.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtAusstellung von Schweizer Karikaturen mit Werken von Esther Sorg aus Sarmenstorf
Mit wenigen Strichen die Essenz einer Geschichte auf den Punkt bringen, das ist die grosse Kunst der Pressezeichnung. Die besten Werke der letzten zwölf Monate zeigt die Ausstellung ...
Ausstellung von Schweizer Karikaturen mit Werken von Esther Sorg aus Sarmenstorf
Mit wenigen Strichen die Essenz einer Geschichte auf den Punkt bringen, das ist die grosse Kunst der Pressezeichnung. Die besten Werke der letzten zwölf Monate zeigt die Ausstellung «Gezeichnet 2023» in Bern. Mit dabei auch unsere Karikaturistin Esther Sorg alias Etschgi.
Chregi Hansen
Dieses Format bringt die spitzen Federn der Schweiz zusammen: Über 50 Zeichner und Zeichnerinnen aus der ganzen Schweiz beteiligen sich mit ihren besten Werken an der Erfolgsausstellung und laden ein zu einem Rundgang durch die Herausforderungen, Höhepunkte und Absurditäten des ausklingenden Jahres. Mit dabei sind alle bekannten Namen wie Patrick Chappatte, Max Spring, Caro Rutz, Felix Schaad und Ruedi Widmer. Und auch Esther Sorg aus Sarmenstorf.
«Für mich ist die Teilnahme noch immer jedes Mal etwas Besonderes», schwärmt die Karikaturistin noch Tage nach der Vernissage. Zum bereits fünften Mal kann «Etschgi» ihre Werke hier präsentieren. Und sie fühlt sich wohl hier im Kreis der Kollegen und Kolleginnen. «Das Schöne ist: Jeder kann genau 5 Zeichnungen ausstellen. Egal, wie bekannt er ist oder nicht», sagt sie. Einige von ihnen hat sie bereits zwei Tage vor der Vernissage kennengelernt, als sie beim Aufhängen mitgeholfen hat. «Da bin ich auf einige Urgesteine der Szene getroffen. Der Austausch mit ihnen ist ungemein bereichernd.»
Beeindruckt von den Welschen
Die Vernissage selbst startete dann im Yehudi Menuhin Forum mit einem Polittalk. Arena-Moderator Sandro Brotz unterhielt sich dabei mit dem Walliser Nationalrat Philipp Bregy (Mitte) und der ehemaligen Nationalrätin Meret Schneider von den Grünen. Esther Sorg war vom Gespräch positiv überrascht. «Ich hatte etwas Angst, dass es sehr ernst wird, da Meret Schneider die Wiederwahl verpasst hat. Aber es wurde dann megalustig», berichtet sie. Anschliessend ging es zum Museum für Kommunikation, wo die Preisverleihung der besten Cartoons über die Bühne ging. Die Sarmenstorferin zeigt sich von den drei ausgezeichneten Werken beeindruckt. «Sie haben so ernste Themen wie den Gaza-Konflikt oder den sexuellen Missbrauch in der Kirche perfekt auf den Punkt gebracht, da ziehe ich meinen Hut», sagt sie. Und: Alle drei Preisträger stammen, wie übrigens auch der Grossteil der Künstler, aus dem Welschland. «Dort gibt es einfach eine andere Kultur, haben Zeichnungen noch ein anderes Gewicht», erklärt Sorg.
Umgekehrt hätten viele Karikaturisten in der Deutschschweiz Probleme, ihre Werke noch veröffentlichen zu können. «Früher war die ‹Weltwoche› ein guter Anlaufpunkt. Aber nach dem Rechtsrutsch des Blattes haben sich viele dort zurückgezogen», so Sorg. Umso mehr staunen ihre Berufskollegen und -kolleginnen, dass die vergleichsweise kleine Freiämter Regionalzeitung (Bremgarter Bezirks-Anzeiger, Der Freiämter, Wohler Anzeiger) noch regelmässig Karikaturen veröffentlicht. Das sei alles andere als selbstverständlich, weiss die Freiämterin.
Lachen am Frühstückstisch
Mit ihrer bereits fünften Teilnahme gehört «Etschgi» zu den erfahrenen Zeichnerinnen. Und sie hat auch schon in früheren Jahren tolle Begegnungen gehabt. So beispielsweise letztes Jahr mit Bundesrätin Viola Amherd. Eine Szene der diesjährigen Vernissage bleibt ihr aber besonders in Erinnerung. «Ich lese seit vielen Jahren den ‹Tages-Anzeiger›. Und bin ein Fan der Karikaturen von Felix Schaad. Am Tag der Vernissage hat es eine seiner Zeichnungen sogar auf die Titelseite geschafft. Und die war so gut, dass ich am Frühstückstisch laut lachen musste», berichtet sie. In Bern habe sie Schaad dann getroffen und ihm davon erzählt. «Daraus ist eine gute Unterhaltung geworden. Er hat sich anschliessend Zeit genommen, meine Arbeiten anzuschauen und mir ein Feedback zu geben», so Esther Sorg. Dass eines ihrer Vorbilder ihre Arbeiten lobt, das kommt schon fast einem Ritterschlag gleich.
Ansonsten liebt es die Zeichnerin eher, sich etwas im Hintergrund zu halten. «Ich bin selten an meinem Stand, sondern beobachte lieber aus der Ferne, wie die Leute auf meine Werke reagieren», erzählt sie. Darum fährt sie in den Weihnachtsferien nochmals nach Bern an die Ausstellung. «Der Besuch lohnt sich. Nicht nur wegen der Karikaturen. Das Museum für Kommunikation hat auch sonst viel zu bieten», sagt «Etschgi». Schwieriger war da schon die Auswahl der eigenen Werke. «Ich kann keine Zeichnungen präsentieren, die sich nur auf das Freiamt beziehen. Es muss auch in Bern funktionieren.» Darum ist sie froh, darf sie ab und zu auch zu nationalen Themen eine Zeichnung liefern. «Gerne noch häufiger», so ihr Wunsch.
Besuch noch möglich bis zum 25. Februar
Die Ausstellung «Gezeichnet 2023» im Museum für Kommunikation ist noch bis zum 25. Februar zu sehen. Die Ausstellung gibt einen repräsentativen Überblick über die Szene der Schweizer Pressezeichnung. Vor allem aber tauchen die Besuchenden – mit viel Humor – in alle wichtigen, absurden und verrückten Ereignisse der vergangenen zwölf Monate ein: von den Kriegen in der Ukraine und in Nahost über Krisen mit Grossbanken und der Fussballnationalmannschaft bis zu den nationalen Wahlen in der Schweiz. Und ohne Donald Trump ging es auch in diesem Jahr nicht. Und ohne Werke von «Etschgi» eben auch nicht.