In New York viel Energie getankt
28.03.2025 Wohlen«Es war mega-spannend»
Die Wohlerin Laura Pascolin weilte bei der UNO
Alles für die Frauenrechte. Alles für die Gleichstellung. Darauf konzentrierte sich Laura Pascolin bei ihrer Stippvisite zur UNO. Zehn Tage war sie in New York. ...
«Es war mega-spannend»
Die Wohlerin Laura Pascolin weilte bei der UNO
Alles für die Frauenrechte. Alles für die Gleichstellung. Darauf konzentrierte sich Laura Pascolin bei ihrer Stippvisite zur UNO. Zehn Tage war sie in New York. Täglich besuchte sie zwei oder drei Seminare bei den Vereinten Nationen. Sie war Bestandteil einer 13-köpfigen Schweizer Delegation. Pascolin ist Geschäftsführerin der NGO-Koordination Post Beijing Schweiz, Interessensvertretung und Kompetenzzentrum für Frauenrechte in der Schweiz. Die gesammelten Erfahrungen sind riesig, wie auch die Inspirationen. «Es war mega-spannend», sagt Laura Pascolin rückblickend. --dm
Einwohnerrätin Laura Pascolin weilte für zehn Tage bei der UNO in New York – Rückkehr mit etlichen Erkenntnissen
Die Tagung für Frauenrechte am UNO-Hauptsitz in New York war ihr grosses Ziel – und sie wird für Laura Pascolin unvergesslich bleiben. Die Eindrücke sind immens. Sie schwärmt von Grösse und Vielfalt der Vereinten Nationen. Die Arbeit betreffend Gleichstellung wird allerdings nicht weniger, sondern muss intensiviert werden, glaubt sie.
Daniel Marti
Ehrfurcht vor der grossen und mächtigen UNO, die spürte sie überraschenderweise nicht. Es war die enorme Neugier, die so viel Spannung erzeugte bei Laura Pascolin. Die Einwohnerrätin und SP-Präsidentin wollte alles Mögliche aufsaugen rund um die Vereinten Nationen – und die zehn Tage reichten kaum aus, um den Wissensdurst gänzlich zu stillen. Trotzdem kehrte sich glücklich zurück. Voller Eindrücke, voller Erkenntnisse, voller Antrieb, die Frauenrechte weiter zu stärken.
Und die Wohlerin schwärmt: Der Hauptsitz der UNO in New York sei wunderschön gelegen. Mit einer herrlichen Aussicht auf den Hudson River. Der Eingangsbereich sei mit einem Museum vergleichbar, denn verschiedenste Geschenke aus aller Welt sind dort ausgestellt. Und die Sicherheitsmassnahmen sind beeindruckend – wie an einem gut bewachten Flughafen. Inklusive Sicherheitscheck bei der Ankunft. Obwohl längst akkreditiert, dauerte es knapp zwei Stunden, bis sich die Wohlerin den offiziellen Ausweis der UNO um den Hals hängen konnte. Dieser ist noch bis Ende Jahr gültig. Aber eine Rückkehr nach New York ist für 2025 nicht eingeplant. Erst muss Laura Pascolin das Erlebte und die Erkenntnisse verarbeiten und einordnen.
Trend der Rechtspopulisten bekämpfen
Der UNO-Ausweis, den sie zehn Tage lang stolz getragen hat, bekommt jedenfalls zu Hause einen Ehrenplatz. Denn mit der Reise zur UNO erfüllte sie sich mehr als einen grossen Traum. Das sagte sie schon vor dem Abflug (siehe Ausgabe vom 11. März) voller Vorfreude. Der Aufenthalt in New York hat ihre Erwartungen sogar übertroffen.
Die Eindrücke, welche die Wohlerin sammeln durfte, sind vielfältig. Vor allem die Staatenanhörungen waren «mega spannend», wie sie betont. Zu etlichen Themen konnten sich die Staaten äussern, also die Regierungen. Übrigens drei Minuten pro Nation, länger dauert eine Wortmeldung nicht, danach wurde das Mikrofon abgestellt. Sie selbst war in der 13-köpfigen Schweizer Delegation in der Beobachterrolle. Denn Laura Pascolin reiste als Delegierte und Geschäftsführerin von Post Beijing Schweiz zur UNO. Ihr Ziel, täglich zwei oder drei Workshops, Seminare oder Anhörungen zu besuchen, erreichte sie. Stets die Frauenrechte und die Gleichstellung vor Augen.
Die grossen, übergeordneten Themen waren Wirtschaft, Armut, Gesundheit, Frieden, Alter, Bildung und der aktuelle Trend, dass die Rechtspopulisten stetig an Dominanz zunehmen. Dieser Trend mache die Gleichstellungs-Bestrebungen schwierig, so Pascolin. «In den letzten 30 Jahren hat sich die Gleichstellung zwar weiterentwickelt», aber nun drohe der Rückschritt. Viele Regierungen, die von Rechtspopulisten geprägt sind, fahren ihre Programme zurück.
