Immer noch heimatlos
29.08.2023 WohlenHappy End wie im Film?
Den Filmklub Wohlen gibt es seit über 50 Jahren, seit vier Jahren ist er heimatlos – wie weiter?
1966 wurde der Filmklub gegründet und war bis zur Schliessung des Kino Rex dort beheimatet. Und nicht nur der ...
Happy End wie im Film?
Den Filmklub Wohlen gibt es seit über 50 Jahren, seit vier Jahren ist er heimatlos – wie weiter?
1966 wurde der Filmklub gegründet und war bis zur Schliessung des Kino Rex dort beheimatet. Und nicht nur der Filmklub fragt sich: Wie geht es weiter mit dem Kino Rex? Besitzer Sascha Heubacher gibt Auskunft.
Monica Rast, Stefan Sprenger
Wenn man kein Kino zur Verfügung hat, wo zeigt der Filmklub Wohlen dann seine Filme? Im Schlössli, im Berufsbildungszentrum, im Chappelehof oder wie bald im IBW-Vortragssaal. Es ist klar, dass der Filmklub nicht sonderlich erfreut ist darüber. Aber man macht das Beste aus der Situation. An der Generalversammlung des Vereins sagt Präsident Daniel Renggli: «Der Filmklub Wohlen ist bekanntlich immer noch heimatlos. Und wir wissen nach wie vor nicht, wann und wie es mit dem Kino in Wohlen weitergeht.»
«Sobald sie gesichert ist, werden wir weiterbauen»
Im Frühjahr 2018 flimmerte der letzte Film über die Leinwand des Kino Rex. «Captain Marvel» wurde am Sonntag, 17. März, ausgestrahlt. Dann machte das «Rex» zu. Der Freiämter Sascha Heubacher – der das gesamte Gebäude im April 2018 für über 1 Million Franken erwarb – hatte grosse Pläne. Drei Kinosäle, ein Foyer, ein Bistro und obendrauf neun 2,5-Zimmer-Wohnungen zu erschwinglichen Preisen sollen entstehen. 2021 startete der Umbau. Zuerst aus gesundheitlichen Gründen, danach (im Jahr 2022) wegen der in Liquidation stehenden Cine Immo AG gerieten die Umbauarbeiten
allerdings ins Stocken. Der Konkurs konnte im Februar 2023 abgewendet werden. Damals wusste Besitzer Heubacher noch nicht, wann es weitergeht, aber er sagte: «Es wird weitergehen.» Heute – rund sieben Monate später – ist auf der Baustelle noch immer nichts passiert. Wird das Kino Rex – respektive das Ciné Freiamt – irgendwann noch entstehen und den Filmfreunden des Freiamts sowie dem Filmklub Wohlen eine neue Heimat werden? Heubacher sagt auf Anfrage; «Ich bin mit den ortsansässigen Banken im Gespräch für die Gesamtfinanzierung. Sobald sie gesichert ist, werden wir weiterbauen.» Man hofft auf ein Happy End wie im Film.
55. Generalversammlung des Filmklubs Wohlen
Die finanzielle Lage und der Kulturpreis waren das Thema an der 55. Generalversammlung des Filmklubs. Der neue Austragungsort im IBW-Vortragsraum und gute Filme sollen wieder mehr Filmfans begeistern.
Monica Rast
Der Vorstand des Filmklubs Wohlen traf sich zur Generalversammlung der Saison 2022/2023 im Restaurant Rössli. Die Mitglieder wurden erstmals per Mail eingeladen und obwohl die Wahl des Vorstands und der Filmauswahlkommission anstand, waren nur der Vorstand und die zwei Revisoren Andreas Stäger und Patrick Amstutz anwesend.
«Der Filmklub Wohlen ist bekanntlich immer noch heimatlos», begann Präsident Daniel Renggli seinen Jahresbericht. Der Filmklub weiss nach wie vor nicht, wann und wie es mit dem Kino in Wohlen weitergeht. «Obwohl heimatlos nicht ganz korrekt ist», meinte er schmunzelnd und bezeichnet den Verein eher als Nomaden. Chappelehof, Sternensaal oder BBZ waren Austragungsorte vom reduzierten Kinoprogramm.
