Keine weiteren Anreizsysteme
27.02.2024 WohlenNeue erneuerbare Energien: Einwohnerratslinke erhält von Gemeinderat keinen Rückenwind
SP und Grüne fordern per Postulat von Gemeinde und IB Wohlen AG mehr Unterstützung für neue erneuerbare Energien. Der Gemeinderat will den Vorstoss jedoch nicht ...
Neue erneuerbare Energien: Einwohnerratslinke erhält von Gemeinderat keinen Rückenwind
SP und Grüne fordern per Postulat von Gemeinde und IB Wohlen AG mehr Unterstützung für neue erneuerbare Energien. Der Gemeinderat will den Vorstoss jedoch nicht entgegennehmen. Die Regierung ist der Meinung, dass in diese Richtung schon genug unternommen wird.
Daniel Marti
Private sollen bei Neubauten und Renovationen vermehrt auf erneuerbare Energien setzen. Die Gemeinde Wohlen und die IB Wohlen AG sollen Massnahmen prüfen und auf diesem Weg Unterstützung leisten. So die Forderung der Grünen und der SP in einem Postulat, das über eineinhalb Jahre lang auf seine Beantwortung warten musste. Die Gemeinde könne dabei zudem motivieren und sensibilisieren, «und jedes Gebäude auf unserem Gemeindegebiet bietet die Möglichkeit, energetisch einen Teil zur Klimaverbesserung beizutragen», heisst es beispielsweise bei der Begründung.
Der Gemeinderat sieht jedoch keine Notwendigkeit. Er ist mit dem Ist-Zustand offenbar zufrieden. «Es braucht keine weitergehenden kommunalen Anreizsysteme», so der Gemeinderat. Oder anders ausgedrückt: Es wird in dieser Angelegenheit schon genug getan.
Energiepolitische Sensibilisierungsaktionen
Der Gemeinderat nennt die Energieberatung Aargau, die mit umfassenden Angeboten für Private und Unternehmen Unterstützung leistet. Auch die Gemeinde Wohlen leistet Unterstützung. In Zusammenarbeit mit der IB Wohlen AG wurde ein Energiekataster über die gesamte Gemeinde erstellt. «Damit wird ersichtlich, welche Gebäude mit welchen Energieträgern versorgt werden und wie viel Energie sie beziehen», schreibt der Gemeinderat. Dieser Kataster sei eine wichtige Basis für eine allfällige Energieplanung. So könne festgelegt werden, welche Energieträger in welchen Gebäuden zum Einsatz gelangen müssten. Weiter führe die Gemeinde energiepolitische Sensibilisierungsaktionen durch. Im Zuge der letzten Budgetdebatte sei jedoch diese Position um die Hälfte respektive um 10 000 Franken gekürzt worden.
IB Wohlen AG leistet bereits einiges
Und der Gemeinderat geht vor allem auf die diversen Massnahmen ein, die mit der Eigentümerstrategie der IB Wohlen AG verfolgt werden. Dies sind unter anderem folgende Punkte:
Seit rund 25 Jahren bietet die IB Wohlen AG Ökostrom zu attraktiven Preisen an und ermöglicht so allen Kundinnen und Kunden, ihren Energiebedarf mit Strom aus nachhaltiger Produktion zu decken. Mit dem neuen Stromprodukt «cleverStrom» ist dies seit Kurzem sogar in Echtzeit möglich.
Um den Ökostrombedarf zu decken, nimmt die IB Wohlen AG den ökologischen Mehrwert der Windturbine E9 auf dem Mont Crosin im Berner Jura ab. Sie baut zudem laufend eigene PV-Anlagen und produziert Strom im Kleinwasserkraftwerk Niesenberg im Reservoir Bärholz.
Verschiedene Umweltrechner auf der Website der IB Wohlen AG liefern allen Interessierten fundierte Grundlagen, um die ökologischen Folgen ihrer Entscheidungen abzuschätzen.
Private Stromproduzenten profitieren von marktgerechten Rückliefertarifen; sie haben aber auch die Möglichkeit, den selbst produzierten Strom, oder auch nur den ökologischen Mehrwert, selbst zu vermarkten.
Steuerliche Aspekte nicht ausser Acht lassen
Der Gemeinderat gibt in seinem Bericht zu, dass einzelne Schweizer Gemeinden über kommunale Förderprogramme verfügen. Der Gemeinderat erachtet dies für Wohlen als nicht nötig. Zudem müssten diese aus Steuermitteln finanziert werden. Der Gemeinderat ist der Meinung, dass genügend Beratungsangebote bestehen, «zudem leistet die IB Wohlen AG ebenfalls umfassende Beratungsangebote».
Weiter seien in der «Förderungsthematik die steuerlichen Aspekte nicht ausser Acht zu lassen», hält der Gemeinderat in seinem Fazit fest. Über den Liegenschaftsunterhalt können die Massnahmen zur rationellen Energieverwendung und zur Nutzung erneuerbarer Energien in Abzug gebracht werden, «was bei den betreffenden steuerpf lichtigen natürlichen Personen zu einer Reduktion des steuerbaren Einkommens führt». Dies stelle für die Betroffenen einen «erheblichen finanziellen Entlastungseffekt» dar. Die aus diesen Abzügen resultierenden Steuerausfälle werden bei den Bundes-, Kantons- und auch bei den Gemeindesteuern wirksam «und stellen unter anderem eine erhebliche zusätzliche Förderung der Gemeinden dar».
Zwei Ziele bis 2030
Ausbau Solarenergie und Anteil neue Erneuerbare
Das Postulat fordert den Gemeinderat auf, Massnahmen zu prüfen, damit private Eigentümerinnen und Eigentümer motiviert und unterstützt werden können, erneuerbare Energien zu nutzen oder diese selbst zu produzieren.
In der Eigentümerstrategie der IB Wohlen AG hält die Gemeinde als Alleineigentümerin fest, dass private Kleinproduzenten von erneuerbaren Energien als wichtiger Bestandteil an die gesamtheitliche Energieversorgung anerkannt werden. «Die Eigentümerstrategie hält auch an Zielen fest», schreibt der Gemeinderat, «die das A nliegen des Postulats unterstützen.» Es geht dabei um den Anteil an neuen erneuerbaren Energien und den Ausbau der Solarenergie. In beiden Punkten ist man in Wohlen gut unterwegs.
Der Anteil an neuen erneuerbaren Energien im Strommix soll bis ins Jahr 2030 auf 30 Prozent erhöht werden. Dieser Anteil konnte laut Gemeinderat in den vergangenen Jahren stets gesteigert werden. Und Ende 2022 betrug er 22,5 Prozent. Das Ziel bis ins Jahr 2030 kann also erreicht werden.
Ähnlich verhält es sich beim Ausbau der Solarenergie. Bis ins Jahr 2030 soll die Fläche pro Einwohnerin oder Einwohner innerhalb des Gemeindegebietes 3,5 Quadratmeter betragen.
Der aktuelle Stand (Dezember 2022) ist recht gut. Innerhalb des Wohler Gemeindegebietes werden 2,93 Quadratmeter pro Einwohner für Solarstrom genutzt. Oder anders ausgedrückt: Pro Einwohner/-in werden 0,6 kWp installiert (gesamtschweizerisch sind es 0,41 kWp). Zur Erklärung: Eine 1-kWp-Photovoltaikanlage kann im Durchschnitt etwa 1000 kWh jährlich erzeugen. Auch in diesem Bereich sind die Aussichten recht gut, dass die Zielsetzung bis 2030 erreicht werden kann. --dm