Kronfavoriten und Achtungsresultate
24.10.2023 Wahlen, Region Wohlen, Region Bremgarten, Region Oberfreiamt, Region UnterfreiamtDie erstplatzierten Freiämter auf den Listen der sieben Hauptparteien sind mehrheitlich zufrieden
16 Aargauer Nationalratssitze gibt es im 200-köpfigen Schweizer Parlament. Das Freiamt stellt mit Andreas Glarner (SVP) und Matthias Jauslin (FDP) weiterhin zwei ...
Die erstplatzierten Freiämter auf den Listen der sieben Hauptparteien sind mehrheitlich zufrieden
16 Aargauer Nationalratssitze gibt es im 200-köpfigen Schweizer Parlament. Das Freiamt stellt mit Andreas Glarner (SVP) und Matthias Jauslin (FDP) weiterhin zwei Nationalräte. Bei den Nichtgewählten herrscht eine unterschiedlich gute Stimmung.
«Die Freude über mein Wahlergebnis ist riesig. Ich durfte eine grossartige Unterstützung aus dem Freiamt erfahren», erzählt SVP-Nationalratskandidat Christoph Hagenbuch. Er weiss: «Im Bezirk Muri konnte ich sogar das zweitbeste Ergebnis erzielen. Das ist ein schönes Gefühl und ich bin dankbar für das Vertrauen aus meiner Heimatregion.» Mit 66 246 Stimmen erreichte der Präsident des Bauernverbands Aargau den zweiten Ersatzplatz der Aargauer SVP. «Das gute Ergebnis motiviert mich noch mehr, mich für die Schweiz, den Kanton und die Region einzusetzen. Die SVP hat ihr Ziel von sieben Sitzen erreicht, was mich sehr freut.» Nun gehe es für sie darum, für die Ständeratswahlen zu mobilisieren, damit auch dieses Ziel mit einem Einzug von Benjamin Giezendanner erreicht werden könne.
Deutlicher Zugewinn in Bremgarten
SP-Nationalratskandidat Stefan Dietrich musste am Sonntag zu Hause eine Grippe aussitzen. Er schaffte mit 20 789 Stimmen rund 300 mehr als Ralf Bucher von der «Mitte» mit 20 463 Stimmen. «Mit meinem persönlichen Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich war sehr aktiv und habe alles gegeben», erklärt Dietrich. «Bedenken muss ich, dass ich erstmals auf der Hauptliste kandidierte und die politischen Rahmenbedingungen für Sozialdemokraten in unserer Region nicht einfach sind.» Mit seinem persönlichen Ergebnis habe er dazu beigetragen, dass die SP Aargau den 3. Sitz halten und sie mit Simona Brizzi eine hervorragende Vertretung nach Bern schicken könnten. «Was mich sehr freut, ist der deutliche Zugewinn in meiner Heimatgemeinde Bremgarten und die breite überparteiliche Unterstützung in Bremgarten. Mit fast 23 Prozent und plus 2,5 Prozent können wir als SP sehr zufrieden sein.»
Breit getragen
«Die Mitte löst im Nationalrat die FDP als drittstärkste politische Kraft ab. Das ist sehr erfreulich», strahlt Die-Mitte-Nationalratskandidat Ralf Bucher. «Im Kanton Aargau konnte das Fusionsergebnis zwischen CVP und BDP nicht ganz erreicht werden. Entsprechend ging kein dritter Sitz zur Mitte, was im Vorfeld teilweise prognostiziert wurde. Das ist etwas enttäuschend.» Dass er hinter den beiden Bisherigen Marianne Binder und Andreas Meier zu liegen kommen würde, sei für ihn klar gewesen. Dass es ausserdem schwierig werden würde, Maya Bally auf dem dritten Platz zu überholen, ebenfalls. «Insgeheim hatte ich mir das erhofft. Es hat nun aber um gut 500 Stimmen nicht gereicht», so Bucher. «Mit meinem persönlichen Resultat bin ich aber zufrieden, insbesondere mit meinem Abschneiden in meinem Heimbezirk Muri und auch in Bremgarten.» Im Bezirk Muri habe er mehr als doppelt so viele Stimmen geholt wie der Bisherige Andreas Meier und auch mehr als 30 Prozent mehr als Marianne Binder. «Im Freiamt, wo man mich gut kennt, werde ich somit breit getragen und das ist ein sehr gutes Gefühl und stimmt zuversichtlich auf die Grossratswahlen im nächsten Jahr», schaut er voraus.
