Herrliche «Sightseeingtour»
29.08.2023 Villmergen, Region Unterfreiamt
Neuzuzügertag in Villmergen mit einer Rundfahrt zu wichtigen Orten und Sehenswürdigkeiten
Die Neuzuzüger-Empfänge in Villmergen sind legendär. Man lernt die 8000-Einwohner-Gemeinde auf einer interessanten Smiley-Carfahrt detailliert ...
Neuzuzügertag in Villmergen mit einer Rundfahrt zu wichtigen Orten und Sehenswürdigkeiten
Die Neuzuzüger-Empfänge in Villmergen sind legendär. Man lernt die 8000-Einwohner-Gemeinde auf einer interessanten Smiley-Carfahrt detailliert kennen.
Hans Rechsteiner
So ein umfassender Überblick über die eigene Gemeinde täte auch den Eingesessenen gut. Für die Neuzugezogenen ist die kurzweilige Rundreise ein ausgezeichneter Willkommensgruss und eine herzliche Einladung, alle Dienstleistungen zu nutzen, in den 80 Vereinen für Kultur, Sport und Gesellschaft mitzutun und sich in seiner neuen Wahlheimat einfach nur wohlzufühlen.
Getroffen hat man sich am Samstagmorgen im Alterszentrum Obere Mühle zu Kafi und Gipfeli. Eingeladen waren Zugezogene seit dem 1. August. Einladungen wurden an 409 Haushalte verschickt, das betraf 674 Personen. Leider haben nur 47 Neuzuzüger, darunter neun Kinder, teilgenommen. Das Seniorenzentrum Obere Mühle ist 1977 in Betrieb gegangen. Heute leben 78 Senioren im Alterszentrum.
Per Fussmarsch ging es weiter zum Gemeindehaus von 1840, ursprünglich als Schulhaus genutzt. Heute ist hier die Zentrale der Dienstleistungen. Josef Würsch, Leiter Verwaltung, führte die Gruppe durch die Räume von zuoberst, wo man den Ausblick über die grosse Gemeinde geniesst, bis hinunter ins Erdgeschoss.
Das grosse Thema über alle Abteilungen ist die rasant fortschreitende Digitalisierung. Mit noch ganz wenigen Ausnahmen – personengeschützte Akten der Kindes- und Erwachsenenschutz-Behörde und auch noch der papierene Heimatschein – passiert heute alles elektronisch: alle Baugesuche und Daten der gemeindlichen Infrastrukturen. Die Steuerdaten der 4000 «Pflichtigen» werden von einer kantonal zertifizierten externen Firma eingescannt. Alle Akten für den Gemeinderat sind ohnehin digital, es gibt wöchentlich eine individuell nutzbare Auflagesitzung, physisch trifft sich der Gemeinderat aber nur alle 14 Tage, um die wirklich wichtigen Probleme zu lösen.
Carfahrt mit «Smiley-Reisen»
Wenn zuvorderst neben Chauffeur Marcel der Gemeindeammann kommentiert, kann nichts schiefgehen. Ueli Lütolf kann Schalk, Humor, Zwischentöne und leichte Seitenhiebe an die Nachbarn, aber vor allem kennt er alle Details zu Villmergen und Hilfikon, zum Industrie- und Ballygebiet. Seine «Werbefahrt für unser schönes Dorf» wird ein Genuss. Es geht zu allen Sehenswürdigkeiten, zuerst am «Güüggibrunnen» vorbei.
2010 erfolgte einstimmig die Fusion zwischen Villmergen und Hilfikon, später wurde die erste Ortsbürgerstiftung im Aargau gegründet. Da draussen in Hilfikon haben sie als «gewaltige Leistung» ein Rückhaltebecken mit über 130 000 Kubikmeter Volumen gebaut, das jedes Hochwasser reguliert, das weiter unten liegende Villmergen wird nie mehr ein grobes Hochwasser erleiden. In der Schlosskapelle Hilfikon ist «das Heilige Grab Christi aus Jerusalem» eins zu eins nachgebaut – öffentlich zugänglich.
Dazwischen einige Daten: Villmergen hat mit Hilfikon und dem Ballygebiet eine Fläche von 1194 Hektaren, davon sind 415 Hektaren mit Wald bedeckt, überbaut sind 264 Hektaren; der Grenzumfang zu sechs Nachbargemeinden misst 24,510 Kilometer. Man fährt an den Schulen vorbei und erfährt: 201 Kindergärtner, 560 Primarschüler, 237 in der Oberstufe – ergibt 998 Villmerger Schüler in 46 Schulklassen, davon 52 in der Oberstufe aus der Nachbargemeinde Dintikon, weiter besuchen 68 Schüler und Schülerinnen die Bezirksschule in Wohlen oder Dottikon. Die viel genutzte Dorfbibliothek ist im Schulzentrum «Hof» platziert.
Attraktiv für Firmen
Man fährt an den grosszügigen Sportmöglichkeiten und der prächtigen Badi, den Fussballplätzen und dem Tennisclub vorbei ins attraktive Industriegebiet «Allmend/Schachen». Das vorher «wertlose» Riedgebiet wurde ab 1926 drainiert und ab 1960 erschlossen. Bis 1979 war einzig die Durisol AG, heutige Montana Bausysteme, angesiedelt. Stand heute gibt es in Villmergen 275 Arbeitsstätten (22 Land- und Forstwirtschaft, 78 Industrie- und Gewerbebetriebe und 175 Dienstleistungen) – total mehr als 3000 Arbeitsplätze. Im Industriegebiet Allmend weltweit interessante und ganz grosse Firmen: Kunststoffe (Cellpack, Novoglas), Bau (Montana, Zisola, Notter Baustoffe), Logistik (Planzer, Postlogistik, Gebindelogistik GLC), aber auch internationale Hochtechnologie (Raumfahrt, Elektronik, Medizin, Formel 1, Helikoptertechnik).
Grillplausch im zentralen Werkhof mit Feuerwehr
Bauamt, Werkhof und Dienstleistungen für öffentliche Anlagen sind seit 1995 zusammen mit der hundertköpfigen Feuerwehr Rietenberg (Villmergen und Dintikon) in den «Kombibauten» westlich des Dorfes konzentriert. Dort hat der Verkehrs- und Verschönerungsverein das prächtige Mittagessen für die Neuzuzüger bereitgestellt. Nebenbei erfährt man – von Josef Würsch –, dass am Vorabend das Mitarbeiterfest der 100 (!) Gemeindeangestellten hier stattgefunden hat, 70 haben teilgenommen.
Übrigens lernten die Neuzuzüger ganz nebenbei so ein paar besondere «Spezialitäten» ihrer Wahlheimat kennen: das «Villmergerle», also das Anstossen zu jedem Schluck Wein, das «Bschiesse» beim Jassen müssen sie noch erlernen und auch die Jasskartengrenze deutsch/welsch erfahren. Und was gabs als «Bhaltis» für jeden zum Abschied neben einem prächtigen Nussgipfel? Ein «Villmergerli» vom Bäcker Bättig aus dem Dorf. Der Berichterstatter, der Villmergen sehr gut und lange kennt, hat auch etwas Neues erfahren: Die Villmerger Ortsbürger heissen «Ohremärkler» – gut zu wissen.