Langes Schweigen als einzige Taktik
11.11.2025 WohlenDas Grossprojekt am Rebberg wirft viele Fragen auf: Antworten will fast niemand geben
Als vor sechs Jahren und zehn Monaten die Bauprofile ausgesteckt wurden, war der Aufschrei gross. 20 Mehrfamilienhäuser an bester Wohnlage. Der Ärger ist geblieben. Beim ...
Das Grossprojekt am Rebberg wirft viele Fragen auf: Antworten will fast niemand geben
Als vor sechs Jahren und zehn Monaten die Bauprofile ausgesteckt wurden, war der Aufschrei gross. 20 Mehrfamilienhäuser an bester Wohnlage. Der Ärger ist geblieben. Beim Grossprojekt am Rebberg herrscht Stillstand – und die Verantwortlichen wollen kaum reden.
Daniel Marti
Was läuft auf der Grossbaustelle am Rebberg? Eine Frage, die in Wohlen immer wieder von grossem Interesse ist. Und dies seit der Präsentation des Baugesuches im Januar 2019. Alles hat sich hingezogen – die Einsprachen, die Baubewilligung, der Baustart. Der Investor und Bauherr, die Rebberg Village AG in Engelberg, blieb dabei immer im Verborgenen. Auskünfte gab es nur – wenn überhaupt – durch Vertretungen.
Die Baubewilligung für die 20 Mehrfamilienhäuser und 202 Wohneinheiten wurde im Juni 2022 gesprochen. Dann ging ziemlich lange rein gar nichts. «Der Wunsch der Bauherrschaft ist, so schnell als möglich mit dem Bau zu beginnen. Wir gehen von Herbst 2023 und Beginn 2024 aus», liess die Tower Group, Immobilien und Verwaltung GmbH in Zürich, als Investor-Vertretung nach mehrfachem Nachfragen im Juni 2023 ausrichten.
«Habe kein Mandat mehr»
Bis zum Spatenstich – nach der Erteilung der Baubewilligung – ging es zwei Jahre. Kurz vor Ablauf der Baubewilligung fuhren die Bagger doch noch auf.
Inzwischen durfte die RJ ImmoInvest GmbH in Dübendorf Auskunft geben. Der Inhaber der ImmoInvest GmbH, Reto Jakob, organisierte und leitete den Spatenstich. Die Swobag Group AG, Frauenfeld, führte die ersten Arbeiten aus. Und Lukas Schurter von der Swobag Group AG betonte dabei, dass der «Investor an Wohlen glaubt». Und die Realisation der 20 Mehrfamilienhäuser werde nach den Sommerferien 2024 intensiv in Angriff genommen. Alles werde gebaut am Wohler Rebberg, so, wie projektiert, praktisch in einem Zug.
Das Areal wurde eingezäunt, der Humus wegtransportiert, Maschinen installiert. Alles ging dann sehr schleppend. Über Monate hinweg. Immerhin: Zwei grosse Baugruben zeigen nun an, dass an der Wagenrainstrasse doch etwas gebaut werden soll. Inzwischen sind die Baumaschinen wieder weg. Vor und während den Sommerferien in diesem Jahr wie auch danach ging praktisch nichts mehr.
Nachfrage bei der RJ ImmoInvest GmbH im Mai und im Juni. Erst grosses Schweigen. Dann eine schriftliche Antwort am 6. Juni von Reto Jakob: «Ich habe kein Mandat mehr für die Bauherrenvertretung und somit ist das Projekt für mich auch abgeschlossen.» Bitte an die Firma Tower Group in Zürich wenden. Sofort angefragt: keine Antwort. Über den vergangenen Sommer ging also praktisch nichts mehr am Rebberg. Nachfrage bei der Baufirma, die anfänglich als Generalunternehmer aufgetreten ist. Anfrage im vergangenen Oktober: «Diverse Anwohner haben sich mehrfach gemeldet, dass auf der besagten Grossbaustelle in Wohlen jeweils über Wochen hinweg nicht gearbeitet wird. Oder dann nur auf Sparflamme mit ganz wenigen Arbeitern. Können Sie mitteilen, warum die Arbeiten auf der Baustelle Rebberg/Wagenrainstrasse jeweils über Wochen hinweg eingestellt sind und waren? Welches sind die Probleme?»
Anfang 2026 geht es weiter?
Antwort eine Woche später: «Vielen Dank für Anfrage und Interesse am Projekt Siedlung Wagenrain in Wohlen. Für weitere Auskünfte und detaillierte Informationen bitten wir Sie, sich direkt mit der Bauherrschaft, Rebberg Village AG, in Verbindung zu setzen.» Die Swobag Group AG wollte und durfte wohl nichts mehr sagen.
Nächster Versuch bei der Tower Group Immobilien und Verwaltung GmbH in Zürich. Mailanfragen und Telefonate. Keine Antwort auf die Mailanfragen, keine Rückrufe auf die telefonischen Anfragen. Der Investor und seine Vertretung schweigen lange zu den Verhältnissen am Wohler Rebberg.
Dann gestern Montag am frühen Abend, kurz vor Redaktionsschluss, doch noch eine Reaktion: «Wir hatten einen Kunden, der hatte ursprünglich den Auftrag erteilt, das Bauprojekt umgehend zu starten», schreibt die Tower Group. Trotz mehrfacher Aufforderungen sei er «seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen», so die Tower Group weiter. «Aufgrund dieser Situation wird das Projekt nun in geänderter Form weitergeführt. Aktuell ist die Planung Rohbau in Bearbeitung. Beginn der Baumeisterarbeiten ist voraussichtlich Anfang 2026.»
Gemeinde im Austausch
Sechs Jahre und zehn Monate dauert die undurchsichtige Leidensgeschichte. Nun hat Einwohnerrat Manfred Breitschmid mit einem Vorstoss reagiert (siehe Artikel unten). Und was sagt die Gemeinde, hat sie Kontakt mit der Bauherrschaft, mit dem Investor? Hat sie Kenntnisse vom wiederholten «Baustopp»? Ist es nicht auch im Interesse der Gemeinde, dass am Rebberg ein geordneter Baubetrieb mit normalem Baufortschritt möglich ist? Antwort Gemeinderat inklusive Ressort Planung, Bau und Umwelt: «Die Gemeinde ist in Kenntnis der Situation und im Austausch mit der zuständigen Projektleitung. Selbstverständlich erwartet die Gemeinde, dass Bauprojekte speditiv umgesetzt werden, wenn sie einmal begonnen wurden.» Fortsetzung folgt. Vielleicht.

