Kunststoff mit breitem Potenzial
09.02.2024 Boswil, Region OberfreiamtDie Hofmann PU-Elastomere AG in Boswil feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür
Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Heinz Hofmann die damalige Elastomere-Abteilung der Swisspor in Boswil übernommen hat. Seither produziert das ...
Die Hofmann PU-Elastomere AG in Boswil feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür
Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Heinz Hofmann die damalige Elastomere-Abteilung der Swisspor in Boswil übernommen hat. Seither produziert das Unternehmen vorwiegend für die Schweizer Industrie, will nun aber auch neue Märkte erschliessen.
Thomas Stöckli
Unter Polyurethan – kurz: PU – können sich die wenigsten etwas vorstellen. Dabei handelt es sich um einen äusserst vielfältig einsetzbaren Kunststoff. Je nach Mischverhältnis ist er gummiartig federnd oder fast eisenhart – und doch schonender im direkten Kontakt mit anderen Materialien. «Ideal für eine nachhaltige Nutzung», führt Peter Stadlbauer aus. Seit drei Jahren ist er bei der Hofmann PU-Elastomere AG in Boswil angestellt. Vor einem Jahr hat er die Geschäftsführung übernommen. Seither konnte Inhaber Werner Bruderer etwas kürzertreten, der seinerseits gut zehn Jahre die Fäden in der Hand hatte und sich immer noch unterstützend engagiert.
Umzug über die Bahnlinie
Die Hofmann PUE hat sich hauptsächlich auf PU-Beschichtungen spezialisiert. Dazu werden die zu beschichtenden Objekte fettfrei gereinigt, sandgestrahlt und mit speziellem Haftvermittler versehen. Dann erst wird die eigentliche PU-Mischung zugegossen und im Ofen bei 80 bis 120 Grad Celsius verfestigt oder «gebacken», wie Stadlbauer veranschaulicht. Je nach Verwendungszweck müssen die fertigen Teile abschliessend noch geschliffen werden.
Die Produktion befindet sich seit der Firmengründung im Frühling 1999 an der Wohlerstrasse 2 in Boswil. Damals konnte der gelernte Werkzeugmacher Heinz Hofmann die Elastomere-Abteilung der Swisspor AG von deren Produktionsstätte in Boswil herauskaufen. Vor dem Umzug galt es, das Elektrosystem und die Luftkanäle am neuen Standort aufzurüsten. Eine besondere Herausforderung des mehrwöchigen Umzugs war der Transfer des sperrigen Heizofens – inklusive Querung des Bahnübergangs und Transport in den ersten Stock.
Teile für die Holzund Metallindustrie
Nicht nur in seinem Fachgebiet hat Hofmann Ausserordentliches geleistet: «Ohne den Schneid, den er mit dem Aufkauf bewiesen hat, würde es uns heute nicht geben», stellt Stadlbauer klar. Fünf Personen beschäftigt die Hofmann PU-Elastomere AG heute – und beweist seit 25 Jahren erfolgreich, dass ihr Know-how Daseinsberechtigung hat. Gefragt sind ihre Produkte primär in der produzierenden Industrie, allen voran im Holz- und im Metallbau.
In manch grossen Fabrikhallen werden die Werkstücke denn auch auf mit Hofmann-PU beschichteten Rollen und Walzen von einem Fertigungsposten zum nächsten vorgetrieben. Hier ist die Schweizer Präzisionsarbeit nach wie vor gefragt. Weil man es sich nicht leisten kann, dass die Produktion wegen eines Materialdefekts ausserplanmässig stillsteht. Und weil der Wert von kurzen Wegen und einem direkten Draht wieder höher gewichtet wird als auch schon. Gerade nach der Pandemie, welche die Risiken der Globalisierung mit Lieferengpässen und -verzögerungen schonungslos aufgedeckt hat. «Schnell und flexibel» seien sie, betont Stadlbauer. «Und das wird von den Kunden sehr geschätzt.»
An individuellen Lösungen tüfteln
Mit ihren Kleinserien ist die Hofmann PUE auch für KMU eine flexible Partnerin. Das gilt für jene, die genau wissen, was sie wollen, ebenso wie für jene, die eine individuelle Lösung für ihre spezifische Herausforderung suchen. Da ist insbesondere Jacobus Grobler, Mitinhaber, Schwiegersohn von Werner Bruderer und passionierter Tüftler, gefordert. Seit 2008 in der Firma, kennt er die Eigenschaften der rund 15 verschiedenen Rohstoffe, aus denen die PU gemischt werden können. Diese Erfahrung ermöglicht es ihm, die passende Rezeptur für die Beschichtung mit den erforderlichen Eigenschaften zu finden: f lexibel oder druckresistent, öl- oder chemiebeständig, wasser- oder lebensmittelverträglich. Über 2500 Formen lagern im Hochregal hinter der Produktionshalle. Je nachdem kommen zwei oder drei PU-Komponenten zum Einsatz. Welche das sind, ist kein Geheimnis. Das Mischverhältnis wird allerdings streng gehütet. Gleiches gilt für den so wichtigen Haftvermittler, das Verbindungsstück zwischen der grundlegenden Armatur und der Beschichtung an deren Oberfläche.
Die Beschichtung von Rollen und Walzen ist das Kerngeschäft der Hofmann PUE. Und sie wird es in absehbarer Zukunft auch bleiben. Dazu sieht die Firma allerdings auch in der Robotik und in der Automatik grosses Potenzial. Da müssen sich die Vorteile von PU allerdings erst noch herumsprechen. Dazu gehört etwa, dass im Gegensatz zu Gummi keine sichtbaren Abriebspuren zurückbleiben. Weiter möchte die Hofmann PUE ihre Kompetenzen auch direkt der Bevölkerung zugutekommen lassen. Abgesehen von Zahnrädern in Aufschnittmaschinen haben es ihre Produkte nämlich noch kaum in den Detailhandel geschafft. Dazu sind nun verschiedene Projekte in der Entwicklung, vom Kratzschutz am Stuhlbein bis zur rutschfesten Matte für die Camperküche. Produkte, die ihre etwas höheren Anschaffungskosten mit ihrer Langlebigkeit rechtfertigen.
Vorübergehende «Freiluft-Produktion»
Eine Herausforderung brachte die Sanierung des Fabrikbaus 2018 mit sich, wie Werner Bruderer zurückblickt. Von Januar bis Mai wurde damals die undichte Gebäudehülle erneuert. Dabei wurde das Sheddach Stück um Stück ausgewechselt. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt lief der Betrieb weiter, wobei die Maschinen teilweise mit Schirmen vor dem Niederschlag geschützt werden mussten, beschreibt Bruderer anschaulich.
Auch diese Hürde hat das Unternehmen bewältigt und diesen Frühling darf die Hofmann PUE nun also ihr 25-jähriges Bestehen feiern. «Das ist quasi Silberhochzeit», sagt Stadlbauer und lacht. Die Partner und Kunden sind am Freitag, 23. Februar, zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. «Viele wissen gar nicht, wie bei uns die Prozesse ablaufen», sagt der Geschäftsführer und fügt an: «Weitere Interessierte sind willkommen.»
Sie können unter anderem die neue Dreikomponenten-Giessmaschine bestaunen, welche eine Effizienzsteigerung in der Produktion von Kleinteilen in Serien bis rund 10 000 Stück ermöglicht. Nicht zuletzt geht es darum, das Bewusstsein für die vielfältigen Verwendungszwecke von PU zu fördern.
Tag der offenen Tür am Freitag, 23. Februar, 10 bis 16 Uhr. Anmelden bis 16. Februar an info@hofmann-pue.ch.