Kein Waldpreis, geänderte Statuten
31.10.2023 Geltwil, Region OberfreiamtMitgliederversammlung von Wald Freiamt-Lenzburg sagt Statutenänderung zu
Über einen Waldpreis durfte sich in diesem Jahr niemand freuen. Pius Wiss, neuer Präsident von Wald Freiamt-Lenzburg sagt: «Wir vergeben den Preis nicht, nur damit wir ihn ...
Mitgliederversammlung von Wald Freiamt-Lenzburg sagt Statutenänderung zu
Über einen Waldpreis durfte sich in diesem Jahr niemand freuen. Pius Wiss, neuer Präsident von Wald Freiamt-Lenzburg sagt: «Wir vergeben den Preis nicht, nur damit wir ihn vergeben haben.» Stattdessen stand eine Statutenänderung im Zentrum der Versammlung.
Annemarie Keusch
Fast ein Jahr ist nach dem Rechnungsabschluss vergangen. Und trotzdem entscheiden die Mitglieder von Wald Freiamt-Lenzburg erst jetzt an ihrer Versammlung über die Jahresrechnung 2022. Ein Traktandum später verliest der neue Präsident Pius Wiss seinen Jahresrückblick. Dieser bezieht sich auf das laufende – also noch nicht abgeschlossene – Jahr. «Es passt nie zusammen», sagt Wiss. Darum sollen die Statuten geändert werden. Darin steht, dass die jährliche Versammlung im Herbst stattfinden soll. «Der Vorstand schlägt vor, dass der Zeitpunkt der Mitgliederversammlung nicht mehr in Statuten festgelegt ist», sagt Wiss. Und kündet an, dass bei einem Ja die nächste Versammlung erst 2025 stattfinden soll. «Im Februar oder im März. Dann werden zwei Rechnungen behandelt, jene von 2023 und jene von 2024, und der Jahresbericht 2024. Nachher sollte es übereinstimmen.» Gegenstimmen gab es zu diesem Vorschlag keine.
Auch die zweite Statutenänderung, dass auf einen Ersatzrevisor verzichtet werden kann, führte zu keinerlei Diskussionen. Präsident Wiss nahm vorweg: «Wir haben sowieso keinen Ersatzrevisor, halten uns also streng genommen nicht an die Statuten. Das wollen wir ändern.»
Anforderungen nehmen zu
Präsident Wiss blickt auf ein wettertechnisch aufregendes erstes Jahr als Präsident zurück. «Ein extrem feuchter Frühling, ein heisser Sommer und ein heisser und trockener Herbst machten unserem Wald zu schaffen. Der Borkenkäfer wird auch dieses Jahr wieder zuschlagen.» Allgemein würden die Anforderungen an den Wald laufend zunehmen, ob für Freizeitnutzung, was die ökologischen Vorgaben betrifft, aber auch die gesetzlichen Anforderungen, die die Waldbesitzer zu erfüllen haben. Hinzu kommt, dass der Boom auf dem Holzmarkt vorbei ist. «Wegen Leitzinserhöhungen ging der Absatz vor allem in Deutschland und Österreich retour. Dieses Holz drückt nun auf den Schweizer Markt», weiss Wiss.
Kein geeignetes Objekt gefunden
Das letzte Jahr nahm Wald Freiamt-Lenzburg mit gleich drei neuen Vorstandsmitgliedern in Angriff. «Natürlich war der Waldpreis ein grosses Thema», betont Wiss. Nur habe man kein Objekt gefunden, das die Vorgaben erfülle. «Wir wollen den Waldpreis nicht vergeben, damit er vergeben ist.» Die Preisträger sollen eine Leistung zugunsten des Waldes in der Region oder zumindest in der Schweiz erbracht haben. Wiss betont: «Nächstes Jahr wollen wir den Preis aber wieder vergeben.»
Glücksfall für Geltwil
Zur Versammlung getroffen haben sich die Mitglieder in Geltwil. Markus Senn, Vorstandsmitglied von Wald Freiamt-Lenzburg und Vizeammann, stellte seine Gemeinde vor – natürlich mit Hauptaugenmerk auf den Wald. 50 Hektaren davon gebe es im Gemeindegebiet, die Hälfte sei in Privatbesitz, die Hälfte gehöre der Ortsbürgergemeinde. Bewirtschaftet wird der Wald vom Forstbetrieb Reuss-Lindenberg mit Leiter Tobias Wiss, in Mandatsbeförsterung. «Ein Glücksfall. Die Fixkosten sind tief, gleichzeitig sind wir bestens betreut, wenn das nötig ist», sagt Senn.
Der Austausch unter den Waldbesitzern, darum geht es bei Wald Freiamt-Lenzburg. Sich über aktuelle Themen austauschen wie etwa über Lagerplätze für Qualitätsholz. «Das war am Försterrapport im Frühling ein grosses Thema», weiss Pius Wiss. Im Gebiet Freiamt-Lenzburg sei der Handlungsbedarf klein. «Nasslagerplätze sind schwierig zu machen, zumal sie kaum kostendeckend sind. Unsere kleine Region wird zudem nicht massgeblich zur Marktentlastung beitragen können.» Das Thema werde aber im Austausch mit Wald Aargau weiter besprochen.
Einst aus Wald Freiamt-Lenzburg entstanden ist Holzenergie Freiamt. Präsident Stefan Staubli erklärte, dass nach bald 25 Jahren die Aufgaben und Zielsetzungen von Holzenergie Freiamt fundiert analysiert werden. «Braucht es uns überhaupt noch? In welcher Form? Wir stellen uns solche Fragen. Wobei ich die erste mit einem deutlichen Ja beantworte.» Vielleicht liege die Hauptaufgabe nicht mehr darin, neue Anlagen zu realisieren. «Die Dichte im Freiamt ist mittlerweile hoch, der Rohstoff Holz begrenzt», sagt er.
Als wichtiges Projekt sieht Staubli «Holz vom Förster» an, die Direktvermarktung, bei der mittlerweile einige Forstbetriebe mitmachen. «Ich weiss, alle sind nicht glücklich damit. Aber man muss sich schon auch um einen guten Standort bemühen, etwas Werbung machen», betont Staubli. Es sei wichtig, dass die Waldbesitzer das Holz direkt an die Kundschaft bringen. «Neben Christbäumen ist das unser einziges Produkt, das wir verkaufen können. Sonst fragen sich die Leute, was wir eigentlich machen, ausser Fahrspuren im Wald hinterlassen.»