Immer offen kommuniziert
08.09.2023 Villmergen, Region UnterfreiamtIn Villmergen steigen die Strompreise im Schnitt um 28 Prozent
Wie in fast allen Gemeinden müssen auch in Villmergen die Stromkunden tiefer in die Taschen greifen. «Wir haben das schon vor den Sommerferien angekündigt», erklärt Martin Hössli, ...
In Villmergen steigen die Strompreise im Schnitt um 28 Prozent
Wie in fast allen Gemeinden müssen auch in Villmergen die Stromkunden tiefer in die Taschen greifen. «Wir haben das schon vor den Sommerferien angekündigt», erklärt Martin Hössli, Geschäftsleiter der Gemeindewerke. Und es gebe auch solche, die profitieren.
Gemäss ElCom steigen die Preise für das Jahr 2024 in der Grundversorgung im Mittel um 18 Prozent an. Villmergen liegt hier klar drüber. «Wir bewegen uns eher im hinteren Mittelfeld», gibt Martin Hössli zu. Dass die Preise nach der Erhöhung im vergangenen Jahr nochmals nach oben gingen, das sei aber keine Überraschung, so der Geschäftsleiter der Gemeindewerke weiter.
«Auch wenn sich die Energiemarktausschläge aktuell beruhigt haben, sind die Handelspreise für Energie immer noch höher als vor Beginn des Ukrainekrieges. Durch die strukturierte Tranchenbeschaffung konnten die Preisausschläge zwar nicht verhindert, jedoch deutlich abgefedert werden», sagt er. Doch der Energiepreis ist eben nur das eine. Dazu kommen steigende Kosten beim vorgelagerten Netz und höhere eigene Infrastrukturkosten aufgrund der Energiestrategie 2050. Die Abgaben an den nationalen Netzbetreiber Swissgrid steigen ebenfalls an. Zusätzlich belastet ab 2024 die neue Bundesabgabe für die Stromreserve die Rechnung.
Kunden transparent informiert
Für die Villmerger bedeutet dies: Ein Durchschnittshaushalt (vier Personen mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh) muss pro Monat 33.50 Franken mehr bezahlen. Reklamationen gab es deswegen aber keine. «Wir haben immer offen kommuniziert. Die Grosskunden sind bereits letzten Herbst über die Aussichten 2024 und den Folgejahren transparent informiert worden und auch unter dem Jahr finden laufend Kundengespräche zu diesem Thema statt. Zudem haben wir bereits Anfang Sommerferien die Aussicht auf 2024 thematisiert», macht Hössli deutlich.
Dass die Preise von Gemeinde zu Gemeinde so stark schwanken, habe mit verschiedenen Faktoren zu tun. Die Energietarife hängen aber im Wesentlichen vom Produktions- und Beschaffungsportfolio eines Energieversorgers ab. Bei den Einkäufen spielt zudem der Zeitpunkt der Beschaffung beziehungsweise der Zeitpunkt des Auslaufens von Verträgen eine wichtige Rolle, da die Preise am Stromterminmarkt stark schwanken. Die Gemeindewerke Villmergen beispielsweise beginnen rund zweieinhalb Jahre vor dem effektiven Verbrauch mit dem Einkauf der ersten Stromtranchen. Daraufhin wird über einen Zeitraum von insgesamt eineinhalb bis zwei Jahren regelmässig Strom hinzugekauft. «Durch diese Strategie fallen kurzfristige Preisschwankungen nicht so stark ins Gewicht», so Hössli. Die Fachkommission überprüft in regelmässigen Abständen die Beschaffungsstrategie und Alternativen.
Mehr Geld für Einspeisung
Immerhin hat er auch gute Nachrichten. Aus aktueller Sicht kann aufgrund der bis heute bereits beschafften Energiemengen ab 2025 von tieferen Energiepreisen für Endkundinnen und Endkunden ausgegangen werden. Und positive Nachrichten gibt es auch für die vielen Besitzer von Photovoltaikanlagen. Diese erhalten für ihre in das Netz eingespiesene Energie im nächsten Jahr höhere Vergütungen, da sich diese nach den vermiedenen Beschaffungskosten für gleichwertige Energie richten. Derzeit liegen die Tarife je nach Zeitzone zwischen 10.50 bis 21.50 Rappen pro kWh. Nächstes Jahr werden es zwischen 12.50 und 29 Rappen sein. «Dies hat aber keinen direkten Einfluss auf den finalen Strompreis für die Endkundinnen und Endkunden», so der Geschäftsleiter.
Letztlich seien alle dazu angehalten, Strom zu sparen. Mittlerweile sind in Villmergen über 90 Prozent der Stromzähler «intelligent», also mit sogenannten Smart Metern ausgerüstet. «Als wichtigste Massnahme kann man über unser Kundenportal via Lastgangkurve die Stromfresser im Haushalt eruieren, eindämmen und gegebenenfalls eliminieren», so der Tipp von Martin Hössli. Einzelne kleinere Massnahmen animieren oft zu grösseren Taten. «Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde tut schlussendlich der Umwelt und dem Portemonnaie gut», sagt er. --chh