Grünes Licht für Kooperation
28.11.2023 Villmergen, Region UnterfreiamtVillmerger sagen Ja zum ewz
«Ein Wärmeverbund ist ein erster Schritt zur Umsetzung der Energiestrategie 2050», sagt Vizeammann Renato Sanvido an der «Gmeind» in Villmergen. Das sahen auch die 96 Stimmberechtigten so und stimmten der Kooperation ...
Villmerger sagen Ja zum ewz
«Ein Wärmeverbund ist ein erster Schritt zur Umsetzung der Energiestrategie 2050», sagt Vizeammann Renato Sanvido an der «Gmeind» in Villmergen. Das sahen auch die 96 Stimmberechtigten so und stimmten der Kooperation mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) sowie dem Verpf lichtungskredit von 6,6 Millionen Franken zu.
Die Vorteile überwiegen und dies hat den Souverän überzeugt. Zum einen werde die energetische Abhängigkeit vom Ausland durch Verwendung lokal produzierter Holzschnitzel reduziert und zum anderen der Co2-Ausstoss gegenüber fossilen Energieträgern gesenkt.
Die Investitionen werden dank der Spezialfinanzierung durch die Nutzer und nicht nur die Steuerzahlenden getragen. --red
Villmergen kann den Wärmeverbund mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) realisieren
Die Einwohnergemeindeversammlung Villmergen genehmigte alle Kreditanträge des Gemeinderates und das Budget 2024 deutlich, sodass der Wärmeverbund Nord in Angriff genommen werden kann. Die erste Wärmelieferung an die Bezüger soll im Herbst 2024 erfolgen.
Walter Minder
Gemeindeammann Ueli Lütolf konnte am letzten Freitag in der Mehrzweckhalle Dorf 96 Stimmberechtigte begrüssen. «Ich danke Ihnen für Ihr Interesse, muss Sie aber leider enttäuschen: Obwohl heute Black Friday ist, können wir Ihnen für Ihr Kommen keinen Rabatt auf die Steuerrechnung gewähren…»
«Waren wohl zu schnell unterwegs»
Im Zentrum des Abends stand das Traktandum «Realisierung eines ökologischen und wirtschaftlichen Wärmeverbundes durch eine neue Spezialfinanzierung Wärmeversorgung». Vizeammann Renato Sanvido erwähnte einleitend, dass dieses Projekt für den Gemeinderat ein sehr wichtiges Anliegen ist. «Wir waren wahrscheinlich ein bisschen zu schnell unterwegs und haben Verunsicherung ausgelöst, die letztlich vor einem Jahr zur Rückweisung geführt hat.» Er entschuldigte sich im Namen seiner Behörde und wies darauf hin, dass an der gut besuchten Infoveranstaltung Ende Oktober im Detail informiert worden ist. Heute gehe es darum, aufzuzeigen, warum ein Wärmeverbund eine zukunftsorientierte Lösung und ein Kooperationsvertrag mit dem ewz der richtige Weg ist.
Villmergen kann Weltklima nicht retten
Als Argumente erwähnte er unter anderem die Reduktion der energetischen Abhängigkeit vom Ausland durch Verwendung lokal produzierter Holzschnitzel oder die Senkung des CO2-Ausstosses gegenüber fossilen Energieträgern. «Wir sind uns bewusst, dass Villmergen das Weltklima nicht retten kann, aber ein Wärmeverbund ist ein erster Schritt zur Umsetzung der Energiestrategie 2050.»
Der Gemeinderat akzeptiere aufgrund der vielen Vorteile, dass die Kosten gegenüber fossilen Lösungen momentan leicht höher liegen. In den geplanten Wärmeverbund Nord soll der bestehende Verbund Stähli integriert werden, sodass ein wirtschaftlich tragbarer Betrieb gesichert ist. «Wir haben nach der Gemeindeversammlung letztes Jahr die drei Varianten Alleingang, Fremdvergabe und Kooperation anhand von 20 Kriterien kritisch hinterfragt und uns klar dafür entschieden, das Steuerrad in den eigenen Händen zu halten, was durch eine Kooperation garantiert ist.» Zudem biete diese auch finanzielle Vorteile: Von den budgetierten Investitionskosten von 9,8 übernimmt das ewz 3,2 Millionen Franken.
Aus der Versammlung wurde die Frage gestellt, ob sich die Gemeinde das Projekt überhaupt leisten kann. Sanvido: «Die Investitionen werden dank der Spezialfinanzierung durch die Nutzer und nicht durch die Steuerzahlenden getragen.» In der Abstimmung wurden sowohl der Kooperationsvertrag mit dem ewz als auch der Verpf lichtungskredit von 6,6 Millionen Franken deutlich bewilligt. Im Namen der ewz bedankte sich Markus Fischer, Leiter Verkauf Energielösungen, für das Vertrauen, «ich habe kaum eine Gemeinde erlebt, die sich derart deutlich für eine Zukunftslösung in der Energieversorgung entschieden hat.»