NGO stärker einbinden
Zudem ging der Fächer bei der UNO auch bei der Tagung für Frauenrechte weit auf. Es gebe Länder, die sprechen zwar deutlich über Verbesserungen bei den Frauenrechten, «gleichzeitig haben in diesen Staaten die Frauenrechte keine Priorität». Das werde sich auch nicht mit den Bekundungen bei der UNO ändern. Die Vielfalt sei auch bei den Delegierten aus aller Welt riesig gewesen. Dies reicht von den äusserst chic gekleideten Frauen, jenen mit traditionellen Bekleidungen und stolzen Frisuren bis zu den Frauen, die ihre Kammerdiener, alle männlich, zur Tagung mitgenommen haben. Pascolin staunte öfters.
Sie selbst orientiert sich vor allem an Schweden. Das skandinavische Land sei bei der Gleichstellung top. Aber erst sei es wichtig, dass die Zivilgesellschaften, also die Nichtregierungsorganisationen, stärker eingebunden werden «Wir wollen mitgestalten und mitformen.»
Immerhin wurden in New York Schwerpunkte für die nächsten drei Jahre festgelegt. Dies betrifft beispielsweise die Stärkung der Justiz. Dass die Bevölkerung immer älter wird, ist eine Problematik, die umgehend angepackt werden müsse. Und zwar weltweit.
Heute neu Geborene werden die Neuerungen nicht erleben …
Aber sonst muss man langfristig denken. Sehr langfristig, In Jahrzehnten. Das gilt für die Verbesserung der Gleichstellung erst recht. «Das Tempo ist das Problem», sagt Pascolin. «Veränderungen können einigermassen rasch passieren oder dann dauert es ewig, bis sie greifen.» Diverse mögliche Abkommen, die nun in New York diskutiert wurden, sollten bis 2057 umgesetzt sein. «Dann sollte die Gleichstellung der Frauen in allen Bereichen auf der ganzen Welt vollzogen sein.» Eine theoretische Prognose, die noch schlechter ausfallen könnte. «Wenn das Tempo so bleibt, wie es jetzt ist», räumt die Wohlerin ein, «dann werden Neugeborene, die jetzt auf die Welt kommen, die weltweite Gleichstellung nicht erleben.»
Vor allem in der Wirtschaft gibt es laut Pascolin ganz viel Nachholbedarf. «Da gibt es viel Potenzial für uns Frauen. Aber es braucht allgemein ein Umdenken.» Bei Männern und Frauen kommt hinzu, dass die Bezeichnung Frauenquote eher negativ behaftet sei.
Auch hier glaubt sie an die Strahlkraft der UNO. Die vereinten Nationen seien für vieles ein Vorbild. «Etliche Gesetze hätten wir ohne die UNO in der Schweiz nicht.»
Inspiration als Mehrwert
Gewiss doch, auch das Vergnügen kam in der Weltmetropole nicht zu kurz. Ein Besuch der Eisbahn am Rockefeller Center war für die Eiskunstlauf-Trainerin ein Muss. Gefolgt vom Besuch der Freiheitsstatue, einer Gospelkirche in Harlem, shoppen in Manhattan. Das ganze bunte Programm. Zeit dafür gab es am Wochenende, da ruht nämlich der Betrieb bei den Vereinten Nationen mit seinen 193 Staaten.
Die Schweiz ist ein spät berufenes Land, sie gehört seit 2002 dazu und war damals der 190. Staat.
Die UNO ist die weltweit wichtigste universelle internationale Organisation. Also die beste Plattform, um das Netzwerk zu erweitern. Dies war auch das erklärte Ziel von Pacsolin. Auch das hat sie erreicht. «Ich konnte mich sehr gut vernetzen.» Vor allem mit anderen Nichtregierungsorganisationen (NGO), aber auch mit einzelnen Frauen, von Vertreterinnen der USA bis hin zu Madagaskar und Saudiarabien.
Laura Pascolin ist sehr zufrieden und happy von New York ins beschauliche Freiamt zurückgekehrt. Von einem Trip, den sie selbst finanziert hat, bleibt vieles übrig. Auch ein bedeutungsvoller Mehrwert. «Diese Reise zur UNO hat mir Inspiration und Energie gegeben.» Ihr sei so richtig bewusst geworden, «dass die politische Bevölkerung die Basis ist und eben nicht die Regierungen». Ob etwas für die Lokalpolitik übrig bleibt, kann sie nicht schlüssig beantworten. «Die Flughöhe ist stets global, vielleicht bleiben ein paar Stossrichtungen für Kanton und Region.»
Crash-Kurs für alle im Bereich Finanzen
Und die eigene Politkarriere – hat die neuen Schwung erhalten? Sie habe sich durch New York mehr Klarheit erhofft, gibt sie zu. Mehr nicht. Motiviert sei sie allemal.
Dann ist da noch eine Erkenntnis, die eher überraschend ist. «Die meisten Vertreterinnen und Vertreter in der Politik wollen sich nicht mit Budgets und Finanzplänen befassen. Dabei müssten alle gerade in diesem Bereich einen Crash-Kurs absolvieren.» Damit realistische Szenarien aufgezeigt werden können. «Das ist ein Problem, das global und auch hier im Lokalen auftritt.» Und zu beheben sei.
Allerdings, das Schlusswort von Laura Pascolin gehört zur Gleichstellung. Ihre Botschaft ist deutlich: «Im Moment müssen wird aufpassen, dass die Welt für die Frauen nicht schlechter wird. Darum müssen wir Frauen lauter werden und uns noch stärker engagieren.» Und dazu brauche es auch die Männer als Unterstützung.