Hochwertiger Schachzug
16.08.2025 WohlenVorlage zum Kauf eines Occasion-Modulbaus zur Erweiterung des Gemeindehauses
Der Gemeinderat präsentiert eine Lösung von verschiedenen Problemen rund um das Gemeindehaus. Ein Modulbau soll die Platzprobleme lösen und den Raumbedarf bis ins Jahr 2040 ...
Vorlage zum Kauf eines Occasion-Modulbaus zur Erweiterung des Gemeindehauses
Der Gemeinderat präsentiert eine Lösung von verschiedenen Problemen rund um das Gemeindehaus. Ein Modulbau soll die Platzprobleme lösen und den Raumbedarf bis ins Jahr 2040 abdecken. Kostenpunkt: 3,93 Millionen Franken. Bezug im Juni 2026.
Daniel Marti
Diese Gelegenheit hat man auch in der Politik nicht immer: Mit einem Schachzug diverse Probleme lösen, das ist eine vorzügliche Vorstellung. Auf diesem Weg scheint der Gemeinderat zu sein. Mit dem Antrag, einen Occasion-Modulbau zu kaufen, werden laut Vorlage mehrere Probleme gleichzeitig gelöst. Das drängende Platzproblem im Gemeindehaus wird endlich eliminiert. Der Raumbedarf sollte laut Gemeinderat sogar über das Jahr 2040 hinaus gedeckt sein. Und mit dieser Erweiterung werden zugleich jährliche Einsparungen für externe Mietkosten erzielt. Der Gemeinderat nennt das eine «Investition mit Mehrfachnutzen».
Vorteile für Bibliothek, Zivilstands- und Betreibungsamt
«Die Gemeinde Wohlen will ihre seit Jahren angespannte Raumsituation im Gemeindehaus rasch, nachhaltig und zu vertretbaren Kosten entschärfen», schreibt der Gemeinderat in einer Medienmitteilung. Der Occasion-Modulbau aus Holz sei zudem hochwertig, und die vier Geschosse bieten ganz viel Platz. Vor allem das stark ausgelastete Regionale Betreibungsamt erhält die dringend benötigten Schalter- und Büroräume.
Auch die Gemeindebibliothek soll mehr Fläche erhalten. «Und in verschiedenen Abteilungen können bestehende Defizite gedeckt werden.» Der Gemeinderat stellt sogar in Aussicht, «dass ausgelagerte Abteilungen wie das Regionale Zivilstandsamt an den Hauptstandort zurückkehren können».
Bei der Situation rund um Bibliothek und Zivilstandsamt wird der Gemeinderat konkret. Die Flächen der Bibliothek entsprechen nicht mehr den Anforderungen einer modernen Bibliothek. Um für die Bibliothek am Bankweg 2 mehr Raum zu schaffen, müssen für die Sitzungszimmer und für den IT-Schulungsraum andere Lösungen gefunden werden. «Der Standort der Gemeindebibliothek am Bankweg 2 ist gut und insbesondere aus Sicht der Schulen nutzerfreundlich», so der Gemeinderat.
Und die angedachte Lösung für das Regionale Zivilstandsamt an der Bünzstrasse 3 könne nach der Ablehnung des Projektes durch die Ortsbürgergemeindeversammlung nicht mehr weiterverfolgt werden, hält der Gemeinderat fest. Die Ortsbürgergemeinde wies den Antrag zurück. Der Gemeinderat prüft nun, ob die Rückführung des Regionalen Zivilstandsamtes an den Standort der Gemeindeverwaltung möglich gemacht werden soll. Dies entspräche der Immobilienstrategie des Gemeinderates.
Asbestsanierung erst nach Modulbau-Entscheid
Jedenfalls ist der Gemeinderat überzeugt, «dass der Flächenbedarf der nächsten 15 bis 20 Jahre langfristig gedeckt wird. Zugleich entfällt der Bedarf für teure Zwischenlösungen während der anstehenden Asbestsanierung im Gemeindehaus.»
