In Zukunft kleiner Umweg nötig
22.11.2022 Dottikon, Region Unterfreiamt«Gmeind» Dottikon: Ersatzbau der Tieffurtbrücke wird für den Autoverkehr gesperrt
In der Tieffurt wird eine neue Bünzbrücke gebaut. Diese darf aber von Autos nicht mehr befahren werden. Nach einer langen und intensiven, jederzeit aber fairen ...
«Gmeind» Dottikon: Ersatzbau der Tieffurtbrücke wird für den Autoverkehr gesperrt
In der Tieffurt wird eine neue Bünzbrücke gebaut. Diese darf aber von Autos nicht mehr befahren werden. Nach einer langen und intensiven, jederzeit aber fairen Diskussion stimmte die Mehrheit der Dottiker dieser Lösung zu.
Chregi Hansen
Ammann Roland Polentarutti zeigte sich nach der Versammlung sichtlich erleichtert. «Eine Zeit lang hatte ich Angst, dass es in Zukunft gar keine Brücke mehr über die Tieffurt gibt. Das wäre die schlechteste aller Lösungen gewesen», sagte er. Tatsächlich wurde in der Diskussion erwähnt, dass man, wenn man die neue Brücke für den Verkehr sperrt, sicher nicht so viel Geld für den Ersatzbau ausgeben muss. Ein entsprechender Antrag wurde aber nicht gestellt.
Hingegen wurde gleich zu Beginn der Debatte ein Antrag auf Rückweisung eingereicht. Diverse Anstösser störten sich am Plan, dass die neue Brücke nur dem Langsamverkehr dienen soll. Der Gemeinderat solle das Projekt nochmals überarbeiten und eine Variante aufzeigen, mit welcher der Übergang auch von Autos genutzt werden kann. Allerdings soll er sich auch Gedanken machen, wie er das Quartier vor dem Schleichverkehr schützen kann. So soll die Durchfahrt nur für Anwohner erlaubt sein.
Im Quartier gehen die Meinungen auseinander
Der Rückweisungsantrag war nicht überraschend. Schon im Vorfeld wurde viel über die neue Brücke und die geplante Einschränkung diskutiert. Der Gemeinderat legte nochmals die Argumente vor, warum er nur eine schmale Brücke bauen will und warum diese nur noch von Velofahrern und Fussgängern genützt werden kann. «Wir wollen mit der Revitalisierung der Bünz der Natur mehr Raum geben und ein neues Naherholungsgebiet schaffen. Da passt der Autoverkehr nicht mehr länger», erklärte Ressortvorsteher Laurenz Meier. Und Ammann Roland Polentarutti betonte die engen Strassenverhältnisse. Es gehe auch darum, das Quartier vor dem Schleichverkehr zu schützen.
Im betroffenen Quartier selber sind die Meinungen zum Projekt unterschiedlich. Die einen möchten die Brücke weiterhin nutzen. «Sonst müssen wir den Umweg übers Zentrum nehmen, und das ist verkehrsmässig eh schon überlastet», machte eine Sprecherin deutlich. Die Schliessung der Brücke führe zudem zu Umwegen und längeren Fahrtstrecken, das sei in der heutigen Zeit nicht sinnvoll. Zudem gebe es heute keine Probleme auf dieser Strecke, sie würde ja nur von wenigen genutzt. «Im Zentrum selber hat es viel mehr heikle Stellen und sind mehr Kinder unterwegs, die man schützen soll», argumentierte jemand. Die Brücke diene dem Quartier, die Menschen dort hätten das Anrecht, dass sich die Gemeinde auch für sie einsetzt.
Fahrverbot lässt sich kaum kontrollieren
Andere Anstösser hingegen würden sich freuen, wenn der Weg über die Tieffurt unterbunden wird. Es sei eben nicht so, dass nur die Bewohner des Quartiers die Strecke nutzen, sondern auch Auswärtige, welche den Schleichweg entdeckt haben oder vom Navi durchgelotst werden. «Und die fahren dann durch das Quartier, ohne Rücksicht auf die engen Verhältnisse zu nehmen», hat einer beobachtet. Erfahrungen aus anderen Quartieren würden zeigen, dass ein Fahrverbot, ausgenommen für Anstösser, nichts bringen würde. «Daran hält sich niemand und das lässt sich kaum kontrollieren», sagte ein Anwesender.