Aktiv nach Lösungen ringen
FDP-Kandidat Martin Arnold aus Muri erreichte 15 447 Stimmen. «Ich bin positiv überrascht, dass ich so viele Stimmen gewinnen konnte, und freue mich sehr über dieses Resultat. Es zeigt mir doch, dass es einige gibt, die mir als Nationalrat in Bern vertrauen würden», erklärt er. «Schade finde ich natürlich, dass wir als FDP im Aargau einen leichten Verlust erleiden mussten. Auf eidgenössischer Ebene schmerzt es noch ein wenig mehr, da wir nun hinter die ‹Mitte› zurückgefallen sind.» Martin Arnold wünscht sich aber dennoch, dass das Parlament in der kommenden Legislatur aktiv nach Lösungen ringt. «Stehen bleiben ist in der heutigen Lage keine Option.»
Blicken mit Zuversicht auf die Grossratswahlen
«Persönlich hätte ich den riesigen Einsatz all der Menschen, die mich unterstützt haben, mit einem noch besseren Wahlergebnis belohnt», bedauert GLP-Nationalratskandidat Lukas Huber aus Berikon. Er konnte 11 554 Stimmen gewinnen. «Die GLP bestätigte das gute Resultat von 2019 und ist neu fünftstärkste Kraft im Aargau», weiss er. «Dennoch können wir mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden sein. Die GLP hat ihre drei Wahlziele – 10 Prozent Wähleranteil, zweiter Nationalratssitz und Barbara Portmann in den Ständerat – klar nicht erreicht.» Es sei zu befürchten, dass der Klimaschutz und zukunftsgerichtete Anliegen in den nächsten vier Jahren in Bern einen schweren Stand haben werden. «Erfreulich stimmt mich, dass das Freiamt deutlich grünliberaler geworden ist. In vielen Gemeinden erreichten wir über 10 Prozent Wähleranteil, in Muri und auf dem Mutschellen teilweise sogar fast 14 Prozent. Wir blicken deshalb voller Zuversicht und Tatendrang auf die Grossratswahlen im nächsten Jahr», so Huber.
Solide abgeschnitten
«Die Verluste für die Grünen sind natürlich bitter», bedauert Hannes Tobler, Grüne-Nationalratskandidat aus Unterlunkhofen. «Damit droht nun ein lästiges Zeitspiel bei der Dekarbonisierung. Das Ganze zulasten der jüngeren Generationen. Insbesondere sie werden die negativen Folgen der Klimakrise zu spüren bekommen.» Tobler konnte 8168 Stimmen für sich gewinnen. «Mein persönliches Abschneiden ist solide», schätzt er ein. «Im Bezirk Bremgarten wurde ich gewohnt gut gewählt.»
Für respektvolles Miteinander
Die EVP verlor im Aargau ihren einzigen Nationalratssitz. Das bedauert EVP-Nationalratskandidatin Seraina Herzberg aus Muri. «Obwohl wir wussten, dass es eng wird, ist es doch eine Enttäuschung, dass Lilian Studer nicht wiedergewählt wurde.» Herzberg erreichte 4160 Stimmen. Sie bleibt trotzdem zuversichtlich: «Engagiert.EVP hat ein sehr gutes Wahlresultat erzielt. Wir freuen uns sogar über einen Wählerzuwachs. Aber es hat dennoch knapp nicht gereicht.» Mit ihrem persönlichen Resultat ist sie zufrieden. «Ich bin auf der Liste etwas vorgerückt. Und ich werde mich weiterhin für ein respektvolles Miteinander einsetzen, weil ich überzeugt bin, dass tragfähige Lösungen nur so entstehen.» --rwi