Jedes Glas sieht anders aus
05.01.2024 WohlenOrtsbürgergemeinde lud zum Neujahrsapéro ins Schlössli ein
Das gemeinsame Anstossen am zweiten Tag des neuen Jahres ist in Wohlen bereits zur Tradition geworden. Dabei sorgen die Ortsbürger jeweils für die Verpflegung und Gemeindeammann ...
Ortsbürgergemeinde lud zum Neujahrsapéro ins Schlössli ein
Das gemeinsame Anstossen am zweiten Tag des neuen Jahres ist in Wohlen bereits zur Tradition geworden. Dabei sorgen die Ortsbürger jeweils für die Verpflegung und Gemeindeammann Arsène Perroud für die passenden Worte. Die Kombination kam auch in diesem Jahr wieder bestens an.
Chregi Hansen
Die Stammgäste wissen es längst. Wer eine der wenigen Sitzgelegenheiten ergattern will, muss früh da sein. Und so war das altehrwürdige Schlössli bereits zum Start des Apéros um 18 Uhr gut gefüllt. Für die anderen ist Stehen angesagt, aber das ist bei einem Apéro eh gemütlicher. Und weil die meisten sowieso immer wieder mit Bekannten anstossen müssen, ist von Beginn an für viel Bewegung im Raum gesorgt.
Anwesend waren einige Vertreter der Politik, darunter auch der neue Einwohnerratspräsident Marc Läuffer, etliche Ortsbürger, Vertreter aus der Kultur sowie interessierte Bürger und Bürgerinnen. Die Stimmung war bestens, der Silvesterabend am zweiten Tag des neuen Jahres schon verdaut und die Vorfreude auf das, was 2024 bringt, bei den meisten gross. Überall bildeten sich kleinere Gruppen, vertieft in angeregte Gespräche. Das Team des Partyservice Kuhn sorgte mit verschiedenen Leckereien dafür, dass niemand Hunger oder Durst haben musste. Wobei das mit dem Hunger so eine Sache ist. Die Häppchen werden erst aufgetischt, wenn die Ansprache des Ammanns vorüber ist.
Und darum liess Arsène Perroud die Gäste auch nicht lange warten und ergriff schon bald das Wort und wünschte allen Anwesenden ein gutes neues Jahr. Er habe, erklärt er, im Vorfeld ganz verschiedene Jahresrückblicke studiert. «Diese fallen jeweils unterschiedlich aus, je nachdem, worauf man den Fokus legt», stellt er fest. Als Beispiel diente ihm der Januar. «Da war beispielsweise in einem Rückblick ein grosses Thema, dass die Skirennen in Adelboden unter dem Schneemangel litten. Dabei sind der fehlende Schnee und die Folgen des Klimawandels doch überall spürbar», so Perroud.
Wie gross ist der Einfluss auf das Leben hier?
Sein Rückblick auf die Schlagzeilen der letzten zwölf Monate reichte von den Krönung von König Charles über das Jubiläum der Streetparade, die Flüchtlingswelle auf der Insel Lampedusa, den Niedergang der CS bis hin zum Krieg in Israel und zur Eroberung der Kinoleinwand durch die Barbie-Puppe. Er könnte diese Liste der «Grossereignisse» endlos weiterführen, erklärte der Gemeindeammann. «Aber nichts davon wäre auf meiner persönlichen Top-10-Liste», fügte er an. Denn was wichtig war oder nicht, das hänge eben von ganz vielen persönlichen Faktoren ab. Und viele der erwähnten Faktoren hätten nur beschränkt Einfluss auf das Leben hier in der Region.
Für ihn war anderes viel wichtiger im letzten Jahr. So etwa die vielen Begegnungen mit Menschen, der Abschluss der Ausbildung eines seiner Kinder oder beispielsweise auch die Umsetzung der Projekte für die Gemeinde. «So ein Rückblick sieht bei jedem immer anders aus», ist für ihn darum klar. Und während die grossen Ereignisse den Lauf der Welt beeinflussen, so nehmen die kleinen Dinge Einfluss auf sein persönliches Leben.
Möglichst wenig dunkle Steine
Arsène Perroud verglich den Rückblick auf das Jahr mit dem Füllen eines Glases mit verschieden grossen Steinen, Kieseln und Sand. Soll das Glas ganz gefüllt sein, müsse man mit den grossen Steinen beginnen und nicht mit dem Sand. «Aber wer bestimmt, welches die grossen Steine sind?», fragte er in die Runde. Und ist überzeugt, dass die Reihenfolge für jeden wieder anders aussieht, weil jeder sein Glück anders definiert. In diesem Sinn wünschte der Ammann den Anwesenden ganz viele spezielle und erfüllende Steine, welche sich im Jahr 2024 ins persönliche Glas füllen lassen. Und dabei möglichst wenig dunkle Steine, das sei wichtig für das Bild. Und gleichzeitig hoffe er, dass einige Themen des Jahres 2023 wie die Flüchtlingskrise oder die Kriege in Nahost und in der Ukraine in 12 Monaten nicht mehr die Schlagzeilen beherrschen. Damit das Zeitglas im nächsten Januar wieder etwas heller leuchtet.