Rolf Wernli, Teneriffa, Bünzen, Wohlen.
Wissen Sie, was ein Artefakt ist? Ich habe die Bedeutung des Wortes nachgeschlagen. Unter einem Artefakt verstand ich bis anhin Fundstücke von Archäologen. Der Duden erklärt: «Ein ...
Rolf Wernli, Teneriffa, Bünzen, Wohlen.
Wissen Sie, was ein Artefakt ist? Ich habe die Bedeutung des Wortes nachgeschlagen. Unter einem Artefakt verstand ich bis anhin Fundstücke von Archäologen. Der Duden erklärt: «Ein Artefakt ist etwas von Menschenhand Geschaffenes.»
Alles klar: Dieser Text ist somit ein Artefakt, ich (ein Mensch) bin gerade daran, ihn zu schreiben. Eine Kolumne könnte allerdings auch anders entstehen. Ich habe es ausprobiert und einer künstlichen Intelligenz die folgende Aufgabe gestellt: «Schreibe mir eine Kolumne über das Schreiben von Kolumnen. 2200 Zeichen inklusive Leerschläge.» Kaum ist die Frage fertig und die Entertaste gedrückt, erscheint sie schon, die KI-Kolumne. Fixfertig. Ich auch. Die KI-Kolumne ist tatsächlich gut, obwohl kein Artefakt. Das gibt mir zu denken. Sie ist von einer Maschine geschrieben.
Einen Begriff dafür habe ich nicht gefunden. «Naturobjekt» wird häufig als Gegenbegriff zu Artefakt genannt und passt gar nicht. Das ist die Gelegenheit für mich, einen neuen Begriff zu erfinden. Mein Vorschlag lautet: Intefakt. Etwas von einer künstlichen Intelligenz Geschaffenes.
Ich hätte diesen vom Computer geschriebenen Text auf jeden Fall als Artefakt akzeptiert, und das bringt mich zur Kernfrage dieser Kolumne: Woran können wir jetzt und in Zukunft erkennen, ob ein Text, ein Ton, ein Bild oder ein Film ein Artefakt oder ein Intefakt ist?
Ich bin ratlos. Was kommt da auf uns zu? Was sollen wir tun?
Hier für einmal ein Zitat aus meiner Kolumne «En vivo» vom Juli 2018: «Mensch schlägt Maschine um Längen. Deshalb ist ein Gespräch unter vier Augen so viel reichhaltiger als zwischen zwei Tastaturen.» Anstatt in der künstlichen Welt zu leben, könnten wir Menschen in Fleisch und Blut begegnen: im Theater, auf dem Sportplatz, in der Pfadi, bei Lesungen, im Parlament, bei Meetings, im Turnverein, auf der Strasse, im Altersheim. Wirkliche Menschen begegnen wirklichen Menschen.
So. Dies ist meine letzte Kolumne. Vielen Dank, dass Sie sie gelesen haben. Oder die eine oder andere der 67 Ausgaben in den letzten zehn Jahren. Alles Artefakte.