Klares Bekenntnis zum Sternensaal
20.06.2023 WohlenVersammlung der Ortsbürgergemeinde im Waldhaus Chüestellihau
Es war eine lebhafte «Gmeind» der Ortsbürger. Mit überraschenden Anträgen. Weiter macht die Nutzung des ehemaligen Forstmagazins immer noch Probleme. Die Sanierung des ...
Versammlung der Ortsbürgergemeinde im Waldhaus Chüestellihau
Es war eine lebhafte «Gmeind» der Ortsbürger. Mit überraschenden Anträgen. Weiter macht die Nutzung des ehemaligen Forstmagazins immer noch Probleme. Die Sanierung des Sternensaal-Dachs wurde kommentarlos bewilligt. Und vielleicht wird sogar der Sternenplatz noch aufgewertet.
Daniel Marti
Es muss ja nicht immer Harmonie herrschen. Manchmal sei das Interesse an den Beschlüssen nicht ganz so gross, «dafür hält man sich mit Kritik an der geleisteten Arbeit nicht zurück», sprach Andrea Duschén den Ortsbürgerinnen und Ortsbürgern ins Gewissen. Dabei ging es nur ums Protokoll, aber seine Worte schienen Wirkung zu zeigen. Die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger waren besorgt für eine lebhafte «Gmeind». Mit deutlichen Beschlüssen. Mit kaum Kritik. Mit Zustimmung für wichtige Geschäfte.
Künftig wohl nicht immer Gewinne ausweisen
Vizeammann Thomas Burkard führte für den abwesenden Gemeindeammann Arsène Perroud durch die Versammlung. Er tat dies souverän. Die Ortsbürgerkommission tagte im letzten Jahr dreimal. Sie behandelte unter anderem sechs Gesuche für die Unterstützung von kulturellen Veranstaltungen. Sie diskutierte die Nutzung des alten Forstwerkhofs, die nach wie vor schwierig ist. Wegen der Zone sei man einfach «stark eingeschränkt», so Burkard. Dadurch gehen der Ortsbürgergemeinde wichtige Mieteinnahmen verloren.
Trotzdem sieht die Rechnung 2022 recht gut aus. Ein Ertragsüberschuss von 102 000 Franken konnte registriert werden, im Budget waren nur 49 700 Franken vorgesehen.
Bei den Beiträgen für kulturelle Anlässe, die sehr begrüsst werden, gab es trotzdem einen kleinen Rüffel. Man möge doch ausweisen, wer und welche Institutionen denn die insgesamt 14 000 Franken erhalten haben, wurde reklamiert. Thomas Burkard versprach, dass er künftig für bessere Transparenz sorgen werde. Und Andrea Duschén warnte als Mitglied der Finanzkommission davor, dass in den nächsten Jahren nicht immer Gewinne erwirtschaftet werden können. Die Erschliessung Wil und die Sanierung der Liegenschaft Bünzstrasse 3 werden die Finanzlage belasten. Gegenwärtig ist die Finanzlage noch gut: Das Guthaben gegenüber der Einwohnergemeinde beträgt 1,019 Millionen Franken.
Weiter kritisierte Ruedi Donat, dass der Unterhalt der rund 100 Kilometer umfassenden Waldstrassen einseitig finanziert werde. Wohlen sei vom Forstbetrieb Wagenrain ja die einzige Gemeinde, die zahlt. Dem sei nicht so, widersprach Alt-Oberförster Toni Bürgi. Dottikon, Hägglingen und Waltenschwil beteiligen sich über die Einwohnergemeinden, und in Bremgarten leistet das Militär einen gewissen Anteil. Aber die Verteilung dieser Kosten werde schon lange diskutiert, eventuell müsse man den Verteilschlüssel wieder einmal anschauen. Mit dieser Antwort war Donat dann zufrieden.
Beim Holzhandelsbetrieb mussten sich die Verantwortlichen einem überdurchschnittlichen Jahr stellen. Keine gravierenden Unwetter, dafür grosse Trockenheit. Und die prophezeite Energiekrise sorgte für eine besondere Ausgangslage. Dies führte zu einem Ansturm aufs Holz, der sich dann erst im Dezember wieder legte. Nun gibt es in den Lagern wieder genügend Brennholz.
Klares Bekenntnis zum Sternensaal
Dass das Dach des Sternensaals instand gesetzt werden muss, dies war dann bei den Ortsbürgerinnen und Ortsbürgern unbestritten. Nur so könne die Gebäudesubstanz erhalten bleiben, erklärte Thomas Burkard. Im Winter sei die Situation mittlerweile zu kritisch, denn zusätzliche Last könne das Dach kaum aufnehmen. «Auch eine Notreparatur wäre nicht zielführend.» Und eine Photovoltaikanlage könnte gegenwärtig auf dem Dach nicht wirtschaftlich betrieben werden. «Die Lage ist einfach nicht ideal», sagte Burkard. Die Instandsetzung des Steildachs des Sternensaals ist daher die einzige richtige Massnahme. Dem Verpflichtungskredit in der Höhe von 170 000 Franken stimmte die Versammlung ohne Diskussion zu: 62 Ja gegenüber einer Enthaltung.
Sternenplatz weiter aufwerten
Auf Antrag von Andreas Weber soll weiter abgeklärt werden, ob der Schotterplatz vor dem Schlössli ausgeebnet werden soll. Auf die nächste «Gmeind» hin soll der Gemeinderat abklären, ob das machbar ist, und allenfalls einen Antrag stellen. Kostenpunkt gemäss Weber: 5800 Franken. Der Platz müsste um etwa 30 Zentimeter ausgeebnet werden – und dann wäre er viel besser nutzbar, und zwar nicht nur von den benachbarten Pétanque-Spielern. «Das wäre doch gut für Wohlen, damit man sich dort noch besser treffen kann», betonte Weber. Dieser Meinung war auch die Versammlung: Mit 40 Ja- zu 21 Nein-Stimmen wurde der Antrag überwiesen.
Noch deutlicher gab es eine Zustimmung für die Prüfung einer Planungszone in unmittelbarer Nähe der Isler-Villa (siehe Artikel unten). So solle eine massive Überbauung allenfalls verhindert werden, argumentierte der ehemalige Gemeindeammann Walter Dubler.
Zum Abschluss des offiziellen Teils sprach Grossrat Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau, über den Einfluss des Klimawandels auf die Tier- und Pflanzenwelt. «Es gibt Sieger und Verlierer», sagte er, aber es sei eindeutig, «dass das Ökosystem durchgewirbelt wird. Nun verschiebt sich alles. Beispielsweise Zugvögel bleiben hier, damit wird die Futtersuche kompliziert.» Ein wichtiger Faktor sei beim Klimawandel der Wald. «Der ist als kühlende Landschaft sehr wichtig», sagte Betsche. Auch als Veranstaltungsort der «Gmeind» war der Wald ideal – und eben kühlend.