Grossartige Einblicke
12.12.2025 BremgartenBremgarter Neujahrsblätter 2026 sind erschienen
Die Schodoler Gesellschaft Bremgarten veröffentlicht mit den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» ein 168-seitiges Werk. Darin sind Aktuelles und Vergangenes nachzulesen. Womit Erinnerungen ...
Bremgarter Neujahrsblätter 2026 sind erschienen
Die Schodoler Gesellschaft Bremgarten veröffentlicht mit den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» ein 168-seitiges Werk. Darin sind Aktuelles und Vergangenes nachzulesen. Womit Erinnerungen festgehalten werden.
Roger Wetli
Am 4. Mai 2025 wurde das Bremgarter Stadtrelief feierlich am Obertorplatz enthüllt. Es hilft seither Einheimischen und Auswärtigen, sich in Bremgarten zu orientieren und einen Überblick über das Städtchen zu erhalten. In den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» erfährt man die ganze Geschichte, bis es zu diesem grossen Feiertag kam. Heinz Briner investierte über 2000 Stunden Fronarbeit in dieses Stadtrelief. Er gründete dafür zusammen mit Dora Weissenbach, Heinz Koch, Marco Portmann und Stefan Troxler extra die «IG Relief Bremgarten». Diese fand zahlreiche Sponsoren und Gönner. Ab 2011 ging es richtig los. IG-Mitglieder und Gönner waren schliesslich auch dabei, als Teile des Reliefs in der Glockengiesserei A. Rüetschi in Aarau aus über 1000 Grad heisser flüssiger Bronze entstanden. Die Einweihung Anfang Mai bildete den Abschluss dieses langen Prozesses. Stadträtin Claudia Bamert bezeichnete das Relief an der Einweihung als «Google Maps zum Anfassen». Und das ist es tatsächlich.
Für Betrugsfall verwendet
Für eine bessere Orientierung sorgen die Bremgarter Neujahrsblätter 2026 gleich selbst. Sie erscheinen jetzt erstmals 15 Millimeter höher und breiter. Dafür verzichten die Verantwortlichen zum ersten Mal auf die Liste der Seniorinnen und Senioren. Die Schodoler Gesellschaft schreibt, dass ihr aufgrund dieser Liste bereits rechtliche Schritte angedroht wurden. Zudem habe vor einigen Monaten jemand offensichtlich diese Liste missbräuchlich für einen Betrugsfall verwendet.
Die Shoah überlebt
Ein längerer Bericht in den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» widmet sich dem Leben von Hanna Meyer, geborene Moses. Sie kam am 30. September 1927 in Karlsruhe i. B. zur Welt. Die Familie der Jüdin plante in den 1930er-Jahren immer wieder die Ausreise nach Deutschland, was aber nicht klappte. 1940 wurde sie nach Frankreich ins Konzentrationslager Gurs gebracht, wo sie Schreckliches erlebte. Im April 1943 gelangen Hanna Meyer und ihrer Schwester die Flucht und sie kamen schliesslich über Umwege in die Schweiz. Nach mehreren Stationen heiratete sie 1963 ihren Mann Werner Meyer und übersiedelte dafür an seinen Wohn- und Geschäftssitz in Bremgarten. Noch im selben Jahr gebar sie einen Sohn und 1968 eine Tochter. Die Vergangenheit liess Hanna Meyer nicht los. Ab 1979 besuchte sie Orte aus ihrer Kindheit und Jugend. Mit der Zeit entwickelte sie ein Verlangen nach Aufarbeitung des Geschehenen. Zudem besuchte sie als Zeitzeugin viele Schulen, beteiligte sich an verschiedenen Projekten zur Erinnerungsaufbereitung und half vielen Autoren bei der Verfassung von Werken zur Shoah. Hanna Meyer starb 2024. Seither führt der Sohn Rolf das Werk seiner Mutter weiter. Auch er besucht Schulen und warnt vor einer Wiederholung der Geschichte.
Hoch geflogen und tief gefallen
Eine ganz andere Geschichte ist diejenige von Robert Weissenbach (1851– 1907), die in den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» nachgezeichnet wird. 1882 rettete er zusammen mit dem «Krone-»Wirt Josef Anton Schmid vier Flösser aus der Reuss. Robert Weissenbach gelangte aber noch zu viel mehr Ruhm. Er wurde Stadtammann, Gerichtspräsident und Nationalrat. Dieser Glanz bekam ab 1893 Risse, als die «Neue Zürcher Zeitung» berichtete, dass Weissenbach von der Geheimpolizei festgenommen wurde. Er landete wegen Vermögensdelikten im Gefängnis und verlor alle politischen Ämter. In einer Korbwarenfabrik verbrachte er den Rest seines Berufslebens. Die Tätigkeit hatte er wohl im Gefängnis gelernt. Diese Korberei am Bärengässlein führte später sein Sohn Leo weiter.
Ein Bilderbericht widmet sich in den «Bremgarter Neujahrsblättern 2026» der «schleichenden Metamorphose des Mutschellenhangs.» Wo sich die Mutschellenstrasse noch vor 50 Jahren durch locker überbautes Terrain schlängelte, wird das Bild heute durch Wohnhäuser und Baustellen geprägt. Der Bildbericht zeigt Häuserruinen, Baugruben, offene Wiese, Neu- und Altbauten. Es entsteht dadurch ein wichtiges Zeitzeugnis.
Von Abfallgruben und -gebühren
Den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt auch der Artikel «Wohin mit dem Abfall?». Darin wird die Geschichte der Abfallentsorgung in und um Bremgarten aufgearbeitet.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde nicht wiederverwertbarer Abfall in Gruben in der Natur vergraben oder gleich ins Gewässer gekippt. Kehrichtverbrennungsanlagen ersetzten schliesslich die Deponien. 1984 wurde in Bremgarten eine Grüngutabfuhr eingerichtet. Die ersten Abfallsackgebühren verlangte die Stadt ab 1986. Die «Bremgarter Neujahrsblätter 2026» zeigen auch auf, wie der Abfall heute entsorgt wird – dies mit all seinen Spezialsammlungen.
Es gibt noch viele weitere Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart in den Blättern der Schodoler Gesellschaft zu entdecken. Bezogen können diese an den folgenden Verkaufsstellen: Reisezentrum AVA, Bahnhof. – Papeterie Heusser, Sunnemärt. – Stadtkanzlei. – Stadtbibliothek. – Herrenmode Rolf Meyer.
Die Jahresversammlung des Vereins Schodoler Gesellschaft findet am Sonntag, 11. Januar, ab 14.30 Uhr im Spiegelsaal des Schellenhauses statt.

