Konstanz statt Aktionismus
31.12.2024 Region BremgartenRiesenehre für Grossrat
Am Dienstag, 7. Januar, darf der Fischbach-Gösliker SVP-Grossrat Walter Stierli als Amtsältester die neue Legislatur mit einer Rede eröffnen und leiten. Er politisiert seit 24 Jahren in Aarau. «Diese Eröffnung ist ...
Riesenehre für Grossrat
Am Dienstag, 7. Januar, darf der Fischbach-Gösliker SVP-Grossrat Walter Stierli als Amtsältester die neue Legislatur mit einer Rede eröffnen und leiten. Er politisiert seit 24 Jahren in Aarau. «Diese Eröffnung ist für mich eine Riesenehre», erklärt er. --rwi
SVP-Grossrat Walter Stierli wird als Amtsältester am 7. Januar die neue Legislatur eröffnen
Grosse Ehre für den Fischbach-Gösliker SVP-Grossrat Walter Stierli. Am Dienstag, 7. Januar, darf er als Amtsältester mit einer Rede die neue Legislatur einläuten und diese erste Sitzung gleich leiten. Er freut sich auf die nächsten vier Jahre im Parlament.
Roger Wetli
«Dass ich schon so lange dabei bin, wurde mir erst vor vier Jahren bewusst», erklärt Walter Stierli. Damals eröffnete der Wohler Thomas Leitch die neue Grossratslegislatur als Amtsältester. «Er wies mich darauf hin, dass ich ihm in vier Jahren folgen könnte», erinnert sich Stierli. Leitch gab 2022 seinen Rücktritt. Er politisierte 25 Jahre im Grossen Rat. Auf knapp 24 Jahre bringt es heute Walter Stierli. Der Fischbach-Gösliker erlebte seine erste Grossratssitzung am 8. Mai 2001. Damals begannen die Legislaturen noch im Mai.
Der ältere der Amtsältesten
«Ich fühle mich geehrt, dass ich nun die erste Sitzung eröffnen und leiten darf», erklärt Walter Stierli. Er betont, dass der SVP-Grossrat Pascal Furer aus dem Bezirk Lenzburg gleich lang dabei im Rat politisiert. «Da er aber jünger ist, fällt mir die Eröffnung zu.» Stierli wird am 7. Januar eine maximal zehnminütige Rede halten. «Was ich sage, steht noch nicht genau fest. Wahrscheinlich werde ich aber etwas Aktuelles beleuchten, eine Vorschau machen und ein paar persönliche Gedanken erwähnen», so der Fischbach-Gösliker. An derselben Sitzung wird er die Inpflichtnahme aller Grossräte und die Wahlen des Grossratspräsidenten und der Grossratsvizepräsidenten 1 und 2 leiten. Zudem werden die Kommissionsmitglieder gewählt.
«Im Grossen Rat gibt es zwar immer wieder Wechsel von Parlamentariern durch Rücktritte aufgrund von Pensionierungen, Wegzügen, aus beruflichen und zeitlichen Gründen und wegen Abwahlen. Dies geschieht aber schleichend», erklärt Stierli. «Deshalb wird mir wohl erst jetzt bewusst, dass im Vergleich zu meinem Start 2001 heute fast niemand mehr dabei ist», sinniert der aktuell 62-jährige Landwirt. Ihn habe Politik schon immer interessiert. So amtete er auch 24 Jahre als Gemeinderat von Fischbach-Göslikon, die letzten 8 Jahre als Gemeindeammann.
«Für mich ist das Grossratsamt ein Ausgleich zum Beruf. Als jemand, der immer draussen arbeitet, schätze ich es, auch mal drinnen und kopflastig tätig zu sein.» Zudem öffne ihm sein Amt den Horizont. «Ich befasse mich mit ganz anderen Dingen als im Beruf. Das finde ich spannend. Denn je länger man einen Beruf ausübt, desto enger wird der Fokus», ist er überzeugt. «Als Grossrat komme ich in Kontakt mit anderen Realitäten, ihren Sorgen und Ängsten. Das öffnet die eigene Weltanschauung.»
