«Le Scheff» ist neuer Chef
31.01.2023 Hägglingen, Region UnterfreiamtIn Hägglingen wurde Stefan Rosenberg als neuer Zunftmeister installiert
Mit der Inthronisation hat die Hächle-Zunft die Fasnacht eröffnet. Da der Anlass zweimal ausfiel, reichte Zunftmeister Sacha Doyon das Zepter statt nach den traditionellen zwei erst nach ...
In Hägglingen wurde Stefan Rosenberg als neuer Zunftmeister installiert
Mit der Inthronisation hat die Hächle-Zunft die Fasnacht eröffnet. Da der Anlass zweimal ausfiel, reichte Zunftmeister Sacha Doyon das Zepter statt nach den traditionellen zwei erst nach vier Jahren weiter. Vereinspräsident Stefan Rosenberg regiert nun über das Dorf am Maiengrün.
Zunftmitglied Susanne Spycher empfing den abtretenden Sacha Doyon auf der Bühne und wollte von ihm wissen, ob er sich auf den Ruhestand freue. «Es waren vier tolle Jahre mit vielen schönen Momenten, von denen ich keinen einzigen missen möchte», antwortete dieser. «Doch es ist jetzt gut so.» Ja, er gebe das Zepter gerne weiter.
«Schön für dich», meinte Susanne Spycher, «weniger schön für uns.» Denn die Zünftler hätten deswegen seit Wochen schlaflose Nächte. «Wir haben uns in den letzten vier Jahren dermassen an dich gewöhnt, dass wir gar nicht mehr wissen, wie es ohne dich ist oder wer dein Vorgänger war», sagte sie schmunzelnd und löste damit einen Lacher aus, ist sie doch selber die Vorgängerin von Zunftmeister Sacha.
Den Vorgänger entlassen
Damit die Zünftler sich von ihm lösen können, müsse er sich mit einer Aufgabe freikaufen. Da er als «Sacha, der schnupfende Golfer» in die Geschichte eingeht, war es naheliegend, dass es etwas mit dem Golfsport zu tun hat. Man hatte eine Box mit Loch vorbereitet und Susanne Spycher drückte Sacha Doyon einen Golfschläger in die Hand. «Vier Jahre, viermal treffen», lautete die Aufgabe, die das abtretende Oberhaupt als passionierter Golfspieler auf der kleinen Bühne bravourös löste. Unter tosendem Applaus bedankte sich die Rednerin im Namen aller Zünftler für die vier schönen Jahre und meinte sodann: «Sacha, nun bist du entlassen.»
Die Bühne war frei für den neuen Zunftmeister. Passend zum Hägglinger Motto «It’s magic» wurde ein mannshoher Zylinderhut in den Raum gefahren, aus welchem der Neue gezaubert wurde: Stefan «Steff le Scheff» Rosenberg. Er wird sein Amt in Doppelfunktion ausführen, ist er doch auch amtierender Präsident der Hächle-Zunft. «Du hast Glück», begrüsste Doyon seinen Nachfolger lachend, «wäre Corona nicht gewesen und alles normal gelaufen, wäre deine Regentschaft heute bereits vorbei.» Rosenberg war schon 2021 bereitgestanden, musste dann aber zwei Jahre warten, bis wieder eine Inthronisation stattfinden konnte.
Die Federn höher tragen
Der neue Zunftmeister ist seit 2010 Mitglied der Hächle-Zunft und seit 2017 deren Präsident. Die Wahl ist für Sacha Doyon die einzig logische Konsequenz; ein überaus verdienter Nachfolger. Doyon überreichte ihm die obligaten Hutfedern des Hägglinger Zunftmeisters in den Farben Gelb und Blau. «Bestimmt sind alle froh, dass sie nun meine Federn nicht mehr ständig im Gesicht haben», lachte er in Anspielung auf seine Körpergrösse. Rosenberg überragt ihn um einen halben Kopf und wird die Federn höher tragen. Davon abgesehen ist er ein bescheidener Typ und kein Mann der grossen Worte. In seiner kurzen Ansprache bedankte er sich herzlich für die grosse Ehre und meinte dann simpel: «Ich freue mich riesig auf eine tolle Zeit mit euch allen. Lassen wir es krachen!»
Die Zünftler haben ihren Präsidenten in Anlehnung an die Schweizer Mundartrapperin Steff la Cheffe schon immer «Steff le Scheff» genannt. Der Übername eines neuen Zunftmeisters wird in der letzten Sitzung vor der Fasnacht, in welcher die Mitglieder den Kandidaten erfahren, gemeinsam bestimmt. Bei Stefan Rosenberg brauchte man keine fünf Minuten. Es war sofort klar, dass er weiterhin «Le Scheff» ist.
Unter den Gratulanten war auch der Gemeinderat. Es ist Tradition, dass Gemeinderat und Hächle-Zunft sich eine Fasnachtsaufgabe überreichen. Der Gemeinderat besteht nach dem kürzlichen Abgang eines Mitglieds zurzeit aus vier Personen. «Am 12. März ist Ersatzwahl, und wir sind zuversichtlich, dass wir ab dann wieder die magischen fünf sind», sagte Gemeindeammann Franz Schaad in Anspielung auf das Fasnachtsmotto. Um das neue Mitglied gebührend willkommen zu heissen, ist die Zunft angehalten, zwei Tage nach der Wahl zum magischen Imbiss einzuladen, und zwar am magischsten Ort von Hägglingen. Wo sich dieser befindet, ist nicht definiert; die Zünftler müssen sich einen originellen Platz ausdenken. «Damit wollen wir die Vollständigkeit der magischen fünf feiern», schloss der Ammann.
50 Berliner im Sommer verteilen
Da die Mehrzweckhalle zurzeit saniert wird, fand die Inthronisation im alten Postautodepot statt. Mit diesem Umstand hat auch die Aufgabe zu tun, die Zunftmeister Stefan seinerseits dem Gemeinderat überreichte. «Die Turnhalle wird laut Plan im Sommer fertig sein», erklärte er, «und sicherlich wird seitens der Gemeinde ein Einweihungsapéro stattfinden.» Der Zunftmeister erwartet, dass die sechs ballveranstaltenden Vereine, die heuer aufgrund der geschlossenen Halle einen grossen Mehraufwand betreiben mussten, zu diesem Apéro eingeladen werden. «Die Hächle-Zunft feiert ihr 50. Jubiläum», erinnerte Rosenberg. «Am besagten Apéro wünschen wir deshalb, dass ihr mindestens 50 Berliner unter den Gästen verteilt.» Da der Berliner ein winterliches Gebäck und im Sommer nicht überall zu haben ist, erhofft sich die Hächle-Zunft, dass die Aufgabe dadurch noch ein bisschen erschwert wird.
Gemeindeammann Schaad nahm die Aufgabe gerne an und lachte schelmisch. «Da zurzeit die Lieferketten enorm in Verzug sind und die Verfügbarkeit von Baumaterial schwierig ist, hoffe ich, dass du, wenn der Apéro stattfindet, noch im Amt bist.» --sp