In zehn Minuten zum Helden
17.03.2023 Fussball, SportFussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Rotkreuz 1:1 (0:1)
Der 18-jährige Dorde Komatovic rettet dem FC Wohlen gegen Rotkreuz in der Nachspielzeit einen Punkt. Die Freiämter waren über weite Strecken des Spiels das bessere Team, liessen aber ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Rotkreuz 1:1 (0:1)
Der 18-jährige Dorde Komatovic rettet dem FC Wohlen gegen Rotkreuz in der Nachspielzeit einen Punkt. Die Freiämter waren über weite Strecken des Spiels das bessere Team, liessen aber Effizienz im Abschluss vermissen.
Josip Lasic
Die Bank des FC Wohlen explodiert vor Freude. Die 94.Minute des Spiels gegen Rotkreuz läuft, als der Ball zu Dorde Komatovic kommt. Zehn Minuten zuvor war der junge Mann eingewechselt worden, der sonst eigentlich für die U23 der Freiämter aufläuft. Eine Drehung, ein paar Schritte, ein Schuss und Joao Ngongo im Rotkreuz-Tor ist bezwungen. Riesige Erleichterung bei den Wohlern. Ebenso beim Torschützen. «Ein tolles Gefühl», sagt Komatovic, für den es das erste Spiel im Fanionteam der Wohler ist. «Es war unbeschreiblich.»
Doch der Krimi ist nicht zu Ende. Gleich nach Wiederanpfiff erobern die Gastgeber den Ball von den Zugern. Genauer gesagt ist es erneut Komatovic, der jetzt einen Konter fährt. Sichtlich noch voller Adrenalin sucht er etwas überhastet den Abschluss, will die Partie entscheiden. Diesmal ist der Schuss leichte Beute für den gegnerischen Schlussmann. Kurz darauf ist das Spiel zu Ende. Der Punkt ist gerettet. Und der FC Wohlen hat es unnötig spannend gemacht. Denn ab der 5. Minute rennt die Heimmannschaft einem Rückstand hinterher.
Mangelnde Effizienz im Abschluss
Nach einem kollektiven Totalaussetzer der Wohler kann Rotkreuz-Goalgetter Genc Krasniqi ohne Gegenwehr durch die Reihen der Freiämter spazieren und kommt frei zum Abschluss. Künzli ist chancenlos. «So einen Stürmer darf man nicht so davonziehen und sich so vernaschen lassen», fasst Wohlen-Trainer Ryszard Komornicki zusammen. Danach spielen nur die Platzherren. Aber im Abschluss hapert es gewaltig. Bezeichnend, dass die zweitgrösste Chance des Spiels ebenfalls Rotkreuz verbuchen kann – mit ihrem zweiten Torschuss in der 44. Minute. Doch Künzli ist da zur Stelle. Die restlichen Möglichkeiten hat Wohlen. Wirklich zwingend ist allerdings keine davon. «Es war eine gute Leistung von uns. Aber vor dem Tor fehlt die Effizienz und manchmal auch das nötige Glück», so Komornicki.
So laufen die Wohler lange Zeit Gefahr, trotz mehr Spielanteilen die Partie zu verlieren. Der Trainer wirft alles rein, was er noch hat. Und das sind fast nur FCW-Eigengewächse. Edison Golaj wird eingewechselt, ebenso wie Javi Gabathuler, Noel Romano und eben Debütant Komatovic. «Ich beobachte ihn seit einem halben Jahr. Ohne die vielen Ausfälle wäre er aber vermutlich nicht im Aufgebot gewesen», berichtet der Trainer.