Wer dürfte weiterhin hier durchfahren?
«Wir können heute nur über die Brücke entscheiden und nicht, ob es da später ein Fahrverbot gibt», mahnte der Ammann. Er relativierte auch die Aussagen der Gegner, dass durch die Massnahme der Verkehr im Zentrum stark zunimmt. «Ja, wir haben zu Spitzenzeiten Probleme mit dem Verkehr. Aber das lösen wir durch den Übergang in der Tieffurt nicht. Da braucht es andere Massnahmen, und da sind wir dran», gab er zu bedenken. Und er sieht ein anderes Problem: Wer würde später als Anstösser gelten und darf die Brücke nutzen und wer nicht? Das wäre enorm schwierig festzulegen und würde erneut zu Diskussionen führen.
Rückweisung knapp abgelehnt
Die Diskussion war lang, intensiv, teilweise auch emotional. Aber nie unfair, nie wurde jemand persönlich angegriffen. Dafür gab es denn auch Lob vom Gemeinderat an die Stimmbürger. «Genau auf eine solche Diskussion habe ich gehofft», sagte der zuständige Gemeinderat Laurenz Meier. Bei der Abstimmung dürfte er dann etwas gezittert haben. Auf den ersten Blick war unklar, wie das Resultat ausfällt. Erst nachdem die Stimmenzähler ihre Arbeit abgeschlossen hatten, konnte der Gemeinderat aufatmen. Der Rückweisungsantrag wurde mit 81 Nein zu 68 Ja knapp abgelehnt. Dem Kredit über 500 000 Franken für den Bau einer neuen Brücke in der Tieffurt anschliessend mit 90 Ja zu 56 Nein zugestimmt. Das vom Gemeindeammann befürchtete Worst-Case-Szenario trat also nicht ein.
Damit steht dem letzten Puzzleteil der Bünz-Revitalisierung nichts mehr im Weg. Denn zuvor hatten die Dottiker bereits einen Kredit über 472 000 Franken für die dafür notwendigen Arbeiten genehmigt. Dabei machte der Ammann deutlich, dass die Bünz nicht zum reinen Naturschutzgebiet wird, sondern auch die Bevölkerung profitiert. Dank neuen Zugängen und neuen Wegen. Und jetzt also auch durch eine neue Brücke. Ein Nein dazu hätte hingegen dem eigentlichen Renaturierungsprojekt Probleme bereitet. Davon bleibt Dottikon jetzt verschont.
Die Beschlüsse
An der «Gmeind» in Dottikon nahmen 158 der 2018 Stimmberechtigten teil. Sie stimmten allen Anträgen des Gemeinderates zu: 1. Protokoll: einstimmig genehmigt. – 2. Einbürgerungsgesuch: mit grossem Mehr genehmigt. – 3. Kredit von 472 000 Franken (Gemeindeanteil) für die Bünzrevitalisierung: mit zwei Gegenstimmen angenommen. – 4. Kredit über 500 000 Franken für den Ersatz der Bünzbrücke Tieffurt inklusive Wasserleitung: Rückweisungsantrag mit 81 Nein zu 68 Ja abgelehnt, Kredit mit 90 Ja zu 56 Nein genehmigt. – 5. Kredit über 840 000 Franken für die Sanierung Heuerweg inklusive Wasser- und Abwasserleitung: grossmehrheitlich genehmigt. – 6. Genehmigung des Stellenplans der Abteilung Bau und Planung von 200 auf 300 Prozent und der Abteilung Finanzen von 380 auf 400 Prozent: mit 82 Ja zu 30 Nein genehmigt. – 7. Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 97 Prozent: einstimmig genehmigt.