Kompromisse als Vorteile
Stierli ist überzeugt, dass eine gut funktionierende Gesellschaft nur weiterkommt, wenn sie kompromissbereit ist. «Dafür braucht es aber Personen, welche bereit sind, sich aufeinander zuzubewegen. Im Grossen Rat gibt es in allen Parteien solche Leute, aber eben auch andere, die nur ihre eigene Meinung durchboxen möchten.»
Als bestes Beispiel für einen solchen Kompromiss nennt er den Gegenvorschlag für die Gewässerinitiative. «Dieser Gegenvorschlag war auch mein Höhepunkt der jetzt endenden Legislatur. Alle Seiten liessen mit diesem Gegenvorschlag Federn. Alle sind damit nicht 100 Prozent zufrieden, sehen ihn aber als gangbaren Weg.» Stierli ist stolz, dass dem Gegenvorschlag mit 129 Ja- zu 0 Nein-Stimmen alle an der Sitzung anwesenden Grossräte zugestimmt haben. «Ich arbeitete selber in der vorbereitenden Kommission mit.» Generell sei die Gesprächskultur in dieser Umwelt-, Bau- und Verkehrskommission sehr gut. «Man schätzt sich gegenseitig parteiübergreifend. Es gibt Themen, bei denen wir unterschiedlicher Meinung sind, wir nehmen das aber nicht persönlich.»
Der amtsälteste Grossrat schätzt dieses schweizerische Politsystem. «Durch die langen Verhandlungen und Kompromissfindungen dauert es zwar, bis ein neues Gesetz steht. Dafür ist es danach breit abgestützt und wird nicht sofort wieder verändert. Das schafft eine Konstanz, die der Gesellschaft hilft», ist der Fischbach-Gösliker überzeugt. Junge Parlamentarier könnten von den Amtsälteren eine gewisse Gelassenheit lernen. «Es ist nicht möglich, frisch anzufangen und gleich den ganzen Kanton auf den Kopf zu stellen. Ein Grossratsmandat gleicht keinem Sprint, sondern einem Langstreckenlauf», lacht er. «Gleichzeitig gibt die frische Motivation der neuen Grossräte einem selber zusätzlichen Schub.» Als Kommissionsmitglied informiere man seine Fraktionsangehörigen über Vor- und Nachteile von ausgehandelten Gesetzesvorschlägen. Anschliessend gehe es darum, im Parlament Mehrheiten zu finden.
In den nächsten vier Jahren wird die SVP zusammen mit der FDP und der EDU im Aargauer Grossen Rat die Mehrheit aller Parlamentarier stellen und damit jedes Gesetz durchbringen, sofern sie geschlossen stimmen. «Wie oft das der Fall sein wird, werden wir sehen», nimmt es Walter Stierli gelassen. «Bereits nach 2001 stellte die SVP zusammen mit der FDP die Mehrheit aller Ratsmitglieder. Damals funktionierte die Zusammenarbeit aber nicht.» Die Fraktionspräsidien würden jetzt Gespräche führen, damit es diesmal konstruktiv herauskomme. «Wir werden uns aber sicher nicht bei jedem Geschäft einig. Ich rechne nicht damit, dass ein Durchregieren möglich wird. Das ist im Sinne der langfristigen politischen Konstanz aber auch nicht sinnvoll.» Man müsse schliesslich auch auf die Minderheiten schauen, ihnen aber nicht immer nachgeben.
Gegenvorschlag zur Gewässerinitiative umsetzen
In den nächsten vier Jahren bleibt Walter Stierli in der Umwelt-, Bau- und Verkehrskommission. Er weiss: «Die Umsetzung des Gegenvorschlages zur Gewässerinitiative wird uns unter anderem im Rahmen von ‹Natur 2030› und ‹Naturschutzprogramm Wald Aargau› beschäftigen. In der Landwirtschaft gibt es das ‹Labiola›-Programm. Dieses setzt auf freiwillige Projekte zugunsten der Natur in der Landwirtschaft. Etwas Ähnliches ist im Wald angedacht.»
Walter Stierli freut sich auf die kommenden vier Jahre im Grossen Rat. «Ich bin immer noch motiviert. Das Amt macht mir Spass. Es ist mir definitiv eine grosse Ehre, in einer Woche als Amtsältester die neue Legislatur eröffnen zu dürfen.»