Unverständliche Ansetzung
In der Tat: Dem FC Wohlen fehlen wegen Sperren und Verletzungen mit Lukas Winzap, Seydou Ouedraogo, Guillaume Taty, Zidane Vaz, Momo Seferi, Marwan Chatar und Tom Vogel gleich sieben Spieler. Auch Rotkreuz ist ziemlich dezimiert, reist nur mit vier Ersatzspielern an. Insofern ist es etwas unverständlich, dass das Spiel als einzige Nachholpartie vom vergangenen Wochenende auf diese Woche angesetzt ist. Der Trainer äussert aber, dass ihnen dieser Termin als nächstmöglicher vom Verband genannt wurde. Komornicki: «Für mich war es okay, dass wir annehmen. Ich wollte lediglich am Dienstag spielen und nicht am Mittwoch, damit wir genug Ruhezeit haben bis zum nächsten Spiel. Später in der Saison wäre es mit englischen Wochen nur noch schwieriger geworden.»
Und so kam Komatovic zu seinem Debüt, das er so schnell nicht vergessen wird. «Ich habe überlegt, ihn von Beginn an zu bringen, dachte aber, dass ich ihm bei den schwierigen Platzverhältnissen damit keinen Gefallen tue. Er hat sich mit seinem Tor verdient, dass er wieder mal mitkommen kann.» Der junge Mann, der innerhalb von zehn Minuten zum Helden wurde, bleibt bescheiden. «Es heisst weiterarbeiten. Noch ist nichts erreicht», so Komatovic. «Mich freut es, dass ich dem Team zu einem Punkt verhelfen konnte. Die Mannschaft nimmt mich sehr gut auf. Aber es spielt keine Rolle, ob ich für die erste Mannschaft oder die U23 spiele. Wichtig ist, alles zu geben und weiterzukommen.» Mit seinem Treffer hat er sowohl sich als auch den FCW ein wenig weiter gebracht.
Schlag auf Schlag weiter
SC Dornach – FC Wohlen (Samstag, 16 Uhr)
Für den FC Wohlen geht es bereits morgen Samstag mit dem Auswärtsspiel gegen Schlusslicht Dornach weiter. Eine wichtige Partie, in der die Freiämter Punkte sammeln können, um den Klassenerhalt so bald wie möglich zu sichern. Allerdings droht der FCW auch im Kanton Solothurn dezimiert antreten zu müssen.
Seydou Ouedraogo kehrt nach seiner Sperre zurück. Fraglich sind die Verletzten Zidane Vaz, Marwan Chatar, Tom Vogel und Momo Seferi. Bei Letzterem hofft Trainer Komornicki auf einen möglichen Teileinsatz. Wegen muskulärer Probleme liess er ihn gegen Rotkreuz komplett draussen. Auch als Vorsichtsmassnahme, um bei den Bodenverhältnissen auf den Niedermatten die Verletzung des 27-Jährigen nicht zu verschlimmern. Bei Neuzugang Guillaume Taty, der momentan im Auf bautraining ist, hofft der Trainer auf einen Einsatz im Testspiel mit der U23, damit der Defensivmann in der kommenden Woche dann zum Fanionteam stossen könnte.
Saison-Aus für Winzap
Weniger gute Nachrichten gibt es bei einem weiteren Winterneuzugang. Goalie Lukas Winzap hat sich die Achillessehne gerissen. «Er muss sie operieren lassen», sagt Sportchef Marko Muslin. «In dieser Saison wird er leider nicht mehr spielen können. Wir sind aber guter Dinge. Cédric Künzli macht seine Sache bisher sehr gut.» Und mit dem Ukrainer Anton Sytnykov hat der FCW auch immer noch einen guten Ersatzmann in der Hinterhand.
Das Hinspiel gegen Dornach gewann Wohlen relativ ungefährdet mit 3:1. Alessandro Vogt und Nathan Tayey, die dabei alle drei Tore erzielt haben, sind allerdings nicht mehr dabei. Und die Mannschaft von Trainer Dejan Rakitic hat zuletzt beim 2:2 gegen Muri gezeigt, dass sie sich trotz zahlreicher Abgänge im Winter definitiv noch nicht aufgegeben hat. Aussetzer, wie beim Tor zum 0:1 gegen Rotkreuz, sollte sich der FC Wohlen nicht erlauben. --jl