Neu im IBW-Vortragssaal zu Hause
Der Auftakt mit «Belfast» schien gelungen. Bis bemerkt wurde, dass beim autobiografischen Film im Originalton die Untertitel bereits ab der zweiten Reihe nicht gelesen werden konnten.
Man entschloss sich, die kommenden Filme in einer deutsch synchronisierten Version zu zeigen. Doch nicht alle Filme im Programm waren in einer synchronisierten Fassung verfügbar. Hinzu kam, dass die bequemen Stühle und der Dolby-Surround-Sound eines Kinos einfach fehlten. Ob dies die Gründe für die schwindenden Besucherzahlen gegen Ende der Saison waren, lässt sich nur vermuten. «Wir werden sehen, was die neue Saison bringt», meint Renggli, denn die Filme werden neu im IBW-Vortragssaal präsentiert.
Auch dort wird das Ambiente eines Kinos fehlen, doch der Filmklub hofft, mit der Auswahl an guten Filmen die wahren Filmfans zu begeistern und in die neue Location zu locken.
In der letzten Saison wurden durchschnittlich 130 Besucher pro Abend gezählt. Zum Vergleich: In einer ordentlichen Saison im damaligen Kino Rex waren es rund 450 Besucher pro Abend.
Grosse Solidarität mit dem Filmklub
Es wurde bemerkt, dass viele ein Filmabo lösten, aber keinen einzigen Film besuchten. «Die Solidarität mit dem Filmklub ist gross», bemerkt der Präsident. «Immer wieder höre ich, schön, dass es euch gibt.» Doch von schönen Worten kann der Verein nicht leben und der Verlust im vergangenen Jahr lässt das Vereinsvermögen weiter schrumpfen. «Die vielen verlustreichen Jahre haben an der Substanz gezehrt.» Dies hörte man auch im Bericht der Kassiererin Eveline Meyer-Bartlome: «Es gab weniger Mitgliederbeiträge, dafür etwas mehr Einzeleintritte als im letzten Jahr.» Trotz allem entschloss man sich dazu, die Mitgliederbeiträge nicht zu erhöhen.
Auch vonseiten der Revisoren kamen zu den schwindenden Zahlen kritische Fragen. «Sie gehören längst zum erweiterten Team», informiert Renggli die Anwesenden schmunzelnd.
Um die finanzielle Situation etwas aufzufangen, wurde nach verschiedenen Lösungen gesucht. So haben sich Eveline Meyer-Bartlome, Urs Senn, Daniel Renggli und Klara Bosshart dazu entschlossen, auf ihr festgesetztes Honorar zu verzichten. «Wir würden darauf verzichten, dafür müsste aber die Arbeitslast besser verteilt werden», teilt Renggli mit. Für die anderen Vorstandsmitglieder war dies selbstverständlich und speditiv wurden die zu erledigenden Arbeiten verteilt. Somit konnte die Umverteilung gut gelöst werden.
Kulturpreis mit Schweizer Premiere
Eigentlich hatte der Filmklub bereits vor fünf Jahren, zum 50-Jahr-Jubiläum, gehofft, mit dem Kulturpreis ausgezeichnet zu werden. «Damals hat es nicht geklappt. Dafür jetzt», überbringt Daniel Renggli die freudige Nachricht.
Die Preisübergabe findet am Freitag, 29. September, im Winterquartier des Circus Monti statt. Wie könnte man so einen langersehnten Preis besser feiern als mit einem Film. Die Auswahl fiel auf den Film «Die stillen Trabanten», bei dem unter anderen Nastassja Kinski mitspielt. Dazu wird der Wohler Filmeditor Kaya Inan, der als Cutter beim Film mitwirkte, anwesend sein. «Der Film lief bisher nicht in der Schweiz und so fand ich ihn passend», meint Renggli, der sich riesig über das Aufführungsrecht freut.
Infos zum aktuellen Programm auf: www.filmklub.ch.