Rudolfstetten: Gerontologin Carmen Frei zeigte Wege für gutes Altern auf
«Altern ohne Humor ist nicht lustig», sagte Carmen Frei beim Vortrag zum Thema «Altern – aufregend anders» im Pfarreizentrum in Rudolfstetten. Eingeladen hatte die ...
Rudolfstetten: Gerontologin Carmen Frei zeigte Wege für gutes Altern auf
«Altern ohne Humor ist nicht lustig», sagte Carmen Frei beim Vortrag zum Thema «Altern – aufregend anders» im Pfarreizentrum in Rudolfstetten. Eingeladen hatte die Gruppe «Frauen unterwegs» der Frauengemeinschaft. Das Interesse war gross.
Erika Obrist
Alte Menschen – das sind doch die, welche an der Kasse im Laden das Kleingeld langsam aus dem Portemonnaie klauben, um noch ein paar Worte mit der Verkäuferin wechseln zu können. Oder diejenigen, welche die Welt entschleunigen, weil sie mit ihren Gehhilfen den Eingang in den Zug blockieren. Das mag vereinzelt zutreffen, doch häufiger sind die älteren Menschen heute mit Flugzeug, Kreuzfahrtschiff oder Reisebus unterwegs und entdecken neue Länder und Orte. Anders ausgedrückt: Das Altern hat sich gewandelt.
Selbstbestimmt unterwegs
Auf diesen Wandel ging Referentin Carmen Frei aus Fahrwangen ein. Sie richtete dabei ihren Blick auf die biologischen, medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekte. Früher habe es drei Generationen gegeben: Kindheit, Erwerbszeit und Alter. «Das Alter als Generation gibt es so nicht», sagte die Gerontologin. Die Zeit nach der Pensionierung werde in drei Phasen eingeteilt.
Die agile Phase dauere bis zum 80. Lebensjahr, die fragile Phase bis zum 100. Lebensjahr, danach folge die hochfragile Phase. Viele der älteren Menschen seien gut gebildet und finanziell abgesichert. «Damit wachsen die Ansprüche.» Auch bezüglich Selbstbestimmung. Diese Menschen stünden mitten im Leben. «Sie sind ein Wirtschaftsfaktor für viele Branchen», so Carmen Frei. Sie gab zu bedenken: «Das gilt nicht nur für Reiseunternehmen.»
Auf der anderen Seite habe jedes zehnte Rentnerpaar ein Vermögen von weniger als 10 000 Franken und die Abhängigkeit von Ergänzungsleistungen steige. An die 50 000 Menschen in der Schweiz lebten gar in schwerer Armut. «Sie verschwinden aus der Öffentlichkeit.» Arm, alt, unsichtbar. Man müsse das sehen wollen. Und die Gesellschaft müsse sich dieser Menschen annehmen.
Offen bleiben für Neues
Dass es immer weniger Kinder und immer mehr Rentnerinnen und Rentner gibt, ist eine Tatsache. Daher sei es wichtig, dass man sich auch im Alter bilde. Auch die politische Bildung sei wichtig. «Die älteren Menschen werden in den nächsten Jahren die politische Zukunft bestimmen – weil sie in der Überzahl sind», so die Referentin. Von daher sei es wichtig, immer offen zu bleiben für Neues, denn das Alter dauere 20 bis 30 Jahre. Wenn nicht noch mehr. Für ein erfülltes Alter brauche es einen Plan. Es gelte, das Leben vom Ende her zu denken und sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Wichtig sei auch, mit anderen über dieses Ende zu reden und gut vorzusorgen. Damit man bis zuletzt gut leben kann. Es gebe unzählige Möglichkeiten, Sinnvolles zu tun. Freiwilligenarbeit beispielsweise; diese nehme bedauerlicherweise bei Menschen über 65 Jahre ab. Gut altern heisse lernen, lieben, laufen, lachen. Sich und andere immer wieder überraschen. «Denn altern ohne Humor ist nicht lustig», schloss Carmen Frei ihr Referat vor gut interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern.
Beim anschliessenden Apéro wurde rege über das Gehörte diskutiert.