Kinder auf ihrem Weg begleiten
30.04.2024 WohlenWertvolle Erfahrungen machen
Die Stiftung ikj feierte in Wohlen ihren 50. Geburtstag
Aus Anlass des Jubiläums feiern am Nachmittag die Kinder und abends die Erwachsenen. Mit dabei sogar eine Gründerin.
Chregi ...
Wertvolle Erfahrungen machen
Die Stiftung ikj feierte in Wohlen ihren 50. Geburtstag
Aus Anlass des Jubiläums feiern am Nachmittag die Kinder und abends die Erwachsenen. Mit dabei sogar eine Gründerin.
Chregi Hansen
Die Stiftung ikj kümmert sich in ihrer Arbeit um diejenigen Kinder und Jugendlichen, die es nicht einfach haben. Die in ihrem Umfeld oft auffallen oder für Unruhe sorgen. Die eben etwas mehr Unterstützung benötigen als andere. Und diese Unterstützung erhalten sie in einem der vielen Angebote der ikj. Und dies seit 50 Jahren.
Regierungsrat Dieter Egli, einst selbst Mitglied im Stiftungsrat, spricht von einer Erfolgsgeschichte. «Mich beeindrucken das Einfühlungsvermögen und der Sachverstand der Mitarbeitenden sehr. Die Freude und das Interesse am Menschen sind spürbar», erklärt er an der Jubiläumsfeier in Wohlen. Auch Peter Walther, Leiter der Abteilung Sonderschulung, Heime und Werkstätten im BKS, kommt ins Schwärmen. «Die Organisation ist einzigartig. Mit ihren kleinen, dezentralen Standorten bietet die Stiftung den Kindern und Jugendlichen einen Rahmen, in dem sie sich orientieren können und wichtige Erfahrungen sammeln», sagt er. Damit hebe man sich klar ab von anderen, grossen Heimen.
Den 50. Geburtstag feiert die Stiftung im Chappelehof Wohlen. Und dabei ist es den Verantwortlichen wichtig, dass auch an diesem Tag die Kinder und Jugendlichen nicht vergessen gehen. Für sie wird nachmittags ein spezielles Programm organisiert. Abends wird dann angestossen. Zusammen mit der einstigen Gründerin Agnes Wehrli.
Die Stiftung ikj (Integration von Kindern und Jugendlichen) feierte ihr 50-Jahr-Jubiläum
Gegründet wurde sie in Baden, doch längst hat die Stiftung starke Beziehungen ins Freiamt. Die Geschäftsstelle ist in Bremgarten, der Leiter ein Dottiker, und zwei Wohngemeinschaften befinden sich in Muri und Wohlen. Da passt es, dass die Jubiläumsfeier hier stattfand.
Chregi Hansen
Der Nachmittag erlaubte eine Reise in die Geschichte und einen Blick auf die Gegenwart. In einem Zelt auf dem Merkurareal hatte Stiftungsleiter Franz Lötscher alle Unterlagen der langen Geschichte bereitliegen – bis hin zu Zeitungsartikeln über die Gründung. Daneben stellten sich die verschiedenen Standorte der Stiftung je mit einem selbst gestalteten Stand vor. Parallel durften die Kinder und Jugendlichen ein eigenes Programm absolvieren und in einem zweiten Zelt Zirkusnummern ausprobieren.
«Die Ausstellung am Nachmittag zog viel mehr Besucher an als erhofft», freute sich Lötscher am Abend. An diesem wurde das Jubiläum im benachbarten Chappelehof gefeiert. Denn vor fast genau 50 Jahren – exakt am 1. April 1974 – gründeten Agnes Wehrli, Margrit Humbel und Walter Egli eine Stiftung, die ihrer Zeit weit voraus war. Und die Kinder und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen Hilfe und Heimat zugleich bot. Dass mit Agnes Wehrli eine der drei Gründer am Fest teilnahm, freute die heutige Präsidentin Noëmi Löw-Tamm besonders. Die damalige Errichtung der Stiftung sei der Anfang einer Erfolgsgeschichte gewesen, betonte sie.
