In letzter Minute
04.02.2025 Region UnterfreiamtAndré Keusch alias Beckhans de Maschinescht als Heuröpfel-Zunftmeister im Einsatz
Beim Zunftbot der Heuröpfelzunft wurde kürzlich der 59. Zunftmeister präsentiert. Doch der Weg dahin war steinig und nicht alles ist so, wie es in der Vergangenheit ...
André Keusch alias Beckhans de Maschinescht als Heuröpfel-Zunftmeister im Einsatz
Beim Zunftbot der Heuröpfelzunft wurde kürzlich der 59. Zunftmeister präsentiert. Doch der Weg dahin war steinig und nicht alles ist so, wie es in der Vergangenheit war. Nun ist Beckhans de Maschinescht mit vier Majoretten und seinen Töchtern im Einsatz.
Monica Rast
Hoch erhobenen Hauptes marschierte André Keusch alias Beckhans de Maschinescht mit seinem Gefolge an den applaudierenden Gästen vorbei Richtung Thron. Was einem gleich ins Auge stach, war der übergrosse Zylinder und anstelle der traditionellen barocken Jacke ein goldig glänzender Frack. Einiges ist anders beim neuen Zunftmeister, doch seine Aufgaben sind noch die alten: seine Zunft bei jeder Gelegenheit würdevoll vertreten.
Deadline für einen neuen Zunftmeister
Bei der Heuröpfelzunft macht man sich alle Jahre wieder neu auf die Suche nach dem obligaten Zunftmeister. Im letzten Jahr gestaltete sich das schwieriger als sonst. Verbissen suchte man nach einem Nachfolger für Salüs de Chlaus.
Einige standen zur Auswahl, doch dingfest konnte man keinen machen. Auch André Keusch nahm sich wieder aus dem Rennen. «Ich fand keine Majoretten, die mich zu den Anlässen begleiten würden», erklärt er. Es gab eine Krisensitzung im November mit einer Deadline auf Ende des Monats. Wenn in wenigen Tagen kein neuer Kandidat gefunden worden wäre, würde die Zunft nun ohne Zunftmeister dastehen. Ein Zunftbot, ohne einen neuen Zunftmeister präsentieren zu können – undenkbar. Wie würde die Heuröpfelzunft bei den befreundeten Fasnachtsgesellschaften dastehen?
André Keusch erbarmte sich und führte einige Telefonate und bettelte regelrecht bei den auserwählten Damen um ihre Gunst: «Es tut mir leid, aber ich brauche dringend Majoretten, die mich begleiten.» Sein «Bitti-bätti», wie er es nennt, wurde erhört. «Zwei Frauen haben mir zugesagt.» Doch es kam noch besser. Eine der zwei Frauen hat eine Schwester und diese eine Mitarbeiterin, die ebenfalls auf eine Anfrage zugesagt haben.
So sagte André Keusch in letzter Minute dem Vorstand zu und wird nun von Linda, Kerstin, Caro und Vanessa abwechslungsweise begleitet. Hinzu kommen noch seine beiden Töchter Jill und Lou. Die beiden Mädchen, neunund zwölfjährig, sind schon in jungen Jahren wie ihr Vater mit dem Fasnachtsvirus infiziert und freuen sich auf ihren Einsatz.
Zylinder anstelle von Dreispitz
Unter Zeitdruck mussten nun die Kostüme her. Im Kostümverleih in Erlinsbach wurden Keusch und seine Majoretten fündig. Denn anstelle der gewohnten barocken Bekleidung wollten sie kürzere Röcke. «Sie fanden die langen Röcke zu langweilig», meint Keusch lachend. «Wenn die Frauen kürzere Röcke wollen, muss ich einfach Ja sagen.»
Deshalb trägt der neue Zunftmeister nun Frack und Zylinder anstelle der barocken Jacke und des Dreispitzes. «Man muss sich schliesslich den Frauen anpassen.» Damit er aber auch in einer grossen Menge gesehen wird, trägt er einen beträchtlichen Zylinder. «Ein besonderes Dankeschön an Julian Huber von der Firma Risa, der mir den besonderen Hut kurzfristig angefertigt hat.» Nur seine Töchter tragen barocke Kleider. «Sie wollten, dass man den Unterschied sieht», erklärt der stolze Vater.
Bereits unterwegs in offizieller Mission
Seit dem Zunftbot sind bereits drei Wochen vergangen. Beckhans de Maschinescht gab bereits seine Aufwartung in Urdorf, in Aesch bei den Näburuuggern, an der Stiefelinacht in Muri und am Zunftball in Hämikon.
Neben seinen offiziellen Pflichten ist er beim Wagenbau anzutreffen. Der Wagen wird für seinen Auftritt an den Umzügen umdekoriert. Arbeitshosen, Trettraktoren und Grill werden auf dem Wagen zu finden sein. Schliesslich soll er einen Hinweis auf das Leben des Zunftmeisters liefern. Mit auf dem Wagen werden auch seine Majoretten und natürlich seine Töchter sein.
Am Monsterkonzert in doppelter Funktion
Nach Corona nahm sich Keusch eine Auszeit von der Heuröpfelgugge, in der er 20 Jahre aktiv mitspielte. «Es wurde mir einfach zu viel», erklärt er. Denn der Zunftmeister war nicht nur Mitglied der Gugge, sondern auch noch bei der Zunft und zehn Jahre lang im Zunftrat.
Doch die Freude zur Musik und die Verbundenheit zur Gugge hat er nicht verloren. «Jill läuft jetzt aktiv bei der Heuröpfel-Gugge mit und spielt Posaune», erzählt er voller Stolz. Am Monsterkonzert wird Beckhans, wie er auch im Privaten genannt wird, in doppelter Funktion anzutreffen sein. Man findet ihn gut sichtbar mit Zylinder unter den Heuröpfelguggern. Mit seinem Sousafon wird er diese bei den Auftritten tatkräftig unterstützen. Inklusive Jill mit der Posaune und ihrer jüngeren Schwester Lou an der kleinen Pauke.
Heiss begehrtes Tauschobjekt
Bei den verschiedenen Fasnachtsgesellschaften ist es Brauch, die Zunftmeister um ihr Machtsymbol zu erleichtern. Was auch Keusch bei seinem ersten Einsatz als Zunftmeister schmerzlich erfahren musste. «Ich war zwei Minuten unachtsam und die Kammerherren von Wohlen entwendeten das Zepter», erzählt Beckhans. «Die Auslösung kostete mich zwei Flaschen Wein, dies ist bei den Schlitzohren normal.»
Bei einem möglichen Gegenakt sind die Heuröpfler spontan und schauen, was kommt. Doch bei seinem Zylinder versteht der Zunftmeister keinen Spass. «Wenn der Hut wegkommt, werde ich schnell aktiv werden. Da gilt noch das Faustrecht», meint er lachend.
Entspannt von den Skiferien mit seinen Töchtern freut sich Beckhans de Maschinescht auf seine kommenden Einsätze. «Ich bin gespannt. Es kommt sicher gut, denn auch meine Damen sind top motiviert.»