Seit Februar 2024 ist bekannt, dass die Decken in den Büroräumlichkeiten des Gemeindehauses mit schwach gebundenem Asbest belastet sind. Gleichzeitig sollen die WC-Anlagen asbestsaniert werden. Ursprünglich war ein Sanierungsstart innerhalb eines Jahres angedacht. Die Planung der Sanierung ist abgeschlossen. «Aufgrund der veränderten Ausgangslage wurde das Vorhaben bis zum Entscheid über den ergänzenden Modulbau sistiert.»
Grosses Wachstum, aber kein zusätzlicher Raum
Der Gemeinderat blickt zudem auf die Entwicklung der letzten rund 50 Jahre. Seit dem Bezug des Gemeindehauses im Jahr 1972 ist die Wohler Bevölkerung von 11 800 auf knapp 18 200 Personen angewachsen. Die Aufgaben der Verwaltung haben sich vervielfacht, «die räumlichen Kapazitäten sind jedoch unverändert geblieben. Interne Verdichtungen, Mehrfachbelegungen und Auslagerungen in externe Mietobjekte konnten den wachsenden Bedarf nur unzureichend decken. Heute entsprechen viele Arbeitsplätze nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben.»
Nachhaltige Lösung
Zum geplanten Modulbau: Er stammt aus dem Jahr 2017. Länge und Breite betragen je 17,4 Meter. Er bietet auf vier Geschossen rund 820 Quadratmeter Nutzfläche und laut Gemeinderat weist er eine Restlebensdauer von mindestens 35 Jahren auf. «Er erfüllt hohe bauliche Standards, ist sofort verfügbar und wäre bereits im Juni 2026 bezugsbereit», schreibt der Gemeinderat. Im Vergleich zu einem Neubau ist er deutlich günstiger, und überzeugt zugleich durch eine sehr gute CO2-Bilanz.
Die Gesamtkosten für Kauf, Projektierung und Realisierung betragen 3,93 Millionen Franken (±10 Prozent). Der Kaufpreis beträgt 3,02 Millionen. Hinzu kommen Fundation (400 000 Franken), Anschlussarbeiten und Passerellen (250 000 Franken), Umgebung, Baunebenarbeiten. «Allein durch den Wegfall von externen Mietobjekten ergeben sich über die Restlebensdauer von 35 Jahren Einsparungen von schätzungsweise 6,3 Millionen Franken», rechnet der Gemeinderat vor. Gleichzeitig werde somit der Investitionsplan erheblich entlastet, denn der ursprünglich für das Jahr 2035 vorgesehene Erweiterungsbau ist nicht mehr erforderlich. Für diesen Erweiterungsbau ging man von Kosten in der Höhe von vier Millionen Franken aus.
Verwaltung an einem Standort
Der Gemeinderat kann in einer Gesamtbetrachtung die Begeisterung für diese umfassende Lösung nicht ganz verheimlichen. Die Schaffung von genügend Flächen für Verwaltung und Gemeindebibliothek sei «unter dem bestehenden finanziellen Druck eine Herausforderung». Die Alternative wären Anmietungen externer Liegenschaften.
Der Gemeinderat weiter: «Mit der vorgeschlagenen Lösung wird der politischen Forderung, auf teure Mietlösungen zu verzichten, entsprochen und die Gemeindeverwaltung wird möglichst am selben Standort geführt. Mit dieser Investition schafft Wohlen die Grundlage für eine kundenorientierte Verwaltung unter einem Dach.» Weiter werden die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessert. Und der Gemeinderat reagiere «auf den seit Jahren bestehenden Handlungsdruck mit einer kosteneffizienten Lösung». Diese Schlussfolgerung ist sicher zutreffend.
Die Lösung ist vielschichtig und der Zeitrahmen ambtioniert. Im September kommt die Vorlage vor den Einwohnerrat, im März 2026 soll der Baustart und im Juni 2026 die Fertigstellung erfolgen. Und dann wären innerhalb von zehn Monaten eine ganze Menge an Problemen gelöst. Gute Aussichten.