Strassensanierungen sind notwendig
Auch die beiden Kreditanträge über 2,8 Millionen Franken für die Sanierung der Werkleitungen inklusive öffentlicher Beleuchtung im Bereich Waagmattenweg, Sagiweg, Forellenweg, Mühlemattenweg und Dorfmattenstrasse sowie über 3,8 Millionen Franken für die Belags- und Werkleitungssanierungen im Bereich Allmendstrasse, Nordstrasse und Durisolstrasse wurden grossmehrheitlich genehmigt.
Aus der Versammlung wurde im Zusammenhang mit diesen Projekten die grundsätzliche Frage gestellt, ob auch ein Sauberwasser-Leitungssystem geplant sei, damit sauberes Wasser in einen Bach statt in die Kläranlage geführt wird. Da durch die Realisierung des Wärmeverbundes für die beiden Sanierungsprojekte ein Termindruck entsteht, sei eine Aufrüstung nicht möglich. Sanvido: «Es ist aber tatsächlich ein wichtiges Thema und der Gemeinderat wird sich rasch damit befassen.» Ein weiterer Diskussionspunkt war die Lichtverschmutzung durch die Strassenbeleuchtung. «Als Grundbeleuchtung in der Nacht dimmen wir die LED-Lampen bereits jetzt auf 30 Prozent zurück, daran wollen wir aus Sicherheitsgründen festhalten.»
Budget 2024 mit unverändertem Steuerfuss
Das Budget 2024 der Einwohnergemeinde rechnet bei einem unveränderten Steuerfuss von 102 Prozent mit einem Aufwandüberschuss von rund 876 000 Franken. Sanvido: «Anfangs lag das Minus bei 1,7 Millionen Franken, dank kritischer Überprüfung konnten die Zahlen deutlich verbessert werden.» Ein Blick in die Zukunft zeigt aber, dass die finanziellen Hürden höher werden können. «Im Finanzplan 2025 bis 2033 gehen wir von Investitionen von rund 61 Millionen Franken und entsprechend wachsenden Defiziten ab 2028 in der Grössenordnung von plus/minus 1,2 Millionen Franken aus, zu deren Deckung eine etappierte Anpassung des Steuerfusses wohl unumgänglich sein wird.»
Auch die Nettoverschuldung wird entsprechend deutlich steigen. Sanvido: «Es ist wichtig, dass die Stimmberechtigten wissen, wohin die Reise geht.» Er schloss seine Ausführungen mit einem Blick auf die mögliche finanzielle Entwicklung bei einer Anhebung des Steuerfusses auf 110 Prozent und dem Hinweis, dass allenfalls ein Antrag an der Budget-Gemeindeversammlung im November 2024 vorgelegt wird und sich die Gemeinde auf notwendige Projekte beschränken muss. Aus der Versammlung wurde die Befürchtung geäussert, dass 110 nicht genügen, «es braucht 130 Prozent.» Und ein Stimmberechtigter stellte unter dem Motto «Nur was notwendig ist» den Antrag, die im Budget für weitere Sitzgelegenheiten auf dem Dorfplatz vorgesehenen 30 000 Franken zu streichen, was von der Mehrzahl der Stimmberechtigten unterstützt wurde. Unter diesem Vorbehalt wurde das Budget 2024 mit einem Steuerfuss von 102 Prozent grossmehrheitlich genehmigt.
Die Beschlüsse
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Villmergen genehmigten alle Anträge. Dies waren: 1. Protokoll. – 2. Realisierung eines ökologischen und wirtschaftlichen Wärmeverbunds durch eine neue Spezialfinanzierung Wärmeversorgung: a) Genehmigung des Kooperationsvertrags; b) Verpflichtungskredit von 6,61 Millionen Franken für die Realisierung des Wärmeverbunds. – 3. Verpf lichtungskredit von 2,832 Millionen Franken für die Sanierung der Werkleitungen Wasser, Elektrizität und öffentliche Beleuchtung im Waagmattenweg von Bündtenstrasse bis Waagmattenweg Tennisplatz, des Sagiwegs, des Forellenwegs, des Mühlemattenwegs sowie der Dorfmattenstrasse von Dorfmattenstrasse 46 bis Bündtenstrasse. – 4. Verpflichtungskredit von 3,829 Millionen Franken für die Belags- und Werkleitungssanierungen Wasser, Elektrizität und öffentliche Beleuchtung in der Allmend- und Nordstrasse sowie einem Teil der Durisolstrasse. – 5. Budget 2024 mit einem Steuerfuss von 102 Prozent. --wam