Dezentral und interdisziplinär
Institutionen in diesem Bereich gab es auch etliche andere. Das Spezielle an der Stiftung ikj: Sozialpädagogik, Medizin und Schule haben den gleichen Stellenwert. Gearbeitet wird interdisziplinär. Und dezentral. Statt einer grossen Institution gibt es viele kleine, familienähnliche Einheiten in verschiedenen Ortschaften. Und man geht mittlerweile auch zu den Familien selbst und wirkt vor Ort.
Immer wieder neue Aufgaben übernommen
Dabei hat sich die Stiftung immer wieder der aktuellen Situation angepasst. Und neue Projekte ermöglicht. Denn ursprünglich stand nur die Gründung der Therapiestation Ennetbaden auf dem Programm – diese gehört noch heute zum Angebot. Ein Meilenstein der Geschichte war dann die Eröffnung von drei Sozialpädagogischen Gemeinschaften im Jahr 1978. Nach Problemen im Kinderheim Klingnau probte das Heimleiterpaar Ueli und Martina Hess den Aufstand und zog mit 22 der 28 Kinder und einem Grossteil der Angestellten in drei Kleinstheime im Freiamt. Damit dies möglich war, übernahm die Stiftung ikj die Trägerschaft. Heute gehören zwei Therapiestationen, drei Sozialpädagogische Wohngruppen, die Notfallplätze und die Aufsuchende Familienarbeit zum breiten Angebot.
Dieses hob dann auch Regierungsrat Dieter Egli in seiner Ansprache zum 50-Jahr-Jubiläum hervor. Er war vor einigen Jahren selbst Mitglied der Stiftung und kennt die Institution daher bestens. Er bezeichnet sie als Pionier in vielen Bereichen. «Ihr kümmert euch um die sogenannt schwierigen Fälle der Gesellschaft und habt dabei keine Berührungsängste», rühmte er die Mitarbeitenden, die neben Vertretern von Behörden und Gemeinden sowie ehemaligen Wegbegleitern in grosser Zahl an der Feier teilnahmen. Und diese Arbeit gewinne in Zukunft noch mehr an Bedeutung. Denn es gebe immer Jugendliche und Kinder mit psychischen Problemen, und vor allem die Notfallplätze seien immer gefragter. «Ein Mensch ist keine Maschine, die man einfach schnell reparieren kann», ist sich der Regierungsrat bewusst. Es braucht oft viel Zeit. Zeit, welche die Institutionen ihnen geben. Und dank einem 24-Stunden-Betrieb erst noch rund um die Uhr. Dafür brauche es die nötigen Ressourcen. «Ich werde alles tun, was mir möglich ist, um die Politik für das Thema zu sensibilisieren», versprach der SP-Regierungsrat.
Innovativ und vorbildlich
Als Leiter der Abteilung Sonderschulung, Heime und Werkstätten im BKS kennt Peter Walther die Stiftung ikj bestens. Sie bilde mit ihren kleinen Strukturen und der dezentralen Ausrichtung eine Art Familie für die Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig arbeite das Personal fachkompetent und höchst professionell und bringt sich in die Entwicklung der Institution mit ein. «Auch spürt man immer, dass hier das Kind im Zentrum steht», sagte Walther. So innovativ und vorbildlich die Stiftung sei, so sei es eben auch die Aufgabe seiner Verwaltung, ihr den Rahmen vorzugeben. «Da fliegen schon auch mal die Fetzen, aber am Schluss finden wir uns immer», so der Abteilungsleiter.
Imagefilm und Wortkünstler
Zum Jubiläum hat sich die ikj zudem selbst ein Geschenk gemacht. Sie hat einen Imagefilm produzieren lassen, welcher Einblick gibt in das Schaffen und das Denken der Stiftung. Die Premiere des Filmes war neben dem Auftritt von Wortkünstler Simon Libsig und dem Essen aus der Küche von «Leos Gastronomie» der Höhepunkt der Abends. Daneben bot der Anlass viele Möglichkeiten zum Austausch und Sich-Kennenlernen. Dies im Wissen, dass die Kinder und Jugendlichen bestens betreut sind – aus jedem Standort musste jemand aufs Fest verzichten und Dienst leisten. Denn wie sagte Dieter Egli? «Menschen sind keine Maschinen.» Und sie lassen sich darum nicht für einen Abend